Konnte mich leider nicht so überzeugen
An 𝑆𝑡𝑟𝑎𝑛𝑔𝑒𝑟𝑠 𝐴𝑔𝑎𝑖𝑛 bin ich sehr offen rangegangen, was mir definitiv geholfen hat - meine Erwartungen waren demnach nicht so hoch.
Der Anfang war für mich ganz angenehm, denn es wurde in einem guten Tempo ...
An 𝑆𝑡𝑟𝑎𝑛𝑔𝑒𝑟𝑠 𝐴𝑔𝑎𝑖𝑛 bin ich sehr offen rangegangen, was mir definitiv geholfen hat - meine Erwartungen waren demnach nicht so hoch.
Der Anfang war für mich ganz angenehm, denn es wurde in einem guten Tempo in die Geschichte und an die Figuren herangeführt und man wurde nicht immens überfordert. Jamie beschließt von ihrer Mutter wegzuziehen und nach Seattle zu ihrem Bruder zu gehen. Beim Abschied ist bereits aufgefallen, dass Jamie’s Mutter eine sehr schwierige Person ist. Sie ist sehr einnehmend und schenkt Jamie leider keinerlei Vertrauen. Eine sehr toxische Familiensituation. Aber Jamie beschließt Entscheidungen für sich zu treffen und sich davon zu lösen - so weit ganz gut. Auch im Verlauf des Buches gibt es hier eine gute Entwicklung, die nicht von jetzt auf gleich passiert, aber sie passiert.
Um zunächst auf ein paar schöne Dinge einzugehen: Es hat wirklich schöne Szenen in diesem Buch gegeben, wie die Freundschaftskonstellationen, Ausflüge und auch gut gelöste Konfliktgespräche. Allgemein waren gute Dialoge in diesem Buch, die oft mit einer guten Prise Humor ausgestattet worden sind. Mag ich sehr! Die schönen Szenen verliefen für mich allerdings auch manchmal nahtlos zu purem Klischee. So wurde sich hier auch fleißig an Szenen auf Hausdächern, Tanzen im Regen und Campen mit Freunden bedient - soweit nicht dramatisch, dass stört mich meist gar nicht so doll.
Leider leider leider bleibt dieses Buch für mich aber insgesamt sehr negativ hängen - und das liegt hauptsächlich an sehr toxischen Beziehungen. Ich finde den Sinn hinter zwei Personen, die zu sich finden (meinetwegen auch miteinander) sehr schön, jedoch war dieses Gleichgewicht meiner Ansicht nach hier nicht gut ausgewogen. Die Annäherung zwischen Sam und Jamie geht recht schnell, Sam ist allerdings wirklich kaum auszuhalten. Eine Mischung aus Macho und Fuckboy mit Gewaltpotenzial. Dann soll aber auch immer schön die Mitleidsmasche für seine Vergangenheit dazukommen - für mich eine sehr gefährliche Kombi. Als er in einer Situation fast handgreiflich wurde, ist bei mir glaube ich ein kleiner Geduldsfaden gerissen. Er konnte es bei mir jedenfalls nicht mehr gut machen.
Jamie macht eine Entwicklung durch, die für mich aber bis zum Schluss nicht gut gelöst worden ist - sie ist sehr naiv und möchte gleichzeitig immer ihren Kopf durchsetzen. Eine komische Mischung, ich weiß, ich wurde bis zum Ende überhaupt nicht mit ihr warm. Sie hatte immer wieder richtige und tiefergehende Gedankengänge zu der absurden Situation - hat sie aber komplett über Bord geworfen, sobald Sam sich ihr näherte. Die Art und Weise WIE er sich teilweise näherte, fand ich auch ganz und gar nicht gut. Für mich leider absolut toxisch.
Es gab zugegebenermaßen ein paar unerwartete Drehs, die für mich letztlich aber einfach nur seltsam und teilweise sogar unlogisch waren. Viel herbeigeführtes Drama wo keines hingemusst hätte. Besonders am Ende ist im Bezug auf die toxische Situation zwischen Sam und Jamie etwas passiert, dass für mich absolut nicht klar ging. Ohne zu Spoilern: Nach einem „Schlüsselmoment“ wurde letztlich von Sam die Situation umgekehrt - er stand immer wieder im guten Licht, als der arme Typ da und die Situation war wieder Friede-Freude-Eierkuchen, weil sie klein beigab. Absolut unverständlich. Vielleicht hat mich das Buch an irgendwelchen Punkten getriggert, aber für meinen Geschmack war hier ganz viel toxisches in der Geschichte. Daher leider, trotz der süßen Aufmachung dem guten Gedanken dahinter, gar nicht mein Fall. Das Ganze ist wie immer nur meine persönliche Meinung - es wird sicherlich viele Leute geben, die das Buch sehr begeistern kann.
✩✩ / 5 Sterne