Penibel recherchiert und gekonnt erzählt
Es ist Anfang Mai des Jahres 1914. Noch weiß niemand, dass dieses Jahr die Welt in den Abgrund stürzen wird. Einen kleinen Vorgeschmack bekommt die Gegend um Mürzzuschlag als Alois Birnstingl, Kommandant ...
Es ist Anfang Mai des Jahres 1914. Noch weiß niemand, dass dieses Jahr die Welt in den Abgrund stürzen wird. Einen kleinen Vorgeschmack bekommt die Gegend um Mürzzuschlag als Alois Birnstingl, Kommandant der Gendarmerie, und der junge Revierjäger Johann Freidl einen Wilderer im Wald stellen. Wenig später sind zwei der drei Männer tot. Birnstingl vom Wilderer erschossen, der Wilderer durch zwei Stiche ins Herz vom Aufsichtsjäger in Notwehr - wie er behauptet - getötet. Einigen Dorfbewohnern kommt die Geschichte nicht geheuer vor und der Freispruch des jungen Revierjägers beim nachfolgenden Prozess, spaltet das Dorf.
Doch die weltpolitischen Ereignisse, also der Mord an Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Frau und der daraufhin folgende Ausbruch des Großen Krieges, sowie die Kriegsbegeisterung der Bevölkerung übertüncht zunächst das lokale Ereignis.
Erst als der Nachfolger des getöteten Birnstingl sich der Sache annimmt, kommen die Intrigen innerhalb der Dorfgemeinschaft ans Tageslicht.
Meine Meinung:
In seinem dritten Krimi, der in der Gegend rund um Mürzzuschlag spielt, hat Autor Franz Preitler wieder zahlreiche historische Fakten mit fiktiven Elementen kombiniert. Er nimmt seine Leser in eine vielschichtige Dorfgemeinschaft mit. Zahlreiche verdeckt und offen geführte Fehden bestimmen den Alltag. Auch das Thema Fortschritt versus Tradition finden ebenso Platz wie die verbotene Liebe zwischen zwei Männern und die Herabwürdigung der Töchter als Spielball zur Vermehrung des Besitzes der Väter.
Sehr gut ist die Stimmung im Dorf beschrieben. Manch einer sympathisiert mit dem Wilderer, denn der verbotenen Abschuss des Wildes gilt bei manchen als Mutprobe und dient anderen zum Überleben.
Geschickt integriert Franz Preitler historische Persönlichkeiten in seine Geschichte. So darf der Dichter Peter Rossegger (1843-1918) wieder auftreten und setzt dessen Freund, dem Fotografen Franz Josef Böhm (1874-1938), der das Heimatmuseum in Mürzzuschlag gegründet hat, ein Denkmal. Auch das fiktive Postwirtsehepaar Pfandl hat mit Sophie (1873-1963) und Toni Schruf (1863-1932) ein reales Vorbild.
Fazit:
„Keine Schonzeit für Mörder“ ist ein eindringlicher historischer Kriminalroman, der gekonnt Fakten mit Fiktion verquickt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.