Cover-Bild Eine Geschichte der Wölfe
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Berlin Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 19.03.2018
  • ISBN: 9783827013675
Emily Fridlund

Eine Geschichte der Wölfe

Roman
Stephan Kleiner (Übersetzer)

In den dunklen Wäldern von Minnesota wächst Linda in den kläglichen Überresten einer Kommune auf. Ihre Eltern sind über das Scheitern ihrer Hippie-Ideale zu Eigenbrötlern geworden, in der High-School kommt sie sich vor wie eine Außerirdische. In ihrer Isolation fühlt sich Linda wie magisch hingezogen zu ihrer Klassenkameradin Lily und zu ihrem Geschichtslehrer, Mr Grierson. Es ist ein Schock, als der wegen des Besitzes von Kinderpornographie verhaftet wird und dann auch noch Lily von der Schule verschwindet. Linda hat niemand, mit dem sie über all das reden könnte. Da zieht eine Familie neu an den See. Alles bei ihnen scheint Linda gut und schön. Sie wird die Babysitterin des kleinen Paul und sehnt sich danach zu dieser heilen Familie zu gehören. Doch als Paul schwer krank wird, bleiben seine Eltern seltsam inaktiv. Soll Linda trotzdem einen Arzt rufen und damit das gute Verhältnis zu ihren »neuen Freunden« riskieren? Eine vielleicht unmögliche Entscheidung für eine Vierzehnjährige, die ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen wird....

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2019

Ein bemerkenswertes Debüt

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Gestern begonnen, gestern beendet – in einem Rutsch durchgelesen: Eine Geschichte der Wölfe von Emily Fridlund.

Die vierzehnjährige Linda lebt mit ihren Eltern in den Wäldern Minnesotas. Die drei sind ...

Gestern begonnen, gestern beendet – in einem Rutsch durchgelesen: Eine Geschichte der Wölfe von Emily Fridlund.

Die vierzehnjährige Linda lebt mit ihren Eltern in den Wäldern Minnesotas. Die drei sind die ‚Überreste‘ einer Hippie-Kommune, die einst in der Holzhütte, die der Familie nun als Heim dient, lebte. Lindas Leben ist einsam, eintönig, spartanisch. Mit den Mädchen an ihrer High School kann sie nichts anfangen, für sie ist Linda nur der ‚Freak‘, also hackt sie lieber Holz, geht mit den vier Hunden in den Wald, paddelt auf dem See, und wenn es nötig ist, stapft sie auch acht Kilometer durch den knietiefen Schnee, um Einkäufe zu erledigen. Überdies wird ihre Schulzeit von einem Skandal erschüttert, in den der Geschichtslehrer und die hübsche Klassenkameradin Lily verwickelt sind.

Lindas Leben beginnt sich zu ändern, als die junge Familie Gardner auf der anderen Seite des Sees ihr Haus baut und einzieht. Mit der Mutter Patra versteht sie sich auf Anhieb gut, der vierjährige Sohn Paul wächst ihr ans Herz, einzig der Vater Leo bliebt lange Zeit nur ein Schemen, er ist auf Hawaii und sucht Protogalaxien. Die wortkarge, eigenbrötlerische Linda beginnt, auf Paul aufzupassen, sie ist fasziniert von der Zärtlichkeit und Hingabe, die Patra ihrem Sohn zuteil werden lässt – etwas, das sie von ihren Eltern nicht kennt, die Linda zwar freundlich, aber größtenteils mit Desinteresse und Gleichgültigkeit behandeln. Zwar gibt es bei den Gardners Details, die Linda verwundern, ja, irritieren. Vater Leo, der Astronom, schreibt Texte, die seine Frau redigiert. Linda findet Bücher und Broschüren mit Titeln wie ‚Voraussagen und Versprechungen: Außerirdische Körper‘. ‚Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift‘. ‚Anforderungen des Lebens im Weltraum‘. Merkwürdig? Ja. Beunruhigend? Nein. Auch als der kleine Paul ihr ernsthaft erklärt, er sei „ein makelloses Kind Gottes“, schreibt Linda das eher seiner Altklugheit zu als sich darüber Sorgen zu machen. Die Atmosphäre im Haus verändert sich, als Leo zurückkehrt, und auch Paul scheint nicht mehr der Alte zu sein. Die Situation spitzt sich zu, als Linda die Familie auf einen Wochenendausflug begleitet …

Ich habe dieses Buch förmlich verschlungen! Die Ich-Erzählerin Linda beschreibt ihre Erlebnisse, deren dramatisches Ausmaß sich im Laufe der Handlung immer wieder andeutet, aber doch recht langsam entfaltet, nüchtern und präzise. Lindas sehr spezielle Biografie, ihre Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit, die sie sich selbst kaum einzugestehen vermag, tragen sicherlich zu ihrem Handeln – oder in diesem Fall: Nicht-Handeln – bei. Und doch konnte ich nicht anders, als mich in diesen einsamen Teenager hineinzuversetzen, mich zu fragen, ob ich in ihrer Situation anders gehandelt hätte, ja, anders hätte handeln können. Große Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.12.2018

In den Wäldern Minnesotas

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Eine Geschichte der Wölfe - Emily Fridlund

In den tiefen Wäldern Minnesotas: Lindas Familie ist ein Übrigbleibsel einer längst aufgelösten, in alle Himmelsrichtungen verstreuten Kommune. Geblieben sind ...

Eine Geschichte der Wölfe - Emily Fridlund

In den tiefen Wäldern Minnesotas: Lindas Familie ist ein Übrigbleibsel einer längst aufgelösten, in alle Himmelsrichtungen verstreuten Kommune. Geblieben sind Armut und Sprachlosigkeit, der Stempel des Außenseitertums und das Gefühl, nicht dazu zu gehören. So ist die 14-jährige ein sehr einsames, auch seltsames Mädchen, das in einer kargen Hütte mitten im Wald aufwächst. Als eines Tages eine junge Familie mit ihrem vierjährigen Sohn Paul ans gegenüberliegende Ufer des Sees zieht, ist Linda sehr empfänglich für neue Kontakte und es dauert nicht lange, bis sie für den Jungen als Babysitterin engagiert wird.

Eigentlich müsste Linda schon recht früh auffallen, dass mit der Familie irgendetwas nicht stimmt. Anzeichen dafür gibt es genug. Doch auf der einen Seite entstammt Linda selbst keinem "gewöhnlichen" Elternhaus, wie sollte sie dies also beurteilen, andererseits sucht sie so sehr nach freundschaftlichen Beziehungen, dass sie kaum etwas hinterfragt. So gehört sie bald beinahe zur Familie von Paul und seiner Mutter Patra. Als Pauls Vater nach längerer Abwesenheit wieder auftaucht, häufen sich die Warnhinweise, doch nun ist Linda schon viel zu abhängig, um Alarm zu schlagen. Von einem verunsicherten Mädchen in der Pubertät ist auch kaum zu erwarten, dass sie sich ihren Eltern hier anvertraut.

Dies ist das Debüt von Emiliy Fridlund und als solches sehr beachtenswert, wie ich finde. Denn dieser Roman ist handwerklich wirklich sehr sehr gut und raffiniert konstruiert. Auch eine durchgehend düstere, beunruhigende Grundstimmung gelingt ihr hervorragend. So entsteht ein Sog, dem sich der Leser kaum entziehen kann, zumal die Sprache sehr leicht zugänglich ist.

Die Protagonisten fand ich allesamt faszinierend, wenn auch seltsam. Die Autorin beschreibt hier eine Lebenswelt, die mir absolut fremd ist. Zwischen dem Freigeist einer (wenn auch bereits aufgelösten) Kommune und der Engstirnigkeit einer religiösen Sekte, versucht Linda ihren Weg zu finden.
Dabei fand ich auch sehr interessant, dass sowohl Rückblicke in ihre Kindheit gewährt werden, als auch Aussichten in ihre Zukunft als Erwachsene. Es wird sehr deutlich, wie stark Erlebnisse in Kindheit und Jugend prägend sein können.

Absolut empfehlenswert! Ein tolles Debüt!