Cover-Bild Arminuta
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kunstmann, A
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 12.09.2018
  • ISBN: 9783956142536
Donatella Di Pietrantonio

Arminuta

Maja Pflug (Übersetzer)

Im Dorf nennen sie alle nur Arminuta, die Zurückgekommene. Warum hat man sie zu ihren leiblichen Eltern zurückgeschickt? Wer ist ihre Mutter? Die, die sie geboren hat, oder die, bei der sie aufgewachsen ist?
»Als Dreizehnjährige kannte ich meine andere Mutter nicht mehr.« So beginnt die Geschichte, in der ein junges Mädchen mit einem Koffer und einem Sack voller Schuhe bei einer ihr unbekannten Familie abgeliefert wird. Die echten Eltern wollten sie wieder haben, mehr haben ihr die, die sie bisher Vater und Mutter nannte, nicht erklärt. Niemand scheint auf sie gewartet zu haben, alle haben offensichtlich andere Sorgen. Das Essen ist knapp, die Neue muss sich das Bett mit der kleinen Schwester teilen und das Zimmer mit den drei Brüdern. Hier ist alles fremd, die Armut, der Schmutz, die harten Worte. Während sie einen Weg zurück in ihr behütetes Leben in dem kleinen Haus am Strand sucht, entwickeln sich neue Bindungen, zur mutigen Schwester, den Brüdern, der Mutter. Und sie beginnt zu verstehen, wie viele Facetten die Liebe haben kann. Donatella Di Pietrantonio erzählt in dieser ungewöhnlichen Familiengeschichte von Zugehörigkeit und Verantwortung, Verstrickungen und Mutterliebe und davon, was es bedeutet, den eigenen Platz im Leben zu finden. Poetisch, zart und unvergesslich.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2018

zerrissene Kindheit

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Die namenlose Protagonistin, die von allen nur "Arminuta" genannt wird, wird mit 13 Jahren aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten entfernte Verwandte ihrer leiblichen Eltern ...

Die namenlose Protagonistin, die von allen nur "Arminuta" genannt wird, wird mit 13 Jahren aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten entfernte Verwandte ihrer leiblichen Eltern für sie gesorgt und waren für sie Mama und Papa. Doch eines Tages beschließen diese ohne nähere Begründung die Jugendliche zu ihrer leiblichen Familie zurückzubringen. Für das wohl behütete Mädchen aus der Stadt ist die Rückkehr in den ärmlichen, brutalen und einfachen Alltag im Dorf eine Katastrophe...

Die Geschichte wird rein aus der Sicht der Protagonistin erzählt und die Sprache ist gut zu lesen und eindringlich. Ich hatte zu den Ausführungen sofort konkrete Bilder im Kopf, was von Erzählkunst zeugt.

Das Erzählte selbst ist wirklich hart und kann man vieles einfach nicht nachvollziehen. Ich habe zwischen Wut und Unverständnis geschwankt, was die Entscheidungen der Erwachsenen betrifft und doch bewundert, wie Arminuta ihren Weg geht.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und vergebe ich daher 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.09.2018

Die Tochter von Trennungen

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„Das Privileg, das ich aus meinem vorherigen Leben mitbrachte, unterschied mich, isolierte mich in der Familie. Ich war die Arminuta, die Zurückgekommene. Ich sprach eine andere Sprache und wusste nicht ...

„Das Privileg, das ich aus meinem vorherigen Leben mitbrachte, unterschied mich, isolierte mich in der Familie. Ich war die Arminuta, die Zurückgekommene. Ich sprach eine andere Sprache und wusste nicht mehr, wohin ich gehörte.“
Arminuta, ein 13-jähriges Mädchen, dessen echten Namen der Leser nicht erfährt, wird von ihrem Vater ohne weitere Erklärung bei ihren leiblichen Eltern abgeliefert. Plötzlich findet sie sich in einem ärmlichen Haus mit zahlreichen Geschwistern und wenig Platz wieder - sie die bisher das Einzelkind wohlhabender Eltern war und zum Ballettunterricht ging. Erklärungen bekommt sie keine, dafür ändert sich alles. Die Schule ist nur noch Nebensache, zu Hause wird Mitarbeit erwartet und auf Verschwendung folgt harte Strafe. Ein eigenes Zimmer gibt es nicht, anfangs nicht mal ein eigenes Bett und Arminuta hat nur einen einzigen Wunsch: Sie will zurück nach Hause. Aber nach und nach merkt sie, dass ihre Adoptivmutter kein echtes Interesse an ihr zeigt und sie nicht zurückholen wird, selbst wenn sie sich finanziell weiterhin um sie kümmert. Und ihre leibliche Mutter ist schlicht und einfach eine pragmatische Frau ohne besondere Liebenswürdigkeit. Nicht nur ihr gegenüber, sondern auch in Bezug zu den anderen Kindern. Der einzige Trost ist ihre temperamentvolle jüngere Schwester Adriana, die der einsamen Seele Kontra bietet und ihre neugewonnene Schwester mit offenen Armen empfängt. Nach und nach erfährt Arminuta, was tatsächlich zum Bruch zwischen ihrem Elternhaus und den Adoptiveltern geführt hat und sie ist sich der traurigen Tatsache bewusst, dass sie nicht die Tochter einer Mutter ist, sondern die Tochter von Trennungen …
Die italienische Autorin Donatella Di Pietrantonio wurde bereits mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet und schaffte mit diesem Roman ihren internationalen Durchbruch. „Arminuta“ ist ein ungewöhnliches Buch, beschäftigt es sich doch mit einem nicht alltäglichen Inhalt, bei dem ein Kind, ein Teenager eher, zwischen zwei Müttern steht und keine der beiden sich in einer annähernden Mutterrolle befindet. Doch die vordergründige Thematik lässt schnell erkennen, welche Probleme eigentlich entstehen, wenn junge Menschen keinen Rückhalt haben, keine Erklärungen bekommen und wie ein Spielball zwischen den Erwachsenen hin und hergeschoben werden. Und damit gelingt es der Autorin sehr gut, die Stimmung einzufangen, die Bedrücktheit der Protagonistin und jedwede andere Empathie, die Arminuta mit dem Leser teilt.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Betrachtung der Peripherie im unmittelbaren Familienverband. Da gibt es Geschwister, die „die Neue“ nicht mögen und sie ärgern, aber auch andere, die sie brauchen und ihre Nähe suchen, da gibt es plötzlich Erlebnisse, die man mit anderen Kindern teilen kann und Verschwörungstheorien, die unter Bettdecken ausgehandelt werden. Dieses weitläufige Geschwistergefüge wird äußerst intensiv und glaubwürdig geschildert und drängt die verlorene Mutterliebe manchmal sogar in den Hintergrund. Gemeinsam sind wir Kinder stark gegen jedes elterliche Bollwerk!
Da das Buch die Ich-Erzählperspektive wählt, fühlt man sich als Leser wunderbar involviert in die Gedankengänge der Arminuta, die diese anscheinend mit einigem zeitlichen Abstand aus ihrer Erwachsenensicht schildert. Dieser Schreibstil macht betroffen, hilflos und manchmal sogar wütend, in Anbetracht der Zerstörungskraft eines fehlenden Zuhauses für ein unschuldiges Kind. Doch ebenso wie es der Hauptperson ergeht, verliert sich diese Wut allmählich und auch die ewige Frage nach der Schuld oder dem Schuldigen tritt in den Hintergrund, weil ersichtlich wird, dass Arminuta die Problematik ihrer eigenen Kindheit nicht mitgenommen hat in ihr erwachsenes Leben. Die Traurigkeit, die bleibt, doch der Mensch wächst über sich hinaus und setzt andere Schwerpunkte und neue Prioritäten und geht ungeachtet der vergangenen Pein entschlossen in die andere Richtung.
Zum Lieblingsbuch hat mir ein ganz entscheidender Punkt gefehlt und das ist eine gewisse Perspektivenvielfalt. Wie gerne hätte ich in die Köpfe der beiden in meinen Augen sträflichen Mütter geschaut, deren objektives Handeln ich zwar verstehen konnte, aber ganz und gar nicht die inneren Beweggründe. Es wäre für mich wunderbar gewesen, wenn auch einmal die Adoptivmutter Adalgisa zu Wort gekommen wäre oder die leibliche Mutter, die mir immer fremd blieb. Es ist diese Lücke, die ein ansonsten sprachlich ansprechender Roman, nicht schließt und genau dieses I-Tüpfelchen fehlte mir noch.
Fazit: Ich vergebe sehr gute 4 Lesesterne für ein innovatives, generalistisches Buch jenseits des Main-Stream. Auf sehr intensive Art und Weise geht es auf menschliche Familienbeziehungen ein und auf die Interaktion zwischen den Beteiligten. Da gibt es Mütter, Töchter, Söhne und Väter, Nachbarn und Lehrer und jeder trägt einen Anteil im Leben einer Heranwachsenden. Dieses Geflecht lohnt es zu betrachten und sich gemeinsam mit Arminuta auf eine Reise in deren geprüfte Kindheit zu begeben. Mir hat dieser Roman viele Ansatzpunkte geliefert, die zu weiteren Gedankengängen anregen und ich kann ihn guten Herzens empfehlen.

Veröffentlicht am 03.12.2018

Ein tolles Buch!

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Autorin: Donatella Di Pietrantonio
Übersetzung : Maja Pflug
Erschienen im September 2018
Verlag: Antje Kunstmann
Seitenanzahl : 224 (Hardcover)
ISBN: 978-3-95614-253-6
Kosten : 20 Euro


Inhalt:

Die ...

Autorin: Donatella Di Pietrantonio
Übersetzung : Maja Pflug
Erschienen im September 2018
Verlag: Antje Kunstmann
Seitenanzahl : 224 (Hardcover)
ISBN: 978-3-95614-253-6
Kosten : 20 Euro


Inhalt:

Die Protagonistin des Buches ist Arminuta (Die Zurückgekommene), ein 13 jähriges Mädchen. Sie ist Einzelkind aus geordneten Verhältnissen, erhält Ballet- und Schwimmunterricht und wohnt in der Stadt. Nun sind ihre Eltern nicht ihre leiblichen Eltern und schicken sie zurück zu ihren leiblichen Eltern. Sie wollen sie wieder haben, wird ihr gesagt, aber mehr Erklärung bekommt sie nicht. Doch es scheint keiner wirklich auf sie gewartet zu haben. Nicht nur die ärmlichen Verhältnisse, der Schmutz sondern vor allem die psychische und körperliche Gewalt machen ihr in der neuen Familie schwer zu schaffen. Arminuta sehnt sich nach ihrem alten Zuhause, ein Haus am Strand, und vor allem nach ihren Eltern.
Nach und nach freundet sie sich vor allem mit ihrer Schwester Adriana und Vincenzo an und schließt diese in ihr Herz.

"Donatella Di Pietrantonio erzählt in dieser ungewöhnlichen Familiengeschichte von Zugehörigkeit und Verantwortung, Verstrickungen und Mutterliebe und davon, was es bedeutet, den eigenen Platz im Leben zu finden. Poetisch, zart und unvergesslich."(Zitat Klappentext)

Meinung:


Der neue Roman Arminuta verschafft Donatella Di Pietrantonio, geboren in den den Abruzzen, nun den endgültigen internationalen Durchbruch. In der Vergangenheit sind ebenfalls schon im Kunstmann Verlag erschienen : Meine Mutter ist ein Fluss (2013) und Bella mia (2015).
Die Aufmachung des Buches ist sehr hochwertig und das Cover zeigt ein dunkelhaariges Porträtfoto von einem Mädchen. Man kann sich vorstellen, dass es Arminuta ist.
Die Hauptprotagonistin ist Arminuta (Die Zurückgekommene) und die Geschichte wird in der Ich - Form geschildert. Anfangs hatte ich ein wenig Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzufinden, aber als ich in der Geschichte drin war fand ich es gut. Man konnte verstehen wie verloren und allein bzw. auch einsam sich Arminuta in der neuen alten Familie gefühlt haben muss. Wen würde es nicht verzweifeln plötzlich aus seinem gesamten Lebensumfeld rausgerissen zu werden? Bewundernswert wie Arminuta trotz der schwierigen Umstände trotzdem stark bleibt und das Beste aus der Situation macht. Irgendwie schafft sie es auch aus dieser Situation etwas Gutes rauszuholen und findet in ihrer Schwester und auch in ihrem Bruder gute Verbündete. Schließlich findet sie sogar Zugang zu ihrer leiblichen Mutter. Arminuta habe ich als sehr authentisch erlebt, man kann ihre Gedanken und Verhaltensweisen nachvollziehen. Die anderen Protagonisten hätte ich gerne näher kennengelernt. Warum hat ihre Schwester Adriana eingenässt? Zu den Hintergründen erfährt man im Buch nichts. Mir ist sie allerdings sehr sympathisch, weil sie so mutig und unerschrocken ist, weil sie so jung schon so viel Verantwortung zeigt und sich behauptet. Vicenzo ist mir zu wenig durchleuchtet worden, was ihn antreibt bzw. motiviert, man will mehr erfahren, was in ihm vorgegangen sein muss. Ich denke, es liegt aber auch daran, dass das Buch in der Ich -Form geschrieben ist. Die Verhaltensweisen der Mütter sind schwierig nachzuvollziehen für mich. Man kann einfach nur schwer verstehen wie man ein Kind mit sechs Monaten weggeben kann bzw. wie man ein fremdes Kind aufnimmt ohne in Kontakt mit der leiblichen Mutter zu bleiben. Wobei das letztere noch eher nachzuvollziehen ist. Auch wie man es dann schafft ein 13jähriges Kind wegzugeben, will mir nicht einleuchten.
Der Schreibstil ist klar, ohne große Umschweife, Tatsachen folgen auf Tatsachen. Sprachlich hätte es mich gefreut wenn diese mehr gefühlsbetont gewesen wäre bzw. wenn man noch mehr über Gefühle und Gedanken erfahren hätte.

Ich habe das Buch gerne gelesen, die Geschichte ist natürlich traurig, aber ich lese so wahre Geschichten immer super gerne. Die Geschichte lehrt einem, dass man nicht aufgeben darf, dass auch in auswegslosen Situationen sich Gutes entwickeln kann und dass man in einer Familie zueinander stehen muss und sich gegenseitig unterstützen muss. So gesehen ist die Geschichte zwar zu Beginn traurig bzw. erscheint als harte Geschichte, aber am Ende doch irgendwie gut.

Fazit:
Ich finde das Buch gut und kann es weiterempfehlen. Arminuta ist die wahre Geschichte eines mutigen Mädchens, es geht um Zugehörigkeit und Verantwortung, Verstrickung und Mutterliebe. Jeder der seinen Platz im Leben vielleicht noch nicht gefunden hat, sollte dieses Buch lesen, denn von Arminuta kann man viel lernen. Für mich ein dreieinhalb Sterne Buch!