Ein erwachsener kleiner Prinz, aber ohne den gewissen Zauber
Die Erde ist nach Klimakatastrophen und anderen Missständen durch einen endgültigen Krieg unbewohnbar geworden und die letzten Menschen haben sich auf dem Mars niedergelassen. Hier hat sich eine moderne ...
Die Erde ist nach Klimakatastrophen und anderen Missständen durch einen endgültigen Krieg unbewohnbar geworden und die letzten Menschen haben sich auf dem Mars niedergelassen. Hier hat sich eine moderne Kolonie entwickelt, deren System aus menschlichen Führungspersonen, einer übergeordneten künstlichen Intelligenz, die zunehmend an Selbständigkeit gewinnt, und Menschen unterschiedlicher Kategorien besteht. Robin Normandie ist einer von ihnen – ein Neutrum, der keine besondere Fähigkeit hat. Dennoch wird er mit einer Raumkapsel zurück auf die Erde geschickt, wo er herausfinden soll, was mit dem Trupp, der vor ihm entsandt wurde, geschehen ist. Dort trifft Robin auf verschiedene Kulturen und fragt sich immer häufiger, was eigentlich Glück sei.
Die Idee des Buches finde ich spannend – Was geschieht, wenn wir die Uhr noch einmal auf Null setzen könnten? Lernen wir aus unseren Fehlern oder wiederholt sich alles? Was ist wahres Glück? Das, was ich mir erarbeitet habe? Einfach zufrieden zu sein? Oder doch etwas ganz anderes? Und wie könnte die Welt in der Zukunft aussehen? Sind wir vielleicht wirklich irgendwann gezwungen, uns nach einem alternativen Lebensraum umzusehen?
Lelord entwirft eine futuristische, gleichzeitig archaische, vielschichtige und interessante Welt. Er philosophiert und zeigt mit aller Deutlichkeit auf, sich eine eigene Meinung zu bilden, auf sich selbst zu vertrauen, wachsam zu sein, auf sein Inneres zu hören und irgendwie auch, an Wunder zu glauben. Die Charaktere sind ebenfalls sehr differenziert und detailliert dargestellt, so dass die Unterschiede vor allem in den unterschiedlichen Klassen der Kolonie sehr deutlich werden. Das Cover ist wunderschön gestaltet. Dennoch hat mich das Buch nicht hundertprozentig mitgerissen. Normandie wirkte auf mich trotz seiner philosophischen Betrachtungsweisen zu seicht und farblos. Man hatte ein Gefühl, einen neuen „Kleinen Prinzen“ vor sich zu haben, aber leider vermisste ich den Zauber, der diesem für mich immer innewohnte.