Cover-Bild Miss Marie
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10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 18.01.2021
  • ISBN: 9783746637464
Ellen Vahr

Miss Marie

Historischer Roman
Gabriele Haefs (Übersetzer)

Auf der Suche nach Glück und Gerechtigkeit. Europa im Jahr 1916. Marie Thoresen ist siebzehn und träumt vom großen Glück in Norwegen. Sie möchten heiraten und die Bäckerei ihres Vaters übernehmen. Doch die Geschäfte ihres Vaters laufen schlecht, so dass die Schließung der Bäckerei droht. Als ihre Tante, die vor Jahren ausgewandert ist, sie einlädt, lässt Marie sich auf das Abenteuer ein, nach Amerika zu gehen. Nach einer beschwerlichen Überfahrt kommt sie in New York an und wird Dienerin bei der reichsten Familie des Landes: den Vanderbilts. Bald muss sie aber erkennen, wie rechtlos die Frauen in den USA sind – und sie begehrt auf. Die packende, auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte einer Auswanderin

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2021

Von der Freiheit in die Abhängigkeit

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1916 Norwegen. Die Bäckerei von Thea Marie Thoresens Vater kämpft im Krieg ums Überleben, denn überall sind die Lebensmittel knapp und die Leute haben kaum Geld. Dies macht auch den Traum von Thea Marie ...

1916 Norwegen. Die Bäckerei von Thea Marie Thoresens Vater kämpft im Krieg ums Überleben, denn überall sind die Lebensmittel knapp und die Leute haben kaum Geld. Dies macht auch den Traum von Thea Marie zunichte, als Älteste von sechs Geschwistern das Geschäft eines Tages fortführen zu können. Die Einladung ihrer vor Jahren nach Amerika ausgewanderten Tante Augusta, zu ihr in den USA zu kommen und eine Stelle bei einer reichen Familie anzunehmen, bedeutet vielleicht die Rettung der familieneigenen Bäckerei. Thea Marie macht sich auf die Reise und landet als Dienstmädchen im Haushalt der Vanderbilts, wo auch Tante Augusta als Köchin angestellt ist. Schon bald muss Thea Marie feststellen, dass sie als Dienstbotin nicht nur unsichtbar und fehlerfrei zu sein hat, sondern bei den Gästen der Hausherren auch als Freiwild gilt. Das will sie sich nicht gefallen lassen…
Ellen Vahr hat mit „Miss Marie“ einen historischen Roman mit ernstem Hintergrund vorgelegt, denn die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und zeigt schonungslos neben den großen Standesunterschieden auch die Rechtlosigkeit von Frauen in der damaligen Zeit auf. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schnell eintauchen ins vergangene Jahrhundert, um sich dem Schicksal von Thea Marie anzunehmen und mit ihr eine folgenschwere Reise anzutreten. Nicht nur der Krieg, sondern vor allem die finanziellen Nöte lassen die junge Frau ihre Heimat verlassen in dem Glauben, mit dem im Ausland verdienten Geld die Familie und das Geschäft zu retten. Doch einmal in Amerika angekommen, wird sie nicht nur ihres Vornamens beraubt, sondern auch zu einem Nichts degradiert. War sie in Norwegen noch eine freie Frau mit eigenen Entscheidungen, die den Zusammenhalt von Familie und Freunden genoss, so muss sie sich nun unterordnen und für sich selbst kämpfen, einzig Tante Augusta und deren Schwester Hulda sind ihre Vertrauten. Vahr zeigt offen die damalige Ungleichbehandlung von Frauen in den USA sowie den Konkurrenzkampf unter den Dienstboten auf. Auch Übergriffe durch die Dienerschaft und geladene Gäste des Hauses sind an der Tagesordnung, wobei die Frau als einzig Schuldige angeprangert und für ihre Schande bestraft wird. Die Zustände sind so plastisch geschildert, dass der Leser alles hautnah miterlebt und durch ein wahres Gefühlsbarometer schreitet ob der Ungerechtigkeit und des Machtmissbrauchs sowohl im Kreis der Dienstboten, aber auch der Herrschaft.
Die Charaktere sind mit gutem Augenmaß gestaltet und bestechen durch Glaubwürdigkeit und Authentizität. Der Leser fühlt sich Thea Marie schnell verbunden und kann so mit ihr hoffen, bangen und fiebern. Thea Marie ist eine offene, selbständige, junge Frau, die sich um ihre Familie sorgt und dafür ein großes Opfer bringt. So tauscht sie ihre Freiheiten ein für ein unselbständiges Leben am unteren Rand der Gesellschaft verbunden mit ständiger Angst. Doch sie ist eine Kämpfernatur, die sich nicht alles gefallen lässt und sich zur Wehr setzt. Augusta ist eine warmherzige Frau, die mit ihrer Schwester Hulda allerdings ein Geheimnis hütet. Aber auch Consuelo Vanderbilt hat mit ihren Handlungen einen Einfluss auf Thea Maries Entscheidungen.
„Miss Marie“ fußt auf wahren Begebenheiten und überzeugt mit einer spannend sowie gefühlvoll erzählten Geschichte, die nicht nur das Kopfkino des Lesers anwirft, sondern auch die Entwicklung der Frauenrolle aufzeigt. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 20.01.2021

Vom tristen Norwegen zur reichsten Familie Amerikas

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Norwegen 1916: Thea ist das älteste von 6 Kindern und hilft ihrem Vater in der Bäckerei, die sie später übernehmen will. Doch wegen des Krieges gibt es kaum noch Mehl und wenn nicht ein Wunder geschieht, ...

Norwegen 1916: Thea ist das älteste von 6 Kindern und hilft ihrem Vater in der Bäckerei, die sie später übernehmen will. Doch wegen des Krieges gibt es kaum noch Mehl und wenn nicht ein Wunder geschieht, werden sie ihr Geschäft verlieren. Da bietet ihr ihre Tante Augusta in Amerika eine Stelle an, mit freier Kost und Logis und einem viel besseren Verdienst als zu Hause. Thea ist hin- und hergerissen. Sie will nicht weg, aber die Arbeit ist die einzige Chance, um die Bäckerei zu retten.
Erst nach ihrer Ankunft erfährt Thea, dass sie für die Vanderbilts arbeiten wird, die reichste Familie Amerikas. „Nichts von dem, was sie hinter diesen Toren sah, erinnerte Thea an das Leben, das sie von zu Hause her kannte.“ (S. 119) Statt Bäckerin ist sie nur noch ein einfaches Küchenmädchen, muss Hilfsarbeiten machen und aufpassen, dass sie dabei nicht auch noch von den männlichen Hausgästen oder Dienern vergewaltigt wird. Sie steht auf der untersten Stufe der Hierarchie des Haushalts, muss für ihre Arbeitgeber und deren Gäste unsichtbar sein, sich im Notfall hinter einem Vorhang verstecken oder mit dem Gesicht zur Wand drehen – sie ist ein Nichts! Außerdem bekommt sie ihren Lohn erst nach 6 Monaten ausgezahlt – wie soll sie da Geld nach Hause schicken? „Sie war … nicht hergekommen, um sich ein neues Leben aufzubauen, sondern in der Hoffnung, die Reste von dem retten zu können, was ihr Zuhause war.“ (S. 134)
Ein Lichtblick könnten ihre beiden Tanten sein. Augusta ist ihre unmittelbare Vorgesetzte und deren Schwester Hulda lebt frisch verheiratet in der Nähe, doch beide umgibt ein dunkles Geheimnis, über welches sie beharrlich schweigen.

„Miss Marie“ von Ellen Vahr ist ein sehr aufwühlendes und anklagendes Buch, das die gesellschaftliche Stellung der Dienstmädchen in Amerika um 1900 beleuchtet. Während Frauen in Norwegen längst gleichberechtigt sind und das Wahlrecht haben, ist Amerika noch sehr rückständig. Die Dienstmädchen arbeiten von früh bis spät, haben kaum frei und werden beim kleinsten Vergehen fristlos ohne Lohn entlassen.

Thea ist von diesen Zuständen schockiert. „Diese beiden Leben waren so weit voneinander entfernt, wie das überhaupt nur möglich war.“ (S. 130) Nicht nur, dass man sie bei der Einwanderung einfach in Marie umgetauft und ihr mit dem Namen auch ein Stück ihrer Herkunft und Vergangenheit genommen hat, es gibt unter den Dienstboten auch keinen Zusammenhalt. „Sie Frauen gelten als weniger wert als die Männer, daher kümmert sich niemand, niemand setzt sich für sie ein, nicht einmal die anderen Dienstmädchen. Die … sehen zu, wie ihre Freundinnen wie Dreck behandelt werden.“ (S. 222) Jede ist sich selbst die nächste und versucht so schnell wie möglich aufzusteigen oder zu heiraten. Da ist es kein Wunder, dass sich Thea bald für die Frauenrechtsbewegung interessiert, zumal sich auch Consuelo Vanderbilt den Suffragetten angeschlossen hatte.

Schonungslos offen und ehrlich beschreibt Ellen Vahr Theas Leben, die Hoffnungslosigkeit und Tristesse, die Grabenkämpfe innerhalt des Personals inkl. geheuchelter Freundschaften und Verrat, nichts wird beschönigt oder romantisiert. In Norwegen hat Thea selbständig gearbeitet, im Haushalt der Vanderbilts muss sie sich anpassen und unterordnen. Sie will nur durchhalten, bis sie endlich wieder nach Haus kann und ihr wird erst spät bewusst, welche Freiheiten ihr Amerika bieten kann – wenn sie sich die einfach nimmt. Diese Entwicklung war sehr spannend zu verfolgen.

Genauso aufwühlend wie Theas Geschichte ist auch das Geheimnis ihrer Tanten, allerdings wurde es mir im letzten Drittel des Buches dann etwas zu übertrieben verwirrend und dramatisch.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Freiheit die ich meine ( P. Maffay)

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Thea hat viele Träume, aber in Europa tobt der Erste Weltkrieg und dieser scheint ihre Wünsche und Sehnsüchte zunichte zu machen. Heiraten, Kinder und die Bäckerei ihres Vaters übernehmen - all das rückt ...

Thea hat viele Träume, aber in Europa tobt der Erste Weltkrieg und dieser scheint ihre Wünsche und Sehnsüchte zunichte zu machen. Heiraten, Kinder und die Bäckerei ihres Vaters übernehmen - all das rückt in weite Ferne, denn das Elend breitet sich immer mehr über Norwegen aus. Die rettende Lösung scheint ein Neuanfang in Amerika zu sein, denn Theas Tante hat dort bereits Fuß gefasst und bietet ihr mit einem Ticket und einer Stelle bei einer der reichsten Familien des Landes den Absprung aus der Armut. Aber selbst in Amerika ist nicht alles Gold was glänzt...


Ellen Vahr zeichnet mit "Miss Marie" sehr schöne historische Bilder, die das Gefühl von Downton Abbey vermitteln und so das richtige Feeling für die Zeitreise entstehen lassen. Die Figuren bewegen sich ihrer Zeit angemessen im passend ausgestalten Rahmen und man spürt regelrecht die Aufregung, die von der überfahrt bis zur Ankunft in Amerika von Thea Besitz ergreift.

Aber schon bald schlägt die kribbelige Vorfreude in Ernüchterung und Frust um, denn Thea muss feststellen, dass sie mit dem ersten Schritt in Amerika alles verliert, was sie ausmacht (man erteilt ihr bei der Einreise einfach den Namen Marie). Mit dem Überschreiten der Schwelle des Hauses Vanderbilts wird aus Thea ein Schatten, der fortan geräuschlos durch die Räume zu huschen hat. Wie man in diesem Haus die Dienstboten behandelt ist wirklich menschenverachtend (Abschneiden der langen Haare, Verlangen eines dauerhaft gesenkten Blickes, um ja nicht aufzufallen) und drückt sehr deutlich aus, was man von Dienstboten hält - nämlich nichts.

Und das ist noch nicht alles, denn die Freiheiten, die Thea in Norwegen kennen und schätzen gelernt hat, sind in Amerika noch lange nicht angekommen - Gleichberechtigung ist noch ein leeres Wort, das Wahlrecht für Frauen ist noch in weiter Ferne und die Ausbeutung von Dienstpersonal steht dafür an oberster Stelle.

Der Roman erzählt unverblümt über die Unterdrückung der Hausangestellten und sät so den Keim des Aufbegehrens, aber irgendwie springt bei mir der Funke nicht ganz so über, denn trotz aller Widrigkeiten habe ich ich manchmal das Gefühl, mich nicht richtig mit den Figuren identifizieren zu können und lese ihre Schicksal zwar aufmerksam, aber ohne große Emotionen. Theass eiserner Wille, wirklich durchzuhalten und ihren Lieben in Norwegen etwas Gutes zu tun, dringt zwar an, aber nicht in mich, weil ich mich ab und zu nicht wirklich verbunden mit ihr fühle.

Auch das Schicksal ihrer Tanten, das hier zur Sprache kommt, berührt mich nur bedingt, weil es mir, gerade zum Ende der Erzählung hin, einfach zu dick aufgetragen wirkt und ich das Gefühl habe, dass es hier um Effekthascherei geht...aber das ist meine persönliche Einstellung .

Ansonsten eine sehr angenehme Erzählung, die für nette Lesestunden sorgt.

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Veröffentlicht am 22.01.2021

Auch in Amerika gibt es Standesunterschiede

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Die junge Thea lebt im Jahr 1916 in Norwegen. Es herrscht große Armut und Mängel an allen. Da kommt die Einladung ihrer Tante Auguste zu ihr nach Amerika zu kommen eigentlich genau richtig. Doch Thea fällt ...

Die junge Thea lebt im Jahr 1916 in Norwegen. Es herrscht große Armut und Mängel an allen. Da kommt die Einladung ihrer Tante Auguste zu ihr nach Amerika zu kommen eigentlich genau richtig. Doch Thea fällt es schwer ihre Familie zu verlassen. Trotzdem lässt sie sich auf das Abenteuer ein. In Amerika wir das Thea Marie und sie beginnt sie als Dienstmädchen zu arbeiten, und stellt schnell fest, das auch hier die Dienstmädchen ganz unten in der Gesellschaft stehen und es große soziale Unterschiede gibt. Marie kann diese Ungerechtigkeit nicht hinnehmen...

Das Buch gibt einen schonungslosen Einblick in das Leben der armen Leute. Schon die Situation auf dem Schiff ist schrecklich und eigentlich kaum zumutbar. Und auch die Situation der Dienstmädchen ist in Amerika nicht besser, als in Europa. Für mich war das alles sehr gut beschrieben und hat mir einen Einblick in die Zeit gegeben. Maries Familiengeschichte hat dem Roman einen interessanten und auch emotionalen Rahmen gegeben.

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