In den Weiten Kanadas, in einer scheinbaren Idylle, verschwinden seit Jahrzehnten indigene Frauen.
Ein Abschnitt des Transcanada-Highways ist auf traurige Art berühmt geworden. Entlang dieser Verbindung zwischen den Städten Prince George und Prince Rupert wurden dutzende Frauen umgebracht. Fast alle aus First-Nation-Familien. Man nennt den Abschnitt deshalb auch "Straße der Tränen".
Doch auch im restlichen Kanada gibt es eine hohe Dunkelziffer vermisster junger Frauen, deren Schicksale meist unaufgeklärt bleiben.
Ein tiefgründiger Kriminalroman über den "Highway of Tears" und die Verbrechen an indigenen Frauen im modernen Kanada.
"Frostmond" von Frauke Buchholz ist ein recht anspruchsvoller Kriminalroman, den ich als Hörbuchversion in voller Länge gehört habe. Das Buch war sehr gut eingesprochen, man konnte der Stimme gut folgen.
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"Frostmond" von Frauke Buchholz ist ein recht anspruchsvoller Kriminalroman, den ich als Hörbuchversion in voller Länge gehört habe. Das Buch war sehr gut eingesprochen, man konnte der Stimme gut folgen.
Am Transcanada-Highway verschwinden seit Jahren junge Frauen und Mädchen spurlos. Gemeinsam ist ihnen nur ihre indigene Herkunft. Jetzt wird auch die 15-jährige Jeanette Maskisin vermisst und in Montreal tot aufgefunden.
Nach dem Täter sucht hier aber nicht nur die Polizei mit den Ermittlern LeRoux und Garner.
Im Cree-Reservat wird ihnen nicht viel geholfen, es gibt eine Mauer aus Ablehnung und Schweigen. Die Ermittler lernen wir hier langsam besser kennen, sie sind sehr gegensätzlich und haben auch so ihre eigenen Probleme im Gepäck. Das fand ich teilweise schon etwas dick aufgetragen. Die Ermittlungen werden hier abwechselnd aus beider Sicht erzählt.
Als dritter und sehr interessanter Faden kommt hier noch Leon dazu, ein Cousin des Opfers. Er lebt noch in einem sehr traditionellen Stil und will aufklären und auch rächen.
Die Sicht des Cousins hat mir sehr gefallen, weil er viel über die Lebensweise und Probleme erzählt, die Perspektivlosigkeit und Ursachen beleuchtet.
Weiter fand ich den grandiosen Hintergrund mit der Natur Kanadas überwältigend. Ich habe das Buch sehr gerne gehabt, teilweise wäre mir etwas mehr Tiefe lieber gewesen, teils war mir einiges zu viel.
Von "Indianerromantik" kann in Frauke Buchholz´Debütroman "Frostmond" keine Rede sein, auch wenn es um die Welt der Indigenen im heutigen Kanada geht, ganz besonders der Cree Indianer im Norden Quebecs. ...
Von "Indianerromantik" kann in Frauke Buchholz´Debütroman "Frostmond" keine Rede sein, auch wenn es um die Welt der Indigenen im heutigen Kanada geht, ganz besonders der Cree Indianer im Norden Quebecs. Hierher bricht der meist mürrische und mit zahlreichen Vorurteilen behaftete Profiler Ted Garner aus der Prärieprovinz Saskatchewan auf sich.
Mit dem frankokanadischen Polizisten LeRoux von der Sureté in Montreal bildet er nicht gerade ein Ermittlerduo, bei dem die die Chemie stimmt: LeRoux steckt mitten in der Midlifecrisis, nimmt es mit der Arbeitsmoral nicht so genau und verbringt während eines angeblichen Zahnarzttermins in der Mittagspause die Zeit auch schon mal in einem Stundenhotel mit einer Affäre. Garner ist für ihn eine Spaßbremse. Und französisch spricht der Anglokanadier auch nicht.
Doch angesichts ihres Falls müssen die beiden ihre Animositäten beiseite legen. In Montreal ist im St Lorenz Strom die Leiche einer jungen Indianerin angeschwemmt worden, mit aufgesetztem Kopfschuss ermordet, Drogen im Orgaismus, offensichtlich schwer misshandelt und schwanger. Die Art der Tötung erinnert an ähnliche Fälle entlang des Transkanada Highway: Indigene Frauen, meist Prostituierte, häufig vor dem Mord vergewaltigt oder misshandelt. Mindestens drei Fälle in der Provinz Quebec scheinen zusammenzuhängen.
Auf der Suche nach dem Mörder begleiten die beiden Polizisten den Sarg des toten Mädchens, das erst 15 Jahre alt war, in das Cree Reservat, in dem ihre Familie lebt. Die Zustände sind desolat: Beide Eltern sind schwere Alkoholiker, die jüngeren Geschwister wachsen völlig verwahrlost auf, der Vater hat Jeannette mit ihren Misshandlungen in die Flucht getrieben. Nur der Cousin des Mädchens, der als traditioneller Jäger lebt und von seinem Großvater die "alten Wege" seines Volkes gelernt hat, will Jeannette rächen und ihren Mörder finden.
Die Handlung folgt zwei Strängen - den offiziellen Ermittlungen der Polizei und der Jagd des Cousins nach dem Täter, die ihn in die ungeliebte Großstadt der Weißen führt. Hier geht es nicht nur um einen Serienmord, sondern auch gleich mehrfach um Kulturclashs, allen voran dem zwischen der Welt der Indigenen und der Mehrheitsgesellschaft, aber auch zwischen Anglo- und Frankokanadiern. Und selbst innerhalb der Indigenen ist die Solidarität begrenzt, distanzieren sich Innuit von Indianers oder gibt es Spannungen innerhalb der Reservation.
Der Plot von "Frostmond" ist gut entwickelt und sorgt wiederholt für überraschende Wendungen. Frauke Bucholz kommt zwar aus Deutschland, hat sich aber offensichtlich ausgiebig mit der kanadischen Gesellschaft im allgemeinen und der Realität der Indigenen im besonderen befasst. Manches, was sie anspricht und beschreibt, ist beispielsweise auch immer wieder Thema in den Büchern des Ojibwe-Autors Richard Wagamese.W.P. Kinsella wurde im Zuge der woke-Diskussionen ja bereits kulturelle Aneignung im Zusammenhang mit seinen Kurzgeschichten über eine Clique junger Cree vorgeworfen. Angsichts dieses Kanada Noir sollte jedenfalls nicht bekrittelt werden, dass die Autorin weiß und nicht einmal Kanadierin ist: Frostmond ist spannend, düster, gut geschrieben und in der Hörbuchversion von Sprecherin Brigitte Carlsen auch ausgesprochen hörbar interpretiert.
Die Kurzbeschreibung dieses Buches hat mich neugierig gemacht, weil ich noch nie was über kanadische Indigene gelesen habe. Mir gefällt die Grundidee des Buches, aber richtig fesseln konnte es mich nicht.
Es geht um ein ermordetes Cree-Mädchen und die Autorin zeichnet ein bedrückendes Gesellschaftsbild rund um den Mordfall. Ich fand das schon interessant, aber für mich war alles zu schwermütig.
Wer sehr emotional-melancholische Handlungen mag, wird hier bestimmt Freude dran haben.