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Veröffentlicht am 02.07.2024

Das schottische Bücherdorf schließt seine Pforten

Das kleine Bücherdorf: Sommerzauber
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Nach den drei Buchveröffentlichungen (Winterglitzern, Frühlingsfunkeln und Herbstleuchten) hat Katharina Herzog nun ihr neustes Werk „Sommerzauber“, dass im Juni 2024 im rowohlt Verlag erschienen ist, ...

Nach den drei Buchveröffentlichungen (Winterglitzern, Frühlingsfunkeln und Herbstleuchten) hat Katharina Herzog nun ihr neustes Werk „Sommerzauber“, dass im Juni 2024 im rowohlt Verlag erschienen ist, vorgelegt. Da ich schon die vorherigen Romane mit großer Begeisterung gelesen habe, freute ich mich auf ein Wiedersehen in dem schönen Örtchen Swinton. Endlich war es soweit, aber die Freude wurde mir etwas genommen, da dies der letzte Teil aus der beliebten Reihe „Das schottische Bücherdorf“ sein soll. Schade, aber wie schrieb Katharina Herzog in „Für meine Leser und Leserinnen“ (): Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist! Dann soll es halt so sein, aber vorher habe ich meinen Kurzurlaub in Swinton einfach nur genossen.
Wer schon den einen oder anderen Band (vielleicht auch alle) gelesen hat, weiß den flüssigen und leichten Schreibstil der Autorin zu schätzen. Ich bin ein großer Fan von ihm, denn bereits ab der ersten Seite kann man so herrlich in diese Geschichte ein- und abtauchen. Zu keinem Zeitpunkt wollte ich dieses Buch nicht so schnell aus den Händen legen, aber hier habe ich es getan. Ich wollte den letzten Aufenthalt in vollen Zügen einfach nur genießen. Dies durfte ich auch, denn dank der detaillierten und wunderbaren Kulissenbeschreibung fühlte ich mich wie im Urlaub. Hinzu kamen die mir schon bekannten Charaktere, die erneut sehr lebensnah eingefangen und wieder gespiegelt worden sind.
In diesem Band geht es um Ann Webster, die in Swinton ihren Vintage Laden betreibt und dies sehr erfolgreich. Ihr Erfolgsrezept ist, dass sie zu jedem Kleidungsstück eine passende Geschichte kreiert. Bei ihr wird man fündig werden, aber von einem Teil trennt sie sich nicht. Hierbei handelt es sich um ein altes Hochzeitskleid, dass sie vor Jahren in einer Truhe gefunden und gekauft hat. Angeblich soll es Valentino für Jackie Kennedy angefertigt haben, aber diese hat sich im letzten Moment für ein anderes Modell entschieden. Trotz einiger Vorkenntnisse zu diesem Kleid will Ann die Wahrheit bezüglich des schlimmen Zustandes lüften. Welches Geheimnis verbirgt sich nur dahinter? Nicht nur das Kleid trägt ein Geheimnis mit sich, sondern auch Ann Webster hütet eins. Unter Pseudonym schreibt sie erfolgreiche Bücher, aber keiner im Ort weiß davon bzw. soll es erfahren. Eine Person stellt sie aber vor die Wahl.
Aber nicht nur beruflich hat Ann Webster einige Probleme, sondern auch privat läuft einiges schief. Ihre Ehe ist gescheitert, aber tief in ihr drin schlummern noch Gefühle für ihren Ex-Mann. Als dann auch noch ihr Ex-Freund in Swinton auftaucht ist das Gefühlschaos perfekt. Anns Gefühle fahren Achterbahn.
Katharina Herzog hat es erneut geschafft auch hier wieder einen, mehr als nur gelungenen, Wohlfühlroman zu schreiben. Dank der wechselnden Erzählperspektiven wird der Fokus immer wieder von Ann Webster ein wenig rausgenommen und so lernt der Leser mehr und mehr die Bewohner von Swinton kennen und lieben. Ich liebe den Schachzug.
Schade, dass die knapp 330 Seiten, trotz meiner Lesepausen, dennoch so schnell ausgelesen waren. Einerseits ist dies ein Kompliment für die Autorin, die mal wieder einen Lese-nerv bei mir getroffen hat, andererseits ist meine Reise nach Swinton endgültig vorbei.
4 von 5 Sterne und ich kann die vierteilige Bücherdorf – Reihe wirklich nur weiterempfehlen! Die perfekten Romane für den nächsten Urlaub!
Buch: Das kleine Bücherdorf „Sommerzauber“ Seite 334.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Die Reise um die Rosenholzvilla geht weiter

Das Versprechen der Rosenholzvilla
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Nach ihrer Veröffentlichung „Die Rosenholzvilla“ (erschien im März 2024) hat Tabea Bach nun ihr neustes Werk „Das Versprechen der Rosenholzvilla, dass im Juli 2024 im Aufbau Verlag erscheint, vorgelegt. ...

Nach ihrer Veröffentlichung „Die Rosenholzvilla“ (erschien im März 2024) hat Tabea Bach nun ihr neustes Werk „Das Versprechen der Rosenholzvilla, dass im Juli 2024 im Aufbau Verlag erscheint, vorgelegt. Hierbei handelt es sich um den zweiten Band ihrer neusten Trilogie. Nachdem ich den ersten Teil mit großer Begeisterung gelesen hatte, wartete ich sehnsüchtig auf die Fortsetzung, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Elisa und Co. weitergeht. Endlich hatte das Warten ein Ende und so bin ich (buchtechnisch) zum Luganer See gereist.

Wer schon einmal das eine oder andere Buch von Tabea Bach gelesen hat, weiß den bildhaften und einzigartigen Schreibstil zu schätzen. Wer es noch nicht getan haben sollte, dem sei verraten, dass die Autorin nicht nur Geschichten schreibt, nein, sie entführt ihre Leserschaft auf eine unvergessliche Reise. Ihre Kulissenbeschreibungen werden traumhaft eingefangen und wieder gespiegelt, so dass der Eindruck entsteht, man wäre live vor Ort. Am liebsten würde ich sofort die Koffer packen und dorthin reisen. Zu diesem wundervollen Setting passen die authentisch und lebendig gestalteten Charaktere perfekt ins Bild. Ganz egal, wen man hier herausnehmen würde, sie machen die Geschichte zu einem wahren Ganzem. Ein großes Kompliment an Tabea Bach, denn sie ist eine der wenigen Autoren, bei der von Anfang bis Ende alles perfekt aufeinander abgestimmt ist. Manchmal hatte ich das Gefühl, die Familie um Elisa Eschbach tatsächlich so gegeben. Leider ist dem nicht so: Handlung und Personen sind fiktiver Natur.

Wo der Leser im Band eins noch eine sehr unentschlossene Elisa Eschbach trifft, hat sie im zweiten Bach ihr Glück gefunden. Danilo ist jetzt der Mann an ihrer Seite. Auch musikalisch scheint sie ihre Leidenschaft wieder gefunden zu haben. Immer öfters greift sie zu ihrer Campanula. Während bei ihr alles fast perfekt scheint, bricht Fabios Welt zusammen. Nicht nur, dass Elisa für ihn unerreichbar ist, nein, Elisas Großvater Niklas lüftet ein jahrelang gut gehütetes Familiengeheimnis. Fabio trifft eine Entscheidung, die nicht nur den Familienbetrieb gefährden. Wie wird es für die Fasettis weitergehen? Mehr möchte ich zum Inhalt des Buches nicht verraten, nur noch eins: die emotionale Reise um die Rosenholzvilla geht weiter.

Mit „Das Versprechen der Rosenholzvilla“ hat Tabea Bach nicht nur eine gelungene Fortsetzung geschrieben, nein, sie entführt ihre Leserschaft erneut in eine sehr gefühlvolle und spannende Familiengeschichte. Ab der ersten Seite wollte, nein, konnte ich dieses Buch kaum noch aus den Händen legen, so magisch zog es mich in seinen Bann. Zu jedem Zeitpunkt musste ich wissen, wie es um Elisa Eschbach weitergeht. Leider war mein Aufenthalt am Luganer See nur 348 Seiten lang. Jetzt heißt es warten, denn der dritte Band (und letzte Band) soll erst 2025 erscheinen. Allerdings wird die Wartezeit mit dem Buch „Weihnachten in der Rosenholzvilla“ ein wenig verkürzt.

5 von 5 Sternen und ein Muss für alle die mehrteilige Familiengeschichten lieben. Ich kann die Reihe um die Rosenholzvilla nur weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Das Leben im Haus der Füchsin geht weiter

Eifelfrauen: Der Ruf der Nachtigall
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Nach ihrer Romanveröffentlichung „Eifelfrauen – Das Haus der Füchsin“ (Juni 2023) hat Brigitte Riebe nun ihr neustes Werk „Eifelfrauen – Der Ruf der Nachtigall“, das im Juni 2024 im Wunderlich Verlag erschienen ...

Nach ihrer Romanveröffentlichung „Eifelfrauen – Das Haus der Füchsin“ (Juni 2023) hat Brigitte Riebe nun ihr neustes Werk „Eifelfrauen – Der Ruf der Nachtigall“, das im Juni 2024 im Wunderlich Verlag erschienen ist, vorgelegt. Hierbei handelt es sich um den zweiten und letzten Band der Diologie, was ich einerseits sehr schade finde, aber andererseits ist meiner Meinung nach alles erzählt worden.

Wer schon einmal das eine oder andere Buch der Autorin gelesen hat, weiß ihren einzigartigen flüssigen und leichten Schreibstil sehr zu schätzen. Zudem besitzt Brigitte Riebe das Talent, nicht nur Romane zu schreiben, nein, sie entführt ihre Leserschaft auf eine wundervolle Reise, wo es erneut in die Eifel geht. Kaum hatte ich dieses Buch begonnen, so konnte bzw. wollte ich es nicht mehr aus den Händen legen. Es zog mich magisch in seinen Bann und zu jedem Zeitpunkt wollte, nein, musste ich wissen, wie es mit den Schwestern Klara und Mia weitergehen wird. Die bildhafte und detaillierte Kulisse trug dazu bei, dass bei mir eine Art Heimatgefühl entstand, da ich bereits im ersten Band (buchtechnisch) meinen Kurzurlaub dort verbracht habe. Dort traf ich schnell auf alte Bekannte, aber auch neue Figuren bereichern die Geschichte. Auch in diesem Punkt hat Brigitte ein wahres Händchen bewiesen, denn sie erschafft nicht nur Charaktere, sie haucht ihnen Leben ein. Ganz egal, welche Personen man hier herausnehmen würde, sie sind allesamt authentisch und lebensnah dargestellt worden. Ein großes Kompliment, dass ich hier aussprechen möchte. Aber nun zu der Handlung, die mich wieder nach Altenburg (Eifel) einlädt. Wo im ersten Band noch Johanna Fuchs die Hauptrolle spielt, dürfen nun ihre beiden Töchter Klara und Mia das Zepter übernehmen. Klara, ist zwar etwas schüchtern, aber ihr musikalisches Talent kann sich mehr als nur hören lassen. Ihr schwebt eine musikalische Laufbahn vor und so macht sie eine Ausbildung als Sopranistin. Irgendwann trifft sie auf die beiden Freunde Pavel und Leto, ebenfalls beide Musiker. Pavel wird nicht nur ihr beruflicher Begleiter auch privat sind sie ein Paar. Mia ist genau das Gegenteil von ihr. Schlagfertig, aber was ihre berufliche Zukunft anbelangt völlig unentschlossen. Sie kann sich ein Leben als Bäuerin und Ehefrau nicht vorstellen und zieht nach Trier, wo sie in der Tabakfabrik ihres Onkels arbeiten darf. Dort lernt sie Simon kennen, der sich sehr für die Familie Fuchs interessiert. Nur warum? Mehr möchte ich über den Inhalt dieses Romans nicht erzählen.

Mit „Der Ruf der Nachtigall“ hat Brigitte Riebe hier nicht nur eine wundervolle und spannende Geschichte geschrieben, nein, sie hat auch die damalige Zeitgeschichte (1945 – 1954) mit eingewoben. So tauchen einige historische Ereignisse bzw. Namen auf, wie z.B. Dr. Konrad Adenauer oder der Arbeiteraufstand am 17.06.1953 in Berlin. Während des Lesens merkte ich, mit wieviel Herzblut die Autorin die Handlung geschrieben hat. Akribisch und detailliert hat sie u.a. zahlreiche Informationen und Fakten über die Eifel und das dortige Leben zusammengetragen und bzgl. Klaras musikalischem Werdegang, hat sie sich bei einer Mezzosopranistin wertvolle Tipps eingeholt. Zeile für Zeile konnte so die einzigartige Geschichte um die Familie Fuchs wachsen und entstehen. Man könnte fast meinen, dass es diese Familie tatsächlich so gegeben hat. Leider sind Handlung und Personen fiktiver Natur. Dies schmälert den Lesegenuss nicht im Geringsten. Eher im Gegenteil. Brigitte Riebe ist eine der wenigen Autorinnen, die durch ihren authentischen und bildhaften Erzählstil den Leser verzaubert bzw. in eine Welt entführt, die es nur in ihren Büchern gibt. Mir bereitet es immer große Freude, ihre Romane lesen zu dürfen.

5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung dazu.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Einblick in das Leben der Agatha Christie

Agatha Christie
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Nach zahlreichen Veröffentlichungen wie z.B. „Frühstück in den Dünen“ oder „Astrid Lindgren“ hat Susanne Lieder nun ihr neustes Werk „Agatha Christie“, dass im Juni 2024 im Aufbau Verlag erschienen ist, ...

Nach zahlreichen Veröffentlichungen wie z.B. „Frühstück in den Dünen“ oder „Astrid Lindgren“ hat Susanne Lieder nun ihr neustes Werk „Agatha Christie“, dass im Juni 2024 im Aufbau Verlag erschienen ist, veröffentlicht. Ich muss gestehen, dass ich weder die Autorin noch ihre Bücher kenne, aber die Romanbiografie der englischen und zudem erfolgreichsten Krimiautorin hat meine Neugierde mehr als nur geweckt. Nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Ich wollte mehr über Agatha Christie erfahren.

Der flüssige und bildhafte Schreibstil der Autorin konnte mich ab der ersten Seite in seinen Bann ziehen. Kaum, dass ich diesen Roman begonnen hatte, wollte ich es auch nicht mehr aus den Händen legen. Seite um Seite war ich fasziniert von Agatha Christie Leben, das mich mehr und mehr begeistert konnte.

Bei diesem Buch handelt es sich um eine Romanbiografie und besteht sowohl aus autobiografischen als auch fiktiven Teilen. Susanne Lieder hat sich die künstlerische Freiheit genommen, einige Fragmente ihrer Handlung anzupassen, was aber nicht störend ist, denn man könnte meinen, dass sie sich auch so abgespielt haben. Die Autorin entführt ihre Leserschaft in das Leben der erfolgreichsten Autorin aller Zeiten: Agatha Christie! Mit ihren Krimifiguren Hercule Piorot und Miss Marpel hat sie sich ihr persönliches Denkmal gesetzt. Der Weg dorthin war nicht gerade leicht. Ursprünglich wollte Agatha Christie Pianistin werden, aber ihr Talent ließ dies nicht zu und so arbeitete sie im Krankhaus und in einer Apotheke. Ihre zweite Leidenschaft neben der Musik war das Schreiben und das behielt sie auch bei. Ihre Kurzgeschichten und Gedichte fanden aber wenig Anklang bei den Verlagen und wurden abgelehnt. Als sie eines Tages in der Apotheke mit Gift zu tun hatte, wuchs eine Idee in ihr: sie wollte einen Kriminalroman schreiben! So entstand Hercule Piorot und der Erfolg machte sich bemerkbar. Was man über ihr Privatleben nicht sagen kann, denn ihre Ehe mit Archie Christie war ein ständiges Auf und Ab. Ihre gemeinsame Tochter konnte die Scheidung nicht verhindern. Was ich sehr bewundert fand, dass sich Agatha Christie nie entmutigen lassen hat. Sie hat immer einen Weg gefunden, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es wollte. Das sollte ihr Recht geben, denn auf einer Fahrt im Orientexpress erfand sie Miss Marpel, die sie weltberühmt machte.

Was mir persönlich sehr gut gefiel, war, dass Susanne Lieder alle Emotionen, die Agatha Christie durchlebt hat, so wunderbar authentisch eingefangen und wieder gespiegelt hat. Obwohl ich nur Leserin war, so entstand das Gefühl, als ob ich all diese Gefühle selbst erlebe.

Diese Romanbiografie ist ein schöner und interessanter Einblick in Agatha Christies Leben, nur schade, dass das Buch mit dem Jahr 1928 endet (obwohl sie 1976 erst starb).

4 von 5 Sternen! Wer ins Leben der Agatha Christie eintauchen will, der ist bestens hier aufgehoben!

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Berührend, einfühlsam und schockierend zu gleich

Zeit zu verzeihen
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Nach zahlreichen Romanveröffentlichungen (wie z.B. „Das letzte Versprechen“ oder „Das einzige Kind“) hat Hera Lind nun ihr neustes Werk „Zeit zu verzeihen“, dass im Mai 2024 im Knaur Verlag erschienen ...

Nach zahlreichen Romanveröffentlichungen (wie z.B. „Das letzte Versprechen“ oder „Das einzige Kind“) hat Hera Lind nun ihr neustes Werk „Zeit zu verzeihen“, dass im Mai 2024 im Knaur Verlag erschienen ist, vorgelegt. Bisher habe ich nur ein Buch von ihr gelesen, aber das hat mich so begeistert zurückgelassen, so dass ich das Neuste ebenfalls lesen musste. Allein der Klapptext hat meine Neugierde mehr als nur geweckt.

Wie schon bei dem vorherigen Band konnte mich der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin mehr als nur überzeugen. Bereits ab der ersten Seite konnte, nein, wollte ich dieses Buch fast nicht mehr aus der Hand legen, es zog mich magisch in seinen Bann. Nicht nur mit ihrem Schreibstil kann Hera Lind punkten, sondern auch mit ihrem bildhaften Erzählstil. Während des Lesens hatte ich das Gefühl, dass parallel ein Film dazu lief, so einzigartig waren die detaillierten Eindrücke beschrieben worden. Bei mir entstand eine Achterbahn der Emotionen, denn das was die Charaktere durchlitten hatten, spürte ich hautnah. Angst, Wut, Schmerz, Hoffnung, Hunger, Trauer von allem war, mehr als ein Mensch je verkraften kann, dabei. Teilweise las ich einige Szenen mit einer puren Fassungslosigkeit, dass ich kaum glauben mochte, dass so etwas tatsächlich passiert ist. Leider war dem so, denn auch ihr aktueller Roman ist nach wahren Begebenheiten geschrieben worden. Im Nachwort schreibt die Autorin zwar, dass sie einige fiktive Stellen dazugefügt hat, aber im Großen und Ganzen ist dieses Buch ein Tatsachenbericht, der sich vor etlichen Jahren so bei den vier Hauptakteuren abgespielt hat.

Zu Handlung möchte ich gar nicht viel schreiben, nur so viel: mit ihren drei Söhnen lebt Rosa an der polnischen Grenze, aber als die Russen dort einmarschieren, ergreift sie die Flucht und versucht den Zug in den Westen zu bekommen. Im letzten Moment erfährt sie, dass dieser Zug gar nicht in die Freiheit geht, sondern nach Sibirien. Alle vier flüchten und beschließen, wieder in ihre alte Heimat zurück zu kehren. Dort kämpft sie ums nackte Überleben.

Zeitgleich am Bahnhof wird die kleine Clara ihrer Mutter, die bereits im Zug ist, weggenommen und von einer Mutter und deren Tochter gefunden und mitgenommen, wo sie auch aufwächst. Als Clara von dem westdeutschen Viktor erfährt, dass ihre leibliche Mutter noch lebt, möchte sie zu ihr, aber der eiserne Vorhang steht ihr im Weg. Nicht nur wegen ihrer Mutter hält Clara Kontakt zu Viktor, nein, die beiden verlieben sich ineinander. Dies hat fatale Folgen, denn ihr Fluchtversuch missglückt. Für beide beginnt eine ungewisse Zukunft.

Nicht nur Rosa und Claras Lebensgeschichte findet in diesem Roman Platz, sondern auch die von Barbara, Claras leiblicher Mutter.

Hera Lind hat nicht nur einen Roman geschrieben, nein, sie nimmt ihre Leserschaft mit auf eine bewegende und erschreckende Zeitreise mit, die emotionaler nicht hätte sein können. Manchmal kam mir der Gedanke, wie viel Grausamkeit kann eine Menschenseele aushalten bzw. verkraften. Zudem zeigt mir dieses Buch, wie stark Menschen und wie tief der Glaube sein kann, um die grausamste Hölle zu überleben und vieles zu verzeihen. Um das Ganze mit einer einzigartigen Authentizität zu unterlegen, ließ Hera Lind Viktors Erinnerungen, die er für seine Enkelinnen aufgeschrieben hat, einfließen. Was für ein genialer Schachzug, die Leser an seinen Erinnerungen teilhaben zu lassen.

Für mich ist „Zeit zu verzeihen“ erneut eine berührende und schicksalhafte Geschichte, die mich auf eine sehr emotionale und zugleich schockierende Reise in die deutsch- deutsche Vergangenheit entführt.

5 von 5 Sterne und ich kann, nein, muss dieses Buch einfach weiterempfehlen!

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