Kleine Frevel in die Freiheit
Deesha Philyaw entwirft in ihrem vielgelobten Erzählband „Church Ladies“ ein empathisches, poetisches und kraftvolles Panorama an jungen Afroamerikanerinnen, die sich von der christlichen Kirche indoktrinierten ...
Deesha Philyaw entwirft in ihrem vielgelobten Erzählband „Church Ladies“ ein empathisches, poetisches und kraftvolles Panorama an jungen Afroamerikanerinnen, die sich von der christlichen Kirche indoktrinierten Schuld und Scham befreien. In neun eindringlichen Short Stories und mit einer lyrischen Prosa stehen dabei ganz unterschiedliche persönliche Konflikte der Protagonistinnen im Vordergrund und doch ähneln sie sich im Motiv: Weg mit dem strengen und scheinheiligen Moralkatalog, den die Mütter, Pastoren oder der Bibelkreis predigen und der das eigene Ausleben von Wünschen, Weiblichkeit und Selbstbestimmung gehemmt hat.
Dabei spielt Deesha Philyaw in ihrem eindrucksvollen Debüt mit einer Bandbreite an Emotionen und literarischen Erzählweisen: mal frivol-frech, nachdenklich-melancholisch oder humorvoll-lakonisch, mal auktorial oder als langer Ich-Monolog zeichnet sie auch mit Briefen, Tagebucheinträgen oder fein beobachteten Szenen ein sehr sinnliches und authentisches Bild von Frauen, die einen Blick hinter die Doppelmoral in ihrem strengen kirchlichen Umfeld werfen und sich sexuell oder emotional befreien. Klug, bewegend und pointiert erhält der Leser dabei einen tiefen Blick in die Seelen, Sehnsüchte und Gedanken der jungen Frauen, aber auch in destruktive familiäre Konstrukte, die jahrelang unterdrücken und verletzen.
Die Autorin verwebt gekonnt nuancierte Erzählfreude mit Lebensweisheit – lange war sie selbst in Gottesdiensten und Kirchengemeinden präsent. Diese Authentizität und präzise Beobachtungsgabe zeichnen die talentierte und vielversprechende Autorin aus und lassen die fein geschliffenen Kurzgeschichten lange nachhallen.