Cover-Bild Am Himmel die Flüsse
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 22.07.2024
  • ISBN: 9783446280854
Elif Shafak

Am Himmel die Flüsse

Roman
Michaela Grabinger (Übersetzer)

Narin ist neun, als in dem ezidischen Dorf am Tigris Planierraupen auftauchen. Ihre Heimat soll einem Dammbauprojekt der türkischen Regierung weichen. Die Großmutter, fest entschlossen, die Enkelin an einem ungestörten Ort taufen zu lassen, bereitet alles für die Reise ins heilige Lalisch-Tal vor. Kurz vor Aufbruch stößt Narin auf das Grab eines gewissen Arthur – direkt neben dem ihrer Ururgroßmutter Leila. Wer war dieser „König der Abwasserkanäle und Elendsquartiere“, der Junge aus dem viktorianischen London, von den Ufern der verschmutzten Themse? Und was hat er mit Narins eigener Vertreibung zu tun? Meisterhaft verwebt Elif Shafak Vergangenheit und Gegenwart zu einem soghaften Roman über sich kreuzende menschliche Schicksale und die Macht jahrhundertealter Konflikte.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2024

Großartiges, tieftrauriges Buch

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Elif Shafak stellt mit ihrem neuen Roman Jahrtausende der Menschheitsgeschichte mit ihren Figuren den Greislauf des Lebens dar. Über das Gedächtnis des Wassers, das durch all die Zeit alles mit angesehen ...

Elif Shafak stellt mit ihrem neuen Roman Jahrtausende der Menschheitsgeschichte mit ihren Figuren den Greislauf des Lebens dar. Über das Gedächtnis des Wassers, das durch all die Zeit alles mit angesehen hat, all die Gräueltaten die begangen wurden, all das Leid das dadurch entstand.

Hierbei verknüpft sie vor allem drei Leben miteinander. Arthur Smyth wird 1840 an der Themse in allerärmsten Verhältnisse geboren. Doch er ist intelligenter als die meisten seiner Zeit und vor allem das ältestes Gedicht der Menschheit, das Gilgamesch-Epos, hat es Ihm angetan und so wird er zu einem der wichtigsten Ausgräber und übersetzer seiner Zeit.

2014 begleiten wir das jesidische Mädchen Narin und ihre Großmutter, die für ein Taufritual aus der Türkei in den Irak reisen wollen und dort den Mördern des sogenannten "Islamischen Staates" in die Hände in die Hände fallen.

Die Londoner Hydrologin Zaleekhah Clarke zieht 2018 auf ein Hausboot auf der Themse. Sie erforscht das Gedächtnis des Wassers hat jedoch selbst ein zwiegespaltenes Verhältnis dazu.

Shafak erzählt mit einer beinahe märchenhafte Schreibweise eine Geschichte über Jahrtausende hinweg und doch sind ist der Schock über die Gräueltaten aktueller den je. Großartiges, tief bewegendes Buch.

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Veröffentlicht am 18.10.2024

Ein Roman, der berührt

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Elif Shafak erzählt die Geschichte dreier ganz verschiedener Menschen, deren Leben aber dennoch verwoben sind, auch, aber nicht nur durch einen Regentropfen, der bereits dem assyrischen König Assurbanipal ...

Elif Shafak erzählt die Geschichte dreier ganz verschiedener Menschen, deren Leben aber dennoch verwoben sind, auch, aber nicht nur durch einen Regentropfen, der bereits dem assyrischen König Assurbanipal ins Haar gefallen war.

Arthur wird 1840 zwar in bittere Armut geboren aber mit erstaunlichen Fähigkeiten. Schon früh entwickelt er ein großes Interesse für die assyrische Stadt Ninive. 2014 lebt das ezidische Mädchen Narin mit ihrer Großmutter in Hasankeyf, doch ihre Heimat soll einem Staudamm weichen. 2018 treffen wir die Hydrologin Zaleekhah, die jung ihre Eltern verloren hat und bei ihrem Onkel aufwuchs.

Elif Shafaks Roman hat mich schnell gefangengenommen, besonders Arthur und Narin wuchsen mir schnell ans Herz, während das bei Zaleekhah nicht ganz gelang. Arthur ist der einzige, dessen Leben wir von Anfang bis zum Ende miterleben, es ist einzigartig, und hat, wie wir im Anhang erfahren, sogar ein reales Vorbild. Ein Thema des Romans ist Wasser, dem oben genannten Regentropfen werden wir noch öfter begegnen, das alte Mesopotamien, das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris ist immer wieder Thema, ebenso die Themse und die vielen verborgenen Flüsse, wie es sie nicht nur in London gibt. Ein anderes Thema sind die Eziden und ihr Schicksal, das auch heute noch schlimme Auswirkungen hat. Dies alles ist so gelungen miteinander verbunden wie die Leben der drei Protagonist:innen.

Erzählt wird sehr eingängig, bildhaft und teilweise poetisch. Auch die Charaktere konnte ich mir sehr gut vorstellen, auch wenn nicht alle tiefgängig gezeichnet sind. Der Roman enthält zusätzlich ein paar Illustrationen, die vor allem die antiken Statuen und Texte betreffen. Sehr lesenswert sind auch die Anmerkungen der Autorin.

Am Ende wird man vielleicht manches anders sehen, hat einiges gelernt und ist emotional berührt.

Elif Shafak ist ein Name, den ich mir merken werden. Ihr Roman hat mich sehr berührt und wird lange nachhallen.

Veröffentlicht am 22.07.2024

Beeindruckend

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Zum Inhalt:
Narin ist erst neun, als ihr Dorf am Tigris ein Dammbauprojekt weichen Sol. Die Großmutter ist fest entschlossen, die Enkelin an einem ungestörten Ort taufen zu lassen und bereitet alles vor ...

Zum Inhalt:
Narin ist erst neun, als ihr Dorf am Tigris ein Dammbauprojekt weichen Sol. Die Großmutter ist fest entschlossen, die Enkelin an einem ungestörten Ort taufen zu lassen und bereitet alles vor für die Reise. Kurz vor der Abreise stößt Narin auf das Grab eines gewissen Arthur und es stellt sich die Frage wer dieser Arthur, der König der Abwasserkanäle und Elendsquartiere war und was er mit ihrer eigenen Vertreibung zu tun hat.
Meine Meinung:
Eigentlich werden in diesem Buch drei Geschichten erzählt, die aber dennoch eine Verbindung zueinander haben. Wesentlicher Verbindungspunkt ist Wasser, es werden Gegenwart und Vergangenheit geschickt miteinander verknüpft. Die Themen sind aktuell und regen durchaus auch zum Nachdenken an. Mir hat es gefallen, dass ich sowohl Buch als auch Hörbuch genießen durfte, denn mir geht es so, dass ich beim Lesen und Hören unterschiedliche Wahrnehmungen habe und letztendlich mehr vom Stoff für mich mitnehmen.
Fazit:
Beeindruckend

Veröffentlicht am 07.07.2024

Stimmungsgewaltig

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Elif Shafak entführt den Leser mit diesem Buch in eine unglaublich, sehr gut recherchierte Geschichte rund um das Thema Wasser. Drei Erzähl-Stränge, die für sich schon eigene Geschichten bilden, fügen ...

Elif Shafak entführt den Leser mit diesem Buch in eine unglaublich, sehr gut recherchierte Geschichte rund um das Thema Wasser. Drei Erzähl-Stränge, die für sich schon eigene Geschichten bilden, fügen sich am Ende zu einem Gesamtbild zusammen, dass so stimmgewaltig ist, dass es einen lange beschäftigt. Die Details sind sehr gut recherchiert und mit einer unglaublichen Liebe zum Detail. Dieses Buch ist kein Buch, dass man einfach so nebenbei lesen kann. Meiner Meinung nach braucht es Zeit und man muss sich darauf einlassen. Manche Details haben einen sehr hohen Detaillierungsgrad. Die einzelnen Thematiken sind anspruchsvoll. Elif Shafak schreibt über Ungerechtigkeit, Armut und Terror. Soziale Leidenschaft und Ängste kann man sehr deutlich aus diesem Buch herauslesen. Ein wunderbares, stimmgewaltiges Buch, das mich noch sehr lange begleiten wird.

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Zwischen Themse und Tigris

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Es gibt Schriftsteller, die bleiben bei einem sicheren Erfolgsrezept und alle ihre Romane scheinen einander ein bißchen zu ähneln. Und es gibt andere, bei denen jedes neue Buch eine Überraschung ist: Wohin ...

Es gibt Schriftsteller, die bleiben bei einem sicheren Erfolgsrezept und alle ihre Romane scheinen einander ein bißchen zu ähneln. Und es gibt andere, bei denen jedes neue Buch eine Überraschung ist: Wohin werden die Leser*innen als nächstes geführt? Elif Shafak, türkische Autorin im englischen Exil, gehört zu meinen Lieblingsautorinnen, seit ich sie mit "Unerhörte Stimmen" für mich entdeckt habe. Ihr neues Buch, "Am Himmel die Flüsse" bestätigt mich darin wieder.

Wenn es einen roten Faden gibt, der sich durch Shafaks Bücher zieht, dann ist es nicht ein bestimmtes Sujet, sondern die poetische, bildhafte Sprache, ihre Positionierung für Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen oder anders sind als die in ihrer Umgebung. Ihr neues Buch spielt zwischen Themse und Tigris, verbindet die Liebe zu Dichtung und Geschichte mit Schicksalen zwischen 19. Jahrhundert und Gegenwart und lässt auch ein bißchen das alte Mesopotamien einfließen.

Es sind Keilschriftzeichen, Zitate aus dem Gilgamesch-Epos, Flüsse und eine blaue Tafel aus Lapislazuli, die ganz unterschiedliche Menschen in diesem Roman letztlich über Raum und Zeit verbinden: Die von einem Kindheitstrauma geprägte Zaleekha, Wissenschaftlerin und Hydrologin im London des Jahres 2018, die neunjährige Narin, die 2014 in einem Ezidendorf aufwächst und nichts von den nahenden Gefahren durch den IS ahnt und Arthur, der 1840 im Schlamm der Themse geboren wird und dank seiner Intelligenz und einigen glücklichen Wendungen einer Kindheit in größter Armut entkommen kann und als autodidaktischer Wissenschaftler im britischen Museum das Gilgamesch-Epos entziffert.

Trauma, Verlust, aber auch Liebe erfahren diese drei Protagonisten, die von ihrer Persönlichkeit her ganz unterschiedlich, aber alle sensibel und voller Nähe geschildert werden. Shafak verbindet einen historischen Roman, der auf wahren Gegebenheiten beruht, mit Herausforderungen der Gegenwart durch Wasserverschmutzung, Umweltzerstörung und Klimawandel sowie den Massakern - man kann durchaus auch von Völkermord sprechen - an den Eziden über Jahrhunderte hinweg.

"Am Himmel die Flüsse" ist offensichtlich akribisch recherchiert, ohne "trocken" zu wirken, Wissenswertes wird in die Geschichte verwoben, in der immer wieder Zeit und Perspektive der jeweiligen Protagonisten wechseln. Elif Shafak zeigt sich hier einmal wieder als großartige Geschichtenerzählerin voller Tiefe und Lebendigkeit. Unbedingte Leseempfehlung.

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