Das Florian Burkhardt viele Talente hat, beweist er mit dem vorliegenden, autobiographischen Roman "das Gewicht der Freiheit!
Lernten wir in dem Vorgängerbuch "Das Kind meiner Mutter" einen kindlichen und überbehüteten Florian kennen, der überall an Grenzen stieß, so erleben wir in dem vorliegenden Werk den erwachsenen Florian, der voller Gier auf das pralle Leben zu bersten droht und alle Grenzen auf einmal niederreißen will. Nichts scheint mehr unmöglich für ihn. Er beginnt sein Leben auf der Überholspur.
Das Buch "das gewicht der freiheit" beginnt mit dem bitteren Ende, als Florian an seinen eigenen Anforderungen und Erfolgen zerbrochen ist und schon wochenlang nicht mehr die Wohnung verlassen kann. Ein menschliches Wrack. Seine eigene Psyche setzt ihm die Grenzen, von denen er glaubte, dass sie für ihn nicht mehr existierten. Florian bittet selbst um seine Einweisung in die Psychiatrie, weil er dieses Leben nicht mehr länger erträgt.
Im Rückblick erzählt er von diesem Punkt an seinen kometenhaften Aufstieg und seinen jähen Absturz.
Endlich frei! In seiner jungendlich-männlichen Selbstüberschätzung sieht er sich schon als Filmstar, bevor er überhaupt in Los Angeles die ersten Kontakte in der Filmbranche knüpfen konnte. In seiner Vorstellung lag ihm die Welt bereits zu Füßen, als Maschine startete. Dass man ihm bei seiner Ankuft in L.A. noch nicht den roten Teppich ausrollte lag nur daran, dass die Filmschaffenden noch nicht wussten, welches Genie im Anflug war und auf Entdeckung wartete, war er überzeugt. Doch die Realität holte ihn ein. Das Geld wurde knapp - auch ein Zimmer in einer sehr schlechten Wohngegend wollte bezahlt werden.
Doch Florian hatte Biss entwickelt und gab nicht auf. Letztendlich startete er eine Karriere als männliches Model. Sein Gesicht hat das gewisse Etwas, kommt an in der Werbebranche. Ganz sicher würde er auch heute noch zu den ausgebuchten, männl. Models gehören, wäre er noch immer auf dem Markt. Er wurde für die unterschiedlichsten Werbeaufnahmen gebucht. Von da an ging es Berg auf. Florian war d i e Entdeckung und er lief für die ganz Großen der Modebranche über den Laufsteg. Heute Mailand, morgen New York, übermorgen London. Er hatte es geschafft. Zwei Jahre lang hielt er dieses unstete Leben aus, dann wusste er, das ist nicht, was er auf Dauer wollte. Schnitt.
Ahnte er schon damals, dass er sich übernahm, auspowerte bis es nicht mehr ging? Mit sehr schönen Worten beschreibt er, wie er in die Schweiz zurückkehrte, einen Lebenspartner fand und zu innerer Ruhe fand. Doch noch immer war zuviel unruhiges Leben in ihm, das ihn antrieb und gelebt werden wollte. "Electroboy" ist ein Film, der über die nachfolgende Lebensphase Florians berichtet. Es scheint, was er anfasste brachte ihm Erfolg und riss ihn mit sich. Seine Kreativität beflügelte ihn. Florian Burkhardt lässt den Leser auch an dieser Zeit seiner elektonischen Musikkarriere teilhaben.
Am Ende des Buches lernen wir den heutigen Florian kennen der lernen musste, seine Grenzen einzuhalten, weil sonst seine Psyche und sein Körper streikt. Das Leben lehrte ihn. Langsam tastete er sich in den Alltag zurück, immer bewusst darüber, wie fragil sein neues Dasein ist.
Dieses Buch hat mich während des Lesens gepackt und ich kann es nur weiterempfehlen. Ich frage mich, wie viele junge Menschen brachen/brechen aus ihrem eingeengten Leben in eine vermeintlich grenzenlose Weite aus und mussten/müssen entdecken, dass sie von all den Möglichkeiten, die das Leben bietet überfordert sind und aufgefressen werden. Was aber nicht heißen soll, ängstlich zurück zu bleiben. Jedoch, mit dem eigenen Dasein sorgsam und pfleglich umzugehen.