Tiefgründige Geschichte
„...Ich muss dreizehn oder vierzehn Jahre alt gewesen sein, als meine Mutter starb. Es kam alles sehr schnell...“
Mit diesen Sätzen beginnt ein Buch, dass zwei Lebensgeschichten verknüpft und gekonnt ...
„...Ich muss dreizehn oder vierzehn Jahre alt gewesen sein, als meine Mutter starb. Es kam alles sehr schnell...“
Mit diesen Sätzen beginnt ein Buch, dass zwei Lebensgeschichten verknüpft und gekonnt die Probleme der Gegenwart integriert. Der Junge wird von einem Mann aus dem Waisenhaus geholt und begleitet ihn fortan auf seinen Leserreisen.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er wirkt manchmal erzählend, geht in philosophische Tiefen und hat Stellen, die eher unergründlich sind. Das betrifft vor allem die Vorträge des Alten. Neben Sätzen, die sich einprägen und zum Nachdenken anregen, scheinen manche Gedanken eher diffus zu sein.
„...Viele meinen ja, dass allein das Denken schon schwierig genug ist. Deshalb versucht man es uns von Kindesbeinen an, mit allen möglichen Mitteln beizubringen. Aber selbst nach zwanzig Jahren intensiven Studierens, können selbst die meisten unserer Doktoren noch nicht denken...“
Wer ist der Alte? Wie kommt er zu dieser Meinung? Wie kam es dazu, dass er als Vortragender von Ort zu Ort zieht? Das bleibt zunächst im Dunkeln. Er gibt dem Jungen manches zum Nachdenken.
„...Der Sinn der Dinge verschwindet, wenn er nicht sorgsam von Mund zu Mund weitergegeben wird. Und wenn wir unsere eigene Geschichte nicht weitergeben, wird sie eines Tages von Fremden erzählt, so wie wir heute die Geschichte der Inkas erzählen...“
Der Junge ist Realist und sieht die finanziellen Schwierigkeiten. Im richtigen Moment nutzt er die Gunst der Stunde und schafft ihnen ein Heim in einem Wohnwagen auf einem Campingplatz. Die Dauercamper gehören nun zu den regelmäßigen Zuhörern des Alten. Er dringt in einen Worten tief in die gesellschaftlichen Probleme ein.
„...Denn es ist eine geschwächte Moral, die dazu führt, dass man Gesetze nach Gutdünken des Zeitgeistes und der wechselnden Mehrheiten erlassen kann. Irgendwann sind Gesetze dann nur noch Regeln, die man umgeht, wo man kann...“
Als der Alte stirbt, hinterlässt er dem Jungen sein Erbe. Mit dem Leben des Jungen beschäftigt sich der zweite Teil. Der geht anfangs einen geraden Weg. Ohne besondere Mühen gelangt er zu seinem Doktortitel in Soziologie. Dann aber wagt er in einer Vorlesung Dinge zu sagen, die grenzwertig sind. Plötzlich wird er in eine Ecke gestellt, in die er nicht gehört.
Das Buch erzählt eine leise Geschichte. Die enthaltene Gesellschaftskritik kommt auf sanften Pfoten daher. Sie zeigt aber eine Entwicklung auf, der unbedingt Einhalt zu gebieten ist.