Cover-Bild Die Verängstigten
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blessing
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 27.08.2018
  • ISBN: 9783896676276
Dima Wannous

Die Verängstigten

Roman
Larissa Bender (Übersetzer)

Als Suleima im Wartezimmer eines Psychologen Nassim, einen Arzt und Schriftsteller, kennenlernt, entspinnt sich zwischen den beiden eine Amour Fou, die viele Jahre andauert. Als in Syrien der Krieg ausbricht, flieht Nassim nach Deutschland und lässt nichts mehr von sich hören. Doch eines Tages erreicht Suleima ein Manuskript ihres Freundes. Bei der Lektüre stellt sie fest, dass Nassim eine Geschichte erzählt, die sehr viel mit ihrer eigenen zu tun hat. Salma, die Protagonistin aus Nassims Manuskript, erzählt von dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter, vom frühen Tod des Vaters und den Schwierigkeiten, mit Eltern aufzuwachsen, die unterschiedlichen Religionen angehören, in einer Familie, die von der Diktatur zermalmt wurde.

Für Suleima wird die Lektüre von Nassims Manuskript zu einer Reise zu sich selbst, in magischen Traumbildern arbeitet sie ihre eigene Vergangenheit auf, beginnt ihre Geschichte zu begreifen und macht sich schließlich auf die Suche nach der Frau, die ihr Schicksal teilt.

Das eindringliche Zeugnis einer von gesellschaftlichen und politischen Wirren beschädigten Biografie, die das Schicksal einer ganzen Generation wiederspiegelt, erzählt in einer kraftvollen und poetischen Sprache von einer der wichtigsten Stimmen der arabischen Gegenwartsliteratur.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2019

Bewegender Einblick in die syrische Geschichte

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Suleima lernt im Wartezimmer ihres Psychologen Kamil den Arzt und Schriftsteller Nassim kennen. Zwischen ihnen entwickelt sich eine über Jahre andauernde Beziehung, die sich einerseits durch große Distanz ...

Suleima lernt im Wartezimmer ihres Psychologen Kamil den Arzt und Schriftsteller Nassim kennen. Zwischen ihnen entwickelt sich eine über Jahre andauernde Beziehung, die sich einerseits durch große Distanz und andererseits durch Momente des tiefen Verständnisses auszeichnet. Als Nassim schließlich mit seinem Vater nach Deutschland flieht, bleibt Suleima allein zurück. Sie erhält jedoch ein Manuskript ihres Freundes, dessen Inhalt sie immer mehr an ihre eigene Familiengeschichte erinnert. Parallelen wie der frühe Tod des Vaters oder der vermisste Bruder sind ebenso auffällig wie das schwierige Verhältnis zur Mutter.

Durch die Lektüre des Romans setzt sich Suleima mehr und mehr mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinander und will sich schließlich mit Salma, der Frau, die hinter Nassims Protagonistin steckt, treffen.

Das Buch ist in einer klaren, aber dennoch leichten und poetischen Sprache verfasst und lässt sich sehr gut lesen. Ich hatte mich literarisch noch nie mit der Geschichte oder Politik Syriens beschäftigt, und trotzdem gelang der Einstieg in den Roman reibungslos. Wannous schafft es, die Zerrissenheit eines ganzen Landes beispielhaft an der Familie aufzuzeigen. Denn auch innerhalb dieser haben sich durch unterschiedliche Religionszugehörigkeiten der einzelnen Mitglieder tiefe Risse gezogen, die sich auch Jahre später nicht so einfach kitten lassen. Keiner traut dem anderen und die Angst vor Überwachung und Folter durch das Regime sind allgegenwärtig. Diese Themen verarbeitet Wannous jedoch nicht plakativ oder mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern verwebt sie geschickt mit der Geschichte ihrer Protagonisten.

Im Nachwort der Übersetzerin Larissa Bender ist auf sechs Seiten unter anderem ein kurzer Abriss der syrischen Geschichte seit 1946 aufgeführt. Dieser hilft noch einmal dabei, die im Roman erwähnten historischen Ereignisse einzuordnen.

Ich kann das Buch nur empfehlen, da es nicht nur sprachlich ein echter Gewinn ist, sondern ebenso einen Einblick in die syrische Gesellschaft bietet, wie man ihn nur über die Literatur erhalten kann. Emotional, aufwühlend und nachhaltig.

Die volle Punktzahl habe ich nicht vergeben, da mir das Ende etwas zu abrupt kam. Beim Rückblick auf den Roman überwiegen jedoch klar die starken und eindringlichen Bilder. Absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 05.10.2018

Angst lässt die Seele erkalten …

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In der überfüllten Praxis des Psychotherapeuten Kamil lernen sie sich kennen und lieben, die 30jährige Suleima und der Arzt und Schriftsteller Nassim. Ihre Beziehung dauert viele Jahre und ist überschattet ...

In der überfüllten Praxis des Psychotherapeuten Kamil lernen sie sich kennen und lieben, die 30jährige Suleima und der Arzt und Schriftsteller Nassim. Ihre Beziehung dauert viele Jahre und ist überschattet von Diktatur und Bürgerkrieg in Syrien. Nassim wird verhaftet und 30 Tage unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt. Nach seiner Freilassung flieht er nach Deutschland. Lange hört Suleima nichts mehr von ihm, bis sie eines Tages das Manuskript seines neuen Romans erhält. In der Protagonistin Salma glaubt Suleima, sich selbst wieder zu erkennen. Auch sie verlor früh ihren Vater, hatte ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter und auch ihre Familie ist während der Diktatur auseinander gerissen worden. Für Suleima ist Nassims Geschichte der Anlass, ihre eigene Geschichte und Vergangenheit zu hinterfragen, beklemmende und schmerzhafte Erinnerungen aufzuarbeiten und letztendlich zu sich selbst zu finden …

Die Autorin Dima Wannous wurde 1982 in Damaskus geboren und studierte an der dortigen Universität und an der Sorbonne in Paris Französische Literatur. Sie lebt derzeit in London und schreibt regelmäßig für arabischsprachige Tageszeitungen. Ihr Roman "Die Verängstigten" stand auf der Shortlist für den "International Prize for Arabic Fiction 2018".

Es geht im ganzen Roman um Angst, Angst vor der Angst, Panik und Panikattacken, Trauer und Verzweiflung – 247 Buchseiten lang. Das muss man erst mal aushalten! Angst scheint das Leben aller in Syrien zu beherrschen, scheint sie in den Wahnsinn zu treiben und bei allen ihre Spuren zu hinterlassen. Nicht nur die Opfer, auch die Täter leiden unter psychischen Störungen und bevölkern Kamils Wartezimmer. – Irgendwann wurde es mir zu viel, ich war wie betäubt und konnte das Gelesene nicht mehr richtig einordnen, war nur noch unbeteiligte Beobachterin. Sehr hilfreich mir war dann das Nachwort von Larissa Bender beim Verständnis zur Geschichte des Landes und zum Realisieren dieses teilweise autobiografischen Romans.

Fazit: Ein außergewöhnliches Werk über die Absurdität des syrischen Alltags – berührend und verstörend.