Winterkinder
Im kalten Winter des Jahres 1947 liegt Dresden in Trümmern. Es herrscht Chaos und Hunger. Dennoch beginnt die Besatzungsmacht einen Verwaltungsdienst aufzubauen und Kommissar Max Heller hat bei der neu ...
Im kalten Winter des Jahres 1947 liegt Dresden in Trümmern. Es herrscht Chaos und Hunger. Dennoch beginnt die Besatzungsmacht einen Verwaltungsdienst aufzubauen und Kommissar Max Heller hat bei der neu gegründeten Polizei eine Anstellung gefunden. Obwohl auch er vom Krieg gezeichnet ist und gemeinsam mit seiner Frau auf die Rückkehr des Sohnes wartet, macht er sich wieder an die Arbeit. Zunächst wird er an den Fundort einer Leiche gerufen. Leider handelt es sich um einen Fundort ohne Leiche, denn bei dieser handelte es sich um einen russischen Soldaten und dieser wurde vom russischen Militär abgeholt.
Der Krieg ist vorbei, doch auch knapp zwei Jahre nach Kriegsende sind die Menschen niedergedrückt, ausgelaugt und müde. Der Winter ist hart, es gibt wenig zu essen und die Bewohner Dresdens sind schon froh, wenn sie ein halbwegs sicheres Dach über dem Kopf haben. Doch es beginnt schon, dass Beziehungen aufgebaut werden, dass Leute, die sich korrumpieren, bevorteilt werden bei der Vergabe von Posten oder Nahrungsmitteln. Die alten Fratzen machen es sich in den neuen Sesseln bequem. Kommissar Max Heller macht da nicht mit, er war nie in einer Partei und will auch in keiner Partei sein. Bei der Vergabe der Stelle hat ihm diese Einstellung geholfen, seine Karriere befördern wird es nicht. Manchmal zweifelt er, gerade wenn er und seine Frau kaum etwas zu beißen haben oder das Feuerholz knapp wird. Die Ermittlung geriete vor diesen schwierigen Lebensumständen beinahe in den Hintergrund, wenn Max in Ausübung seiner Tätigkeit nicht so gewissenhaft wäre.
Mitreißend schildert der Autor Frank Goldammer die schweren Zeiten nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, man kann sich gut hineinversetzen in die Menschen, die frieren, die hungern, die nicht wissen, wie sie sich und ihre Familien durchbringen sollen. Man ärgert sich über diese Kriegsgewinnler, die doch irgendwie immer auf die Füße fallen. Muss man nicht an dem System verzweifeln, gerade wenn der Eindruck entsteht, dass ein System fast nahtlos in ein anderes übergeht? Wenn Strukturen zwar unter anderen Voraussetzungen aber dennoch einfach weiter genutzt werden? Anhand seines ersten Kriminalfalls als Mitarbeiter der neuen Behörde begegnet Max Heller mehr Leid und Elend als man normalerweise ertragen kann. Trotzdem versucht er Gerechtigkeit walten zu lassen und dem komplexen Fall die richtige Lösung abzuringen.
Ein packender Kriminalroman, der die Nachkriegszeit in Dresden plastisch abbildet.