Für mich leider zu langatmig und unglaubwürdig
Rezension
DieGefangenen
#DebraJoImmergut
Angepriesen von der New York Times als bester Spannungsroman des Jahres waren die Erwartungen meinerseits natürlich hoch. Das muss ich zugeben. Aber selbst ohne ...
Rezension
DieGefangenen#DebraJoImmergut
Angepriesen von der New York Times als bester Spannungsroman des Jahres waren die Erwartungen meinerseits natürlich hoch. Das muss ich zugeben. Aber selbst ohne diese Lobhudelei der New York Times könnte ich vermutlich nach dem Lesen nur den Kopf hängen lassen. Das war einfach nichts! 😕 Ich habe die ganze Zeit auf den großen Knall gewartet, den lang ersehnten Twist, das fulminante Ende, aber nichts davon gab es für mich. 🤷♀️
Aber fangen wir mal von vorn an: Frank Lundquist ist Gefängnispsychologe. Nicht weil er das schon immer sein wollte. Nein, eher weil er in seinem vorherigen Job als Jugendpsychologe der Reichen und Schönen in Manhattan schlicht und ergreifend vergeigt hat. 🙈 Eins Tages bekommt er eine Patientin zugeordnet, die er kennt. Es ist Miranda, eine ehemalige Mitschülerin aus der Highscool. Und natürlich ist sie nicht nur irgendeine Mitschülerin, sondern das Mädchen, in das er zur Schulzeit unheimlich verschossen war. 😳 Statt ihre Behandlung nun an einen Kollegen abzugeben, wie es sich gehört hätte (schließlich ist er befangen), verschweigt er es und verliebt sich erneut in sie.
Tatsächlich passiert im Roman nicht viel mehr als das. Natürlich erfahren wir einiges über das Leben im Gefängnis und die Vergangenheit der Hauptfiguren, aber ehrlich gesagt, plätscherte das alles nur so vor sich hin. 😴
Ja, es gab auch Dinge, die mir gut gefielen, beispielsweise die Kapitelüberschriften. "Übernehmen Sie keine therapeutische Funktion, wenn Objektivität nicht gewährleistet werden kann. (Ethische Prinzipien und Verhaltenskodex des amerikanischen Psychologenverbands, Richtlinie 3.06)": So beginnt das Buch als Frank den Fall annimmt, obwohl er seine ehemalige Mitschülerin erkennt. Jeder seiner Fehler wird im Buch dadurch angekündigt. Das gefiel mir richtig gut. 😎 Auch dass ich als Leserin direkt von Frank angesprochen wurde, gefiel mir. Die vielen Andeutungen über seine Fehler und Mirandas Vergehen hielten die Spannung am Anfang auch noch. 🤔
Aber dann gab es da lauter Dinge, die die Handlung und die Spannung immer wieder ausbremsten: die Kapitel über Mirandas Kindheit, die Kapitel über Franks Bruder Clyde... Es war einfach so viel Hintergrund, dass die eigentliche Geschichte, die eben gar nicht so schlecht ist, auf der Strecke blieb. Ja, natürlich war der Hintergrund wichtig, um die Figuren und ihre Handlungen zu verstehen, aber dieser hätte für mich deutlich kürzer ausfallen müssen. Die Ausflüge in die Vergangenheit waren einfach zu lang. 😐 Sobald man mal in der Gegenwart war, wurde es auch wieder spannender, aber dann wiederholte sich die Autorin leider oft, in dem Sie uns die Handlung erst aus Franks Sicht und dann aus Mirandas Sicht schilderte. Diese Doppelungen bremsten wieder die Spannung aus und brachten mir keinen Mehrwert. (Details kann ich ohne Spoiler leider nicht nennen.)
Zu den Figuren fand ich, trotz dieser Darstellung, einfach keinen Zugang. Sie waren so gar nicht sympathisch. Sie waren aber auch nicht so übel, dass man sie hassen konnte. Irgendwie entwickelte ich eine Gleichgültigkeit. 🤐
Nun aber wieder zum Positiven: Ein, zwei Dinge konnten mich am Ende schon überraschen. 😮 Diese Überraschungen waren jedoch so unvermittelt, dass ich auch damit nicht glücklich wurde. Viel zu schnell wurde hier eine große Wendung einfach holterdiepolter runtergeschrieben. ☹ Schade! Eine Figur, die plötzlich ihr ganzes Handeln ändert, ohne dass ich es verstehe, ist zwar überraschend, aber für mich nicht authentisch. Ich möchte aber, dass die Figuren authentisch sind UND das Ende plausibel ist.
Also summa summarum war das Buch nichts für mich. Schade, aber nicht zu ändern. Es gab durchaus zwei, drei Wendungen, die ich super fand, der Schreibstil war angenehm, aber die Spannung fehlte mir und ich wurde mit den Figuren nicht glücklich. Dafür habe ich aber ein schönes Zitat aus dem Buch mitgenommen, das mir im Gedächtnis geblieben ist: "Man sollte da wachsen, wo man gepflanzt wird."
🌱🌳 Vielleicht gibt es hier Leser/innen, die ruhigere Romane mit Drama vorziehen und keine Thriller gewohnt sind. Ihr könnt an dem Buch sicher eure Freude haben. 👍