Cover-Bild Wo du auch bist
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Diana
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 14.12.2015
  • ISBN: 9783453358539
Fleur Smithwick

Wo du auch bist

Roman
Gabriele Weber-Jaric (Übersetzer)

Er hält dich fest – und lässt dich nie wieder losIn ihrer Kindheit waren sie unzertrennlich: Alice und Sam, der imaginäre Freund, der ihr nach der Scheidung der Eltern durch eine schwere Zeit half. Zwanzig Jahre später stellt ein tragischer Autounfall Alices Welt erneut auf den Kopf. Sie erwacht aus dem Koma – und Sam ist wieder da. Er bringt sie zum Lachen, führt sie langsam ins Leben zurück. Doch Sam will mehr, und vor allem will er nicht, dass Alice ihrer Jugendliebe Jonathan wieder näherkommt. Fast zu spät erkennt Alice, in welcher Gefahr sie schwebt …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2018

Gelungene Mischung aus einem Roman über eine einsame Frau und ihre Form der Trauerbewältigung und einem Psychothriller um einen Stalker.

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Alice wird auf dem Rückweg von der Hochzeit ihres Vaters in einen Verkehrsunfall verwickelt. Ihr bester Freund Rory Walker kommt dabei ums Leben, sie wird schwer verletzt. Als sie aus dem Koma erwacht, ...

Alice wird auf dem Rückweg von der Hochzeit ihres Vaters in einen Verkehrsunfall verwickelt. Ihr bester Freund Rory Walker kommt dabei ums Leben, sie wird schwer verletzt. Als sie aus dem Koma erwacht, sieht sie ihren imaginären Freund aus ihrer Kindheit, Sam, wieder, der ihr über die Zeit der Trauer hinweg hilft. Er nimmt in ihrem Leben jedoch immer mehr Raum ein, ist besitzergreifend und eifersüchtig auf Alices Jugendschwarm Jonathan Walker, den älteren Bruder von Rory. Alice kann keinen Schritt mehr ohne Sam gehen und die Tatsache, dass er für sie schon fast real wirkt, führt dazu, dass Familie und Freunde sie zu einer Therapie bewegen möchten. Doch Sam weiß dies zu verhindern, da er Angst hat, ganz zu verschwinden, wenn Alice sich von ihm löst.

"Wo du auch bist" ist eine gelungene Mischung aus einem Roman über eine einsame Frau und ihre Form der Trauerbewältigung und einem Psychothriller um einen Stalker.
Der Roman schildert abwechselnd Vergangenheit, Alices Kindheit mit Sam, den sie brauchte, um die Scheidung ihrer Eltern zu verkraften, und ihre enge Bindung an die Familie Walker, die ihr mehr Fürsorge und Geborgenheit entgegenbrachte, als ihre eigenen Eltern, und Gegenwart, als Sam nach dem schweren Unfall und dem Verlust ihres besten Freundes wieder für Alice zu einer festen Bezugsperson wird. Sie redet - auch in Gegenwart anderer - ganz offen mit ihm, als würde er tatsächlich existieren, auch wenn sie weiß, dass Sam nur ihrer Fantasie entspringt. Er bietet ihr einerseits Schutz und bewahrt sie vor Einsamkeit, mischt sich aber immer mehr ein, so dass Alice ihr Kontrolle über ihr eigenes Leben zu verlieren scheint und sogar Angst vor Sam bekommt.

Sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart sind sensibel geschildert. Die unglückliche Kindheit Alices hat Spuren hinterlassen, die bis in die Gegenwart nachhallen. Nach dem Verlust des besten Freundes nimmt Alices Bindung zu ihrem imaginären Freund, die bei Kindern vielleicht nichts außergewöhnliches ist, eine ungesunde Entwicklung. Einerseits braucht sie ihn bei emotionalen Ausnahmezuständen, andererseits schränkt er ihr Leben massiv ein. Ihre Gefühle für Jonathan, der zehn Jahre älter ist als sie und für den sie schon als junges Mädchen geschwärmt hat und seit ihrer Jugend heimlich liebt, sind Sam ein Dorn im Auge.

Es bleibt bis zum Schluss spannend, ob sich Alice der Realität stellen kann und von alleine die Kraft und auch den Mut findet, Sam gehen zu lassen oder ihn weiterhin Teil ihres Lebens sein lässt - mit allen Konsequenzen, die sich daraus für sie und ihre Wahrnehmung durch andere ergeben. Gleichzeitig fragt man sich, ob ihre Liebe zu Jonathan eine Chance hat oder ob sich Alice auch da aufgrund falscher Vorstellungen verrennt. Regelrecht beklemmend ist, dass Alice in manchen Situationen mit Sam Angst vor einem Phänomen hat, dass sich ihr Unterbewusstsein als Hilfestellung geschaffen hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Auseinandersetzung mit den Grenzen des Seins

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Alice ist Mitte 20 und gerade auf der Hochzeit ihres Vaters. An der Seite der jungen Fotografin ist ihr Jugendfreund Rory mit seinem Lebensgefährten. So beginnt der Debütroman der Engländerin Fleur Smithwick ...

Alice ist Mitte 20 und gerade auf der Hochzeit ihres Vaters. An der Seite der jungen Fotografin ist ihr Jugendfreund Rory mit seinem Lebensgefährten. So beginnt der Debütroman der Engländerin Fleur Smithwick „Wo du auch bist“. Auf der Heimfahrt nach der Feier verunglücken Alice und ihre Freunde. Rory überlebt den Unfall nicht. Als Alice nach vielen Tagen aus dem Koma erwacht, sieht sie Sam in ihrem Zimmer sitzen. Sam ist ihr imaginärer Freund aus Kindertagen, der ihr in den Zeiten der Trennung ihrer Eltern über die angespannte Situation hinweg geholfen hat. Darüber liest der Leser im Prolog. Nun ist Sam zurück.

Das Problem von Alice ist es, das niemand außer ihr Sam sehen kann. Als Kind mag das als Spleen durchgehen, als erwachsene Frau wird Alice nun für verrückt gehalten. Sam versucht immer mehr zur Geltung zu kommen und sich auch bei anderen bemerkbar zu machen. Nur wenn Alice mit ihm allein ist, kann er Dinge bewegen. Sam will, dass sich das ändert und wird im Laufe der Zeit immer aggressiver und zorniger. Als Jonathan, der Bruder von Rory, Alice zunehmend Aufmerksamkeit widmet, wird Sam eifersüchtig und veranlasst ihn zu groben Handlungen. Über bestimmte Dinge die in dieser Zeit geschehen, ist sich Alice nicht sicher, ob sie von Sam ausgeführt wurden. Eines Tages wird sie selbst einer schweren Tat verdächtigt …

Nach einem kurzen heiteren Beginn passiert der oben beschriebene schwere Verkehrsunfall. Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben, daher ist es zunächst wenig auffällig, als Alice Sam in ihrem Zimmer trifft, denn für sie ist er ein Mensch aus Fleisch und Blut. Sie kann ihn anfassen, sich an ihn lehnen und überhaupt mit ihm machen was beste Freunde so tun. Er hat das allergrößte Verständnis für sie. Doch eigentlich sagt ihr Verstand ihr, dass sie Sam geschaffen hat. Ihrer Umwelt bleibt ihr Umgang mit Sam nicht verborgen, weil sie sich auch in der Öffentlichkeit mit ihm unterhält.

Die Autorin lässt den Roman sehr lange um das Thema der eingebildeten Person Sam kreisen und es wurde allmählich etwas langweilig, bis schließlich Sam beginnt, sein Dasein nach außen bringen zu wollen. Ab diesem Zeitpunkt verliert Alice scheinbar immer mehr die Kontrolle über ihn und die Geschichte wird zunehmend spannend. Der Leser glaubt beinahe, dass es Sam gelingen wird, real zu erscheinen. Das verleiht der Story einen mystischen Touch.

Die Handlung spielt in der Gegenwart, aber immer wieder schiebt Fleur Smithwick Rückblenden ein, die langsam dazu führen, dass der Leser erfährt, warum Alice sich Sam ausgedacht hat. Desto mehr sie sich nach dem Unfall wieder dem Leben öffnet, desto weniger benötigt sie Sam. Aber wohin soll er gehen? Sie ist von ihren Gefühlen ihm gegenüber hin und her gerissen, denn er war seit dem Unfall immer für sie da. Der Verlust von Rory hat sie in ein tiefes Loch gerissen, dass sich nun erneut vor ihr auftut.

Der Leser leidet an der Seite von Alice mit ihr mit. Sie ist ein liebenswerter Charakter. Neben ihr begegnet man im Buch noch weiteren gutmütigen Menschen und im Kontrast dazu einigen, die mehr Wert auf die Qualität ihres eigenen Lebens legen.

Das Buch ist mehr als ein Liebesroman. Ganz leise ist es eine Auseinandersetzung mit den Grenzen des Seins. Der Abschluss ist mit krimineller Spannung versehen. Das Ende bleibt zur Interpretation offen. Für mich war es ein guter Abschluss, aber es wird nicht jedem gefallen.

Veröffentlicht am 28.08.2017

unterhaltsam und mal etwas anderes, aber nicht mein Fall

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Alice ist eine Fotografin Mitte zwanzig. Beruflich läuft es für sie einigermaßen, aber privat hat sie den Richtigen noch nicht gefunden. Zur Hochzeit ihres Vaters geht sie deshalb mit ihrem besten Freund ...

Alice ist eine Fotografin Mitte zwanzig. Beruflich läuft es für sie einigermaßen, aber privat hat sie den Richtigen noch nicht gefunden. Zur Hochzeit ihres Vaters geht sie deshalb mit ihrem besten Freund Rory und dessen Lebenspartner. Sie verlassen die Hochzeit etwas früher wieder, weil Rory und Daniel am nächsten Morgen einen wichtigen Termin haben. Auf der Heimreise kommt es dann zu einem folgenschweren Unfall. Rory stirbt und Alice liegt erst einmal drei Wochen im Koma, bevor sie wieder zu sich kommt. Als Alice aufwacht, sitzt Sam wie selbstverständlich an ihrer Seite, ihr imaginärer Freund aus Kindertagen.

Alice versucht, wieder ins Leben zu finden, was gar nicht so einfach ist. Rory, sein Bruder Jonathan und die Eltern waren wie eine Familie für sie, denn ihre eigene Familie ist nicht gerade der Hit und ihre Eltern haben sich bereits getrennt, als Alice sechs Jahre alt war. - und nun hat sie Rory umgebracht. Obwohl sie den Unfall nicht verschuldet hatte, war sie doch die Fahrerin und gibt sich schon aus diesem Grund die Schuld. Rorys Eltern sehen in ihr zwar immer noch die Tochter, die sie nie hatten, aber es ist eben doch seltsam. Und dazu kommt, dass Alice schon seit Kindheit in Jonathan verknallt ist, ihn aber eher aus der Ferne angehimmelt hat, denn so richtig traute sie sich nie, es ihm zu sagen, weil sie Angst hatte, von dem um einiges älteren Bruder abgewiesen zu werden. Jonathan will nun jedoch Megan heiraten und Alice fühlt sich von ihr aus der Familie gedrängt. Megan tröstet nun Rorys Eltern, Megan bereitet den Kaffee zu, Megan organisiert die Beerdigung von Rory.

Und dann ist da auch noch Sam, der immer in der Nähe von Alice ist. Er ist so real für Alice, dass sie auch vor anderen Leuten mit ihm spricht und sich von ihm beeinflussen lässt. Mehr als einmal kommt es dadurch zu Missverständnissen, denn die realen Menschen denken natürlich, dass Alice mit ihnen spricht, weil sie Sam nicht sehen können. Das eingeweihte Umfeld, dem Alice von Sam erzählt hat, macht sich deshalb Sorgen um Alice und sie sieht auch selbst ein, dass sie Sam wieder los werden muss, denn Sam beginnt langsam, ihr Leben zu dominieren und ist eifersüchtig, wenn sie nicht bei ihm ist.





Meine Meinung
Der Roman ist sehr angenehm zu lesen: Locker, flüssig, leicht und nicht übertrieben anspruchsvoll. Für einen Erstlingsroman finde ich die Art des Schreibens sehr gelungen. Die Personen blieben für mich jedoch insgesamt ein wenig blass. Sie erwachten für mich nicht richtig zum Leben, entwickelten keine Persönlichkeit. Auch nach 460 Seiten weiß ich immer noch nicht, was Alice für ein Mensch ist. Ist sie eine graue Maus mit einer verkorksten Kindheit? Oder hat sie es geschafft, eine selbstbewusste Fotografin zu werden? Es wechselt immer hin und her und passt für mich nicht zusammen, schafft kein einheitliches Bild in meinem Kopf. Und von Jonathan kenne ich vor allem seinen schlampigen Kleidungsstil, aber kaum mehr.

Es werden immer wieder Szenen angesprochen, die wohl jeder kennt. So kommt mir etwa die Szene, als Alice zum ersten Mal nach dem Unfall wieder auf Rorys Eltern trifft, sehr bekannt vor. Man kennt diese Menschen seit Jahren - und plötzlich ist alles anders und man weiß nicht mehr, wie man sich verhalten, was man sagen soll. Dazu kommt dann jemand wie Megan, der plötzlich den Platz eingenommen hat, den man selbst in der Familie hatte. Diese Szene ist dann auch gut beschrieben, sodass man sich hineinversetzen kann. Aber auch hier finde ich es leider zu wechselhaft und an vielen anderen Stellen zu oberflächlich.

Nachdem ich dieses Buch anfangs in der Hand hielt, wusste ich so gar nicht, was mich erwarten würde. Eine Liebesgeschichte? Ein Thriller? Und auch jetzt nach dem Lesen kann ich dieses Buch nicht richtig einordnen, denn in ihm vereinigen sich viele Genres. Auch Komponenten eines Krimis sind enthalten, ohne dass ich hier nun zu viel verraten möchte. Grundsätzlich habe ich nichts gegen eine solche Mischung, finde es gut, wenn sich mal nicht alles in Schubladen stecken lässt. Aber hier finde ich die Mischung leider nicht gelungen. Die Kriminalkomponente in diesem Buch finde ich völlig überflüssig und nichtssagend. Sie bringt die Handlung kein bisschen voran und ich habe mich danach nur gefragt, was das sollte, vor allem, weil dies auch völlig unvorhersehbar war und in die ganze Geschichte absolut nicht passte.

Und der Thriller am Ende ist zwar spannend zu lesen, aber ich finde ihn nicht passend zum Anfang. Etwa 300 Seiten eine vor sich hin dümpelnde unglückliche Liebesgeschichte, dann ein plötzlich forcierter Persönlichkeitswechsel mit Thrillerelementen und einem völlig überraschenden Ende finde ich keine gelungene Kombination. Und mir fehlt auch ein richtiges Ende. An sich wäre zwar eines da - aber der Epilog stellt es wieder auf den Kopf, sodass ich reichlich verwirrt das Buch schloss.

Insgesamt finde ich das Buch durchaus lesenswert, denn es ist etwas ganz anderes, als was man sonst so liest, und unterhaltsam ist es alle Mal. Nur mein Fall ist es nicht so ganz. Ich blieb am Ende recht verwirrt zurück.