ein spannender Auftakt
Der erste Teil von Countdown to Noah ist mir durch Zufall über den Weg gelaufen. Ich weiß gar nicht mehr wo genau die Leseprobe in meiner Tasche gelandet ist, aber eines Abends habe ich sie zuhause einfach ...
Der erste Teil von Countdown to Noah ist mir durch Zufall über den Weg gelaufen. Ich weiß gar nicht mehr wo genau die Leseprobe in meiner Tasche gelandet ist, aber eines Abends habe ich sie zuhause einfach zwischen einigen anderen Leseproben gefunden und angefangen zu lesen. Das, was auf diesen paar Seiten stand, hat mich so gefesselt, dass ich mir daraufhin gleich das Buch bestellt habe. Die Leseprobe hatte nun ordentlich vorgelegt und ich war sehr gespannt ob der Rest der Geschichte mich auch so packen konnte.
Aber erst einmal ein paar Fakten: Countdown to Noah – Gegen Bestien ist der erste Teil einer Dilogie und im September letzten Jahres im Sternensand Verlag erschienen. Momentan hat sich die Autorin Fanny Bechert dem Schreiben von Fantasy Geschichten verschrieben. Aber wer weiß, was noch so kommen mag.
In dieser Dystopie geht es um ein Szenario, was eventuell einmal in ferner Zukunft geben könnte, von dem wir aber alle hoffen, dass es nicht eintritt: Einst wurde der Menschheit verkündet, dass ein Allheilmittel gegen alle Krankheiten und das Altern gefunden wurde. Alle, die dieses Mittel genommen haben, haben nicht gewusst, welche Nebenwirkungen damit einhergehen. Diese Menschen sind zu Bestien geworden, sogenannten Noahs. Cassidy möchte nur ihre kleine kranke Schwester beschützen und wird dabei selbst von einem Noah gebissen. Nun bleiben ihr nur noch dreißig Tage, bis sie schließlich selbst zu so einer Bestie wird. Nur mithilfe des Rebellen Daniel hat sie in diesen letzten Tagen die Chance Medizin für ihre Schwester besorgen.
All die Elemente, die Fanny Bechert hier eingebaut hat, sind typisch für ein Endzeitszenario. Eine Seuche, Krankheit, ein Virus, der die Menschheit erfasst hat und den letzten, noch existierenden Menschen, das Überleben fast unmöglich macht. Eine Protagonistin, die sich durchkämpft und nur versucht diejenigen zu beschützen, die sie liebt. Und letztendlich die drohende Gefahr sich selbst in etwas Unmenschliches zu verwandeln.
Die Umsetzung des Ganzen ist sehr gut gelungen. Besonders gut gefällt mir, dass die Menschen, die von den Noahs infiziert werden, auf welche Weise auch immer, sich nicht sofort in eine Bestie verwandeln. In den meisten Zombie- oder Dystopiegeschichten werden Menschen, die von Bestien gebissen und gekratzt werden meistens unmittelbar selbst zu so einer Bestie. Der Fakt, das Cassidy zwar gebissen wird, aber noch dreißig Tage Zeit hat, bis sie nicht mehr sie selbst ist, schafft ein großartiges und spannendes Szenario. Als Leser fiebert man das gesamte Buch über mit Cassidy mit und hofft, dass sie es noch schaffen wird die Medizin für ihre Schwester zu besorgen. Verstärkt wird diese Spannung dadurch, dass jedes Kapitel mit einer Zahl versehen ist – angefangen bei Tag 30 zählt man zusammen mit unserer Protagonistin die Tage runter, die ihr noch bis zur vollständigen Verwandlung in einen Noah bleiben. Außerdem wird die Handlung in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Cassidy erzählt. All ihre Ängste und Zweifel bekommt man so hautnah mit, aber auch was für eine innere Stärke sie besitzt. Sie weiß ganz genau, dass es bald für sie zu Ende sein wird, möchte ihre letzten Tage aber noch dazu nutzen ihre Schwester zu retten.
„Dass sich der Noah in mir meldet, hat eigentlich auch sein Gutes. Es macht mir bewusst, dass meine Probleme mit Daniel – ich will nicht mal denken, es könnten Gefühle sein – total unwichtig sind. Es zählt nur die Mission. Ein Danach gibt es für mich ohnehin nicht.“ S. 114
Die Gefühle wurden dabei nicht immer zu meiner vollen Zufriedenheit ausführlich beschrieben. Das liegt zum großen Teil am Schreibstil der Autorin. Ebenso wie die Gefühle von Cassidy, werden auch Schauplätze leider nicht detailliert beschrieben, dies gilt auch für einige Handlungsabschnitte. Viele Szenen, in denen z.B. längere Zeit gelaufen wird oder man von einem Ort zum anderen gelangt sind extrem kurz gehalten. Das führt dazu, dass eine komplexe Handlung auf wenigen Seiten niedergeschrieben wurde. Ich finde es schade, weil man aus einigen Szenen viel mehr hätte herausholen können, die Kulisse greifbarer und die Charaktere tiefgründiger geworden wären.
Dennoch bin ich nicht von diesem Buch losgekommen. Der fehlende Tiefgang der Charaktere hat mich zwischendurch nur teilweise gestört, da Fanny Bechert es dennoch geschafft hat jeder Person einen eigenen Charakter zu geben. Bei Cassidy merkt man, dass sie noch nicht ganz erwachsen ist. Ihre Gedanken sind sprunghaft und durch einige verzweifelte Aktionen versucht sie ihrer Situation Herr zu werden, obwohl sie nicht so recht weiß, wie. Auch der Rebell Daniel bringt sie aus dem Konzept und sie entwickelt so etwas wie Gefühle für ihn. Durch Cassidys Augen lernt man ihn kennen und man fängt zusammen mit ihr an ihn wirklich gern zu haben, auch wenn er eher der ruppige Typ ist.
„Er hat wieder dieses halbe Lächeln aufgesetzt, das so typisch für ihn ist – und ich gebe es zu – das ich unheimlich anziehend finde.“ S. 97
Das Buch endet in einem wirklichen fiesen Cliffhanger und macht es fast unmöglich nicht sofort Band zwei Unter Bestien in die Hand zu nehmen. Mich jedenfalls konnte der erste Band von Countdown to Noah überzeugen und ich freue mich aufs Weiterlesen.
Fazit:
Der erste Teil dieser Dystopie ist ein tolles, was-wäre-wenn Szenario. Wie immer geht es dabei nicht nur um das nackte Überleben in einer menschenfeindlich gewordenen Welt, sondern auch um Nächstenliebe, Freundschaft und auch ein bisschen Liebe – verbunden mit ganz viel Spannung! Der Schreibstil hat mir nicht immer ganz gut gefallen, deswegen gibt es an dieser Stelle einen Punkt Abzug. Ich vergebe vier Schmetterlinge!