HInter „Noch ist nicht aller Weihnachtsabend“ verbirgt sich eine Sammlung von neun weihnachtlichen Geschichten, die mal besinnlich, mal chaotisch, mal historisch und mal mörderisch auf das Fest einstimmen, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Die Geschichten und Autoren im Einzelnen sind wie folgt:
Weihnachten in Ostfriesland – Jan Steinbach
O Pannenbaum! – Ellen Berg
Das Schweigen des Kommissars – Katharina Peters
Weihnachten mit dem Jungen – Michaela Schwarz
Vier Jahreszeiten im Winter – Lena Johannson
Ein Hauch von Zimt - Henrik Siebold
Der Geist der vergangenen Weihnacht – Joan Wenig
The Twelve Days for Christmas – Ulrike Renk
Sylter Sterne – Ben Kryst Tomasson
Mit Jan Steinbach wird es besinnlich, denn ein Sohn kehrt nach langen Jahren zurück in sein Elternhaus, um sich um seinen kranken Vater zu kümmern. Dort holen ihn alte Erinnerungen ein, aber auch eine verloren geglaubte Freundschaft erneuert sich. Ellen Berg lädt zu einer Bescherung der besonderen Art ein, denn beim Verschenken von Gutscheinen wird es gedanklich recht schlüpfrig, am Ende jedoch für die Schenkenden eher hochgradig peinlich. Katharina Peters regt mit ihrer Geschichte die Spürnase des Lesers an, mit dem pensionierten Kommissar einen alten Vermisstenfall aufzuklären. Michaela Schwarz bietet die wohl berührendste Geschichte, denn ein beurlaubter Lehrer geht mit seinem Sohn vier Tage vor Heiligabend einen Weihnachtsbaum kaufen, um seine Frau mit einem geschmückten Lichterbaum zu überraschen. Doch viel mehr überrascht und berührt ist der Leser, der auf den letzten Zeilen erfährt, weshalb der Lehrer sich hat beurlauben lassen. Lena Johannson bringt den Türken Nikkolo in den 60er Jahren als Gastarbeitet nach Hamburg, um bei Thyssen zu arbeiten. Dort gerät er bald in Versuchung, doch ob er sein Glück findet, erfährt man erst am Schluss. Bei Henrik Siebold ermittelt Kommissar Takeda, der versucht, den Tatverdächtigen mit einer japanischen Teezeremonie aus der Reserve zu locken. Das Jahr 1927 spielt bei Joan Weng eine Rolle, wo man im alten Berlin allerlei damaligen Berühmtheiten begegnet und auf Charles Dickens stößt. Ulrike Renk lädt den Leser zu einer erneuten Begegnung mit Ruth ein, die das Weihnachtsfest auf der Sanderson-Farm verbringt und eigentlich lieber woanders wäre. Ben Kryst Tomasson unterhält am Ende noch mit einer humorigen Geschichte über ein Weihnachtsfest, das so ganz anders abläuft als geplant und trotzdem stimmungsvoll ist.
Alle Geschichten wurden mit sehr menschlich wirkenden Charakteren gefüllt, deren Ecken und Kanten sich im realen Leben wiederfinden und sie deshalb so greifbar, lebendig und nahbar machen. Der Leser findet sich hier bei einigen Geschichten selbst wieder, bei anderen ist er unsichtbarer Zuschauer, jedoch ist er immer hautnah mit dabei, während er die Handlung verfolgt und die kleinen versteckten Botschaften entdeckt, die zum Geist der Weihnacht gehören, aber eigentlich fürs ganze Leben gelten sollten.
„Noch ist nicht aller Weihnachtsabend“ ist eine sehr gelungene und abwechslungsreiche Sammlung von Kurzgeschichten, die nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern auch die Vorfreude auf das Fest der Feste schüren. Wie wohl das eigene Weihnachten ablaufen wird? Lasst Euch überraschen!!! Sehr empfehlenswert!