Vorsicht - Lachmuskelkater
Als die arbeits- und obdachlose Jenny plötzlich Geld findet, ist das ein Glücksfall. Sie hat gerade ihre Unterkunft verloren, sich außerdem in einem Selbstversuch schrecklich grüne Haare verpasst, als ...
Als die arbeits- und obdachlose Jenny plötzlich Geld findet, ist das ein Glücksfall. Sie hat gerade ihre Unterkunft verloren, sich außerdem in einem Selbstversuch schrecklich grüne Haare verpasst, als ihr dreibeiniger Hund Ahab im Gebüsch eine alte Ledertasche mit über achthunderttausend Euro findet. Sie ist gerade auf dem Weg zu ihrer Oma Käthe, die ihr Unterschlupf gewährt. Die beiden Frauen verstecken das Geld, aber kurze Zeit später wird Jenny von dem Privatdetektiv Rick Mick verfolgt. Eine Zeit lang kann sie ihm ausweichen, doch bald stellt er sie zur Rede. Es werden zwei Millionen Lösegeld aus einem Entführungsfall gesucht. Jenny fühlt sich unschuldig, achthunderttausend sind schließlich nicht zwei Millionen. Aber Rick bleibt nicht der Einzige: Die Polizei steht bald auf der Matte und außerdem noch eine Person, die nicht danach aussieht, als hätte sie gute Absichten. Jenny findet einen Hilfsjob bei ihrer früheren Klassenkollegin in einem Friseurladen, doch nirgends scheint sie sicher. Als auch noch ihre Oma in Gefahr gerät, ist es ausgerechnet Rick, den sie um Hilfe bittet ...
Mit dieser Krimi-Posse schuf die Autorin eine temporeiche Action-Komödie, die ich mir sehr gut im Fernsehen vorstellen könnte. Es geht Schlag auf Schlag und ich musste oft richtig herzhaft lachen, wenn die Bilder in meinem Kopf lebendig wurden. Die Hauptperson Jenny ist das bildlich auferstandene Chaos. Ihre Ausweichmanöver, Schlagfertigkeit und ihr Unschuldsgetue sind komisch und spaßig zu lesen, jedoch an keiner Stelle ernstzunehmen. Kurios ist auch ihre Ima Käthe, die so ganz und gar nicht einer würdigen alten Dame gleicht, sondern ihre Enkelin in puncto Schrägheit sogar an die Wand spielt. Selbst die Nebenfiguren sind schrullige Persönlichkeiten: Bestatterin Anna, Privatdetektiv Rick und Verehrer Otto – jede/r ist für sich ein unverwechselbarer Charakter und so plastisch dargestellt, dass ich die einzelnen Szenen deutlich vor mir hatte.
Was mir besonders gefiel, waren der Humor und die spritzigen Dialoge, sowie die abgedrehten Situationen, die die Autorin erschuf, über die ich einfach lachen musste. Nicht so meins war hingegen die Verharmlosung von Delikten, beispielsweise Diebstahl (für mich kein spaßiges ›Kavaliersdelikt‹) sowie das Umbringen und Beseitigen von Leichen, so nebenbei.
Der Schreibstil war angenehm flüssig zu lesen, ich habe mich gut unterhalten und gebe 4,5 Sterne für einen fröhlichen Roman, der jede gedrückte Stimmung mit Leichtigkeit fortspült. Für einen düsteren Regennachmittag unbedingt zu empfehlen.