Der Krimi geht runter wie Schoggi
Eigentlich will Tereza Berger nur kurz in die Bretagne, um das von ihrer Grosstante Annie geerbte Haus über einen Makler zu verkaufen. Doch so einfach wie sie sich das vorgestellt hat, ist es nicht. Der ...
Eigentlich will Tereza Berger nur kurz in die Bretagne, um das von ihrer Grosstante Annie geerbte Haus über einen Makler zu verkaufen. Doch so einfach wie sie sich das vorgestellt hat, ist es nicht. Der Preis für das Haus wird nicht so hoch sein wie gedacht, denn erst vor kurzem sind zwei Menschen im Meer verunglückt, was den Marktwert schmälert. Laut einer alter bretonischen Sage soll - und wird - sich das Meer auch noch eine dritte Person holen.
Zwischen Desillusionierung, Renovierungsarbeiten, nettem sozialen Umfeld und viel lokaler Schokolade schwankt Tereza in ihrer Entscheidung. Denn jeden Tag, den sie länger in Camaret verbringt, fühlt sie sich trotz vielen Unannehmlichkeiten wohler und will eigentlich gar nicht mehr weg. Sie freundet sich mit Frauen der Umgebung an und blickt hinter die dörflichen Fassaden, die Tereza erschrecken.
Tereza spürt nämlich von Anfang an, dass die beiden Einheimischen nicht einfach "nur" ertrunken sind. Spätestens beim dritten Todesfall weiss sie mit Sicherheit, dass alle drei ermordet wurden. Doch wieso? Liegt es vielleicht an dem Konflikt der beiden Gruppen im Dorf? Denn es gibt eine Männergruppe, die im Dorf alles beim Alten sein lassen wollen, sowie eine Frauengruppe, die sich für eine autofreie Mole einsetzt. Oder steckt etwas ganze anderes dahinter? Und während Tereza und ihre Freunde rätseln, welche Schoggi die Beste ist, rätseln die Leser, wer der Mörder sein könnte.
Wer Whodunit-Krimis mag, kommt mit "Bretonisch mit Meerblick" voll auf seine Kosten. Der Kriminalfall ist spannend bis zuletzt.
Interessant sind die Figuren. Tereza, die neutrale Schweizerin; Ayala, eine südafrikanische Surflehrerin; der schottische Kommissar Gabriel Mahon; Terezas bereits erwachsene Kinder und viele mehr.
Überzeugt hat mich aber auch der Schreibstil der Autorin. Ich mag Gabriela Kasperskis Figurenzeichnung, den Humor und vor allem, wie sie immer wieder witzige und treffende Sätze wie nebenbei platziert.
Fast "wie nebenbei" wird auch Tante Annies Buchhandlung wieder belebt. Diese Krimireihe könnte somit auch was für Fans von Buchladen-Romanen sein. Ich freue mich jedenfalls sehr auf den zweiten Band, um zu sehen wie es mit dem Déjà-lu weitergeht und natürlich auch, welchen Fall Tereza dort aufklärt.
Man kann "Bretonisch mit Meerblick" durchaus mit einer guten Schoggi vergleichen: die Figuren sind wie der zartherbe Kakaoschmelz, das Setting in der Bretagne ist die Süsse und der Kriminalfall sorgt wie das Fleur de Sel auf der Schoggi für den interessanten Crunch.
Fazit: Der Krimi geht runter wie Schoggi.
5 Punkte.