Cover-Bild Das Mädchen
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 04.03.2020
  • ISBN: 9783455008265
Edna O'Brien

Das Mädchen

Roman
Kathrin Razum (Übersetzer)

"Das beeindruckende Zeugnis eines universell menschlichen, über alle Grenzen hinausgehenden Mitgefühls." Neue Zürcher Zeitung

"Ein unbedingt lesenswertes Buch." Frankfurter Rundschau

Wie ihre Mitschülerinnen wurde Maryam von Boko-Haram-Kämpfern aus ihrer nigerianischen Schule an einen ihnen unbekannten Ort entführt. Mit ihrer Freundin Buki übersteht sie die höllische Gefangenschaft und gemeinsam gelingt ihnen die Flucht. Mit  »tiefer, unverbrüchlicher Empathie« (Richard Ford) erzählt Edna O'Brien von einem langen Weg zurück ins Leben, von unvermuteter Hilfsbereitschaft und Mitgefühl. Den kriegerischen Wirren setzt sie die Schönheit der Natur entgegen und gibt der traumatisierten Seele ihre Würde zurück. Aber ist für Maryam überhaupt eine Heimkehr möglich, gibt es doch dort, wo sie einmal zuhause war, keine Sprache für das, was sie durchlebt hat?

Für ihren kunstvollen, mutigen Roman hat Edna O'Brien in den letzten Jahren Nigeria bereist und das Schicksal der entführten Mädchen eingehend recherchiert. Es ist ein Buch über ihr Lebensthema: Gewalt gegen Frauen und deren Fähigkeit, diese wieder und wieder zu überwinden. Gewidmet ist es den Müttern und Töchtern Nordostnigerias. Das Mädchen ist Weltliteratur.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2021

Kein einfaches Buch, umso mehr sehr wichtiges

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„Was war mit dem Mädchen passiert, das ich einmal gewesen war. Es war fort. Ich hatte keine Liebe mehr in mir. Ich wollte sterben. Ich will sterben, flüsterte ich. Ich wusste nicht, was ich sagte. Ich ...

„Was war mit dem Mädchen passiert, das ich einmal gewesen war. Es war fort. Ich hatte keine Liebe mehr in mir. Ich wollte sterben. Ich will sterben, flüsterte ich. Ich wusste nicht, was ich sagte. Ich wusste nicht, wie nah der Tod sein konnte, dass er über uns schwebte.“

Maryam war erst 14 als sie zusammen mit ihren Schulkameradinnen vom Boko Haram entführt wurde und in ein Lager, mitten ins nirgendwo gebracht wurde. Einen Camp, wo sie mit vielen anderen Mädchen hungert, Sklavenarbeit erledigt, mehrfach missbraucht und vergewaltigt wurde. Zwischen all den grausamen Taten wurde sie gegen ihre willen verheiratet und bekommt ein Baby. Während einen Bombenanschlag auf das Terroristenlager gelingt Maryam mit ihrer Tochter und mit ihrer Freundin Buki zu fliehen. Die nehmen ein langen, gefährlichen und irren Weg durch den Urwald nach Hause, doch als sie in ihren Dorf ankommt, wurde sie alles andere als herzlich empfangen...

Mit fast 90 Jahren reist die irländische Autorin nach Nigeria, recherchiert für dieses Buch und redet mit den betroffenen Mädchen und Frauen persönlich, um uns diesen wahrhaften basierten fiktiven Roman zu schenken. Ohne Blatt vor dem Mund, ungeschönt, schlicht aber sehr bildhaft nimmt O'Brian einen nach Nigeria mit und trifft mit Wucht mitten im Herz. Diese Geschichte zu lesen war für mich nicht einfach, denn ihre Schilderungen über die Grausamkeiten waren zwar sachlich, jedoch so detailliert niedergeschrieben, sodass glasklare Bilder in meinem Kopf entstanden hatten. Bilder die mir Gänsehaut auf gesamten Körper, tränen im Augen verursacht, die mich aufgewühlt und sprachlos gemacht hatten.

Es ist definitiv kein einfaches Buch aber umso mehr sehr wichtiges und absolut lesenswertes! Denn es ist kein Märchen und keine Geschichte, sondern PURE Realität!!!

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Veröffentlicht am 16.04.2020

grandioses Buch !

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Edna O’Brien verarbeitet in ihrem Roman das Schicksal der 276 Chibok Mädchen, die im April 2014 von Boko Haram entführt wurden, was weltweit für Aufsehen gesorgt hatte. Sie schildert unverblümt das, was ...

Edna O’Brien verarbeitet in ihrem Roman das Schicksal der 276 Chibok Mädchen, die im April 2014 von Boko Haram entführt wurden, was weltweit für Aufsehen gesorgt hatte. Sie schildert unverblümt das, was sie in der Gefangenschaft erleben.
Maryam, die Icherzählerin und ihre Freundinnen werden aus ihrer Schule entführt und ein unvorstellbares Leben müssen sie aushalten. Da wird massenhaft vergewaltigt.
Dann gelingt ihr die Flucht mit ihrem Kind und ihrer Freundin Bukki. Eine unwahrscheinlich gefährliche Zeit beginnt.
Dieses Buch hat mich emotional völlig fertig gemacht. Ich habe zeitweilen die Hoffnung in unsere Menschheit verloren und war zutiefst zerstört... Was alles auf der Welt passiert ist so grausam und dieses Buch zeigt es ...
Alles andere als eine leichte Kost und nicht leicht hinzunehmen. Der Schreibstil ist sehr fesselnd und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen !
Sowas bewegendes habe ich lange nicht mehr gelesen ! Ich bin der Meinung dieses Buch verdient vieeel mehr Aufmerksamkeit !!!

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Veröffentlicht am 09.03.2020

Edna O'Brien - Das Mädchen

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Gerade noch ist die Welt der Schulmädchen in Ordnung, doch von einer Sekunde auf die nächste ist nichts mehr so wie es war. Die Milizionäre von Boko Haram überfallen sie und bringen die Schülerinnen in ...

Gerade noch ist die Welt der Schulmädchen in Ordnung, doch von einer Sekunde auf die nächste ist nichts mehr so wie es war. Die Milizionäre von Boko Haram überfallen sie und bringen die Schülerinnen in ein Camp im Dschungel. Dort erwarten sie Misshandlungen, Vergewaltigungen, Beschimpfungen und Verachtung. Sie sollen bekehrt werden, konvertieren zum rechten Glauben und Kindersoldaten produzieren für den Kampf der Gotteskrieger. Maryam und Buki sind zwei von ihnen, die die Qualen erdulden müssen, innerlich sterben, um das, was man ihnen äußerlich antut, aushalten zu können. Gemeinsam gelingt ihnen die Flucht und mit Maryams Tochter Babby begeben sie sich auf den langen und beschwerlichen Weg nach Hause. Die Mädchen sind nicht mehr, wer sie waren und auch die Überlebenden ihrer Dörfer sehen sie nicht mehr als die Töchter, die ihnen einst gestohlen wurden.

Edna O’Brien verarbeitet in ihrem Roman das Schicksal der 276 Chibok Mädchen, die im April 2014 von Boko Haram entführt wurden, was weltweit für Aufsehen gesorgt hatte. Sie schildert unverblümt das, was sie in der Gefangenschaft erleben, was sowohl die physischen Misshandlungen aber auch die psychologischen Indoktrinationen mit ihnen tun. Viele der Mädchen bleiben namenlos, beispielhaft für das Schicksal vieler folgt die Erzählung Maryam, die trotz aller Widrigkeiten einen Weg findet, die Situation auszuhalten, weiterzukämpfen und nicht aufzugeben, sondern auf den Morgen und einen besseren Tag zu hoffen.

„Es liegt nicht in unserer Macht, etwas zu ändern“, sagte sie (...).
„Warum nicht?“, fragte ich.
„Weil wir Frauen sind.“

Gerade wurde global der Weltfrauentag gefeiert, die Lebenswelt der nigerianischen Mädchen und Frauen ist weit davon entfernt, ihnen Rechte oder gar Gleichberechtigung einzuräumen. Die Grausamkeiten, die Maryam in Gefangenschaft erleidet, sind nur ein Teil der Erzählung. Nach ihrer beschwerlichen und gefährlichen Rückkehr muss sie erleben, dass sie auch in ihrem Heimatort, ja sogar in ihrer eigenen Familie nicht mehr wirklich willkommen ist. Man nimmt ihr ihr Kind weg, das das Blut des Teufels in sich trägt und macht Maryam selbst mitverantwortlich für das, was man ihr angetan hat. Die Umkehr des Opfers zum Täter ist fast noch perfider als die Gräueltaten der Entführer.

Bisweilen könnte man beim Lesen den Glauben an die Menschheit verlieren, so wie eine der Figuren resigniert feststellt, dass die menschliche Natur teuflisch geworden sei und die Welt nicht mehr die sei, die es mal gab. Aber Edna O’Brien liefert auch die Gegenbeispiele, Buki, die Maryam bei der Flucht nach Kräften unterstützt, der Hirtenstamm, der sie temporär aufnimmt und beschützt und letztlich die Nonnen, die sie und ihr Kind so annehmen, wie sie sind. Maryam fühl sich bisweilen innerlich tot, von jedem Lebenswillen verlassen und doch bleibt am Ende Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden kann. Auch wenn Maryams Mutter nicht an die Macht der Frauen glaubt, ist es aber vielleicht die nächste Generation, die vor dem Hintergrund ihrer eigenen und auch der kollektiven Erfahrungen die Welt zu einem besseren Ort verändern wird können.

Veröffentlicht am 04.09.2020

Eindringliches Buch, das anprangert

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"Das Mädchen" ist eine brutale, erschütternde Geschichte über ein Land, in dem der Terror wütet, und über die, die am meisten darunter leiden. Im Mittelpunkt steht das Mädchen Maryam, das eines Tages gewaltsam ...

"Das Mädchen" ist eine brutale, erschütternde Geschichte über ein Land, in dem der Terror wütet, und über die, die am meisten darunter leiden. Im Mittelpunkt steht das Mädchen Maryam, das eines Tages gewaltsam mit ihren Klassenkameradinnen von den Mitglieder von Boko Haram entführt wird. Leider keine Seltenheit, denn im ländlichen Nigeria des Romans ist kaum jemand von der Terrorgruppe sicher. Ganze Dörfer werden verwüstet, die meisten Einheimischen getötet, nur den Kindern droht ein ganz "besonderes" Schicksal. Beide Geschlechter werden mittels Gehirnwäsche und Gewalt gefügig gemacht: Die Jungs so zu Kämpfern gegen das eigene Volk "erzogen", die Mädchen zu (Sex)sklavinnen entmündigt. Maryam bekommt diesen Terror mit voller Wucht zu spüren: Ihrer Welt entrissen, emotional und körperlich auf übelste Weise missbraucht, als Dienerin zu niederen Arbeiten gezwungen und schließlich zwangsverheiratet und geschwängert - leider bringt sie aber nur ein weiteres Mädchen zur Welt, statt eines ersehnten zukünftigen "Soldaten".

Das Buch ist, wie bereits erwähnt, brutal und schockierend. Was mich besonders bewegt hat, war, dass Maryams Alptraum nach ihrer schließlich geglückten Flucht noch nicht vorbei ist. Eindringlich schildert Edna O'Brien, wie abschätzig das verschleppte und wieder entflohene Mädchen behandelt wird. Ihre eigene Familie scheint ihr entrückt, sie wird, aufgrund des ihr aufgezwungenen Schicksals, als "Buschfrau" verunglimpft und gemieden - und das Baby, das aus dieser Gefangenschaft entstanden ist und zu dem Maryam selbst nur schwer einen Zugang finden kann, soll am besten ganz verschwinden. Offizielle Behörden halten Maryam anfangs gar für eine Attentäterin und auch im Dorf sind entflohene Mädchen aus Angst vor möglichen Repressalien seitens der Terrorgruppe unerwünscht. All dies zeigt einmal mehr die perfide "Taktik" von Boko Haram und wie sie die Menschlichkeit an so vielen Stellen negativ beeinflusst.

"Das Mädchen" liest sich schnell weg, die Dramatik der Grundgeschichte mit ihren vielen kaum vorstellbaren Inhalten treibt die Leserschaft vorwärts. Trotzdem konnte mich die Erzählung - obwohl mich diese vielen schlimmen Ereignisse natürlich ziemlich schockiert haben - nicht vollständig packen. "Maryam" selbst ist ein kumulierter Charakter, in dem die Autorin die Schicksale mehrerer betroffener Mädchen, mit denen sie während ihrer Recherchereise nach Nigeria gesprochen hat, vereint hat. Im Buch kommen weitere betroffene Stimmen zu Wort, aus verschiedenen Regionen und Schichten des Landes, doch die Art, wie diese Vielstimmigkeit hier präsentiert wird, hat mich nicht immer gut gefallen. Die Erzählperspektiven schwenken teils recht unmotiviert hin und her, etwa durch das Einfügen längerer kursiver Absätze, die dann im Kontrast zu Maryams eigentlicher Erzählung stehen und mich unnötig aus der Unmittelbarkeit der Erzählung herausgerissen haben. Ebenso wie die Zeitenwechsel, die hier und dort scheinbar willkürlich, teils innerhalb eines nacherzählten Dialogs, auftauchten, und für mich keinen Sinn ergaben.

Nichtsdestotrotz ein eindringliches Buch, das anprangert und auf die schlimmen Schicksale dieser Mädchen aufmerksam macht, sie wieder mehr in den Fokus rückt und, besonders wichtig, sie dabei alles andere als "ausschlachtet": Denn trotz dieser unfassbaren Misshandlungen werden die Mädchen hier nicht als gesichts- und hilflose Opfer, sondern sehr respektvoll, empathisch und mit ihren eigenen Stärken dargestellt.