Die Fotokünstlerin Lee Miller erfand sich mit großem Erfolg immer wieder neu – kreativ, mutig und kompromisslos. Als Model für die
Vogue
wird sie zum Gesicht einer ganzen Generation, ab 1929 verkehrt sie in Pariser Surrealistenkreisen, wird Man Rays Schülerin und etabliert sich schließlich mit einem Porträtstudio in New York. Im Zweiten Weltkrieg wird sie zur Kriegsreporterin und geht als »Frau in Hitlers Badewanne« in die Geschichte ein.
Gabriele Katz zeichnet ein facettenreiches Bild der Ausnahmekünstlerin, die bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat.
Mit zahlreichen s/w-Fotografien.
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Lesejury-Facts
Dieses Buch befindet sich bei Venatrix in einem Regal.
Lee Miller (1907-1977) gilt als eine der begnadetsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Zudem ist sie nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera ...
Lee Miller. Fotografin zwischen Krieg und Glamour
Lee Miller (1907-1977) gilt als eine der begnadetsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Zudem ist sie nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera zu finden, denn sie zählt auch zu den Top-Fotomodellen ihrer Zeit.
Doch ihre wahre Berufung hat sie als Kriegsreporterin gefunden. Sei es im Spanischen Bürgerkrieg oder später im Zweiten Weltkrieg als sie mit den Alliierten nach Europa kommt. Ihre schwarz-weiß Fotos sind beeindruckend. Leider sind in dieser Biografie aus rechtlichen Gründen nur wenige Fotos aus dieser Zeit abgebildet. Wer mehr über die Jahre 1944/45 der Kriegsreporterin Lee Miller lesen (sehen) will, muss das Buch „Lee Miller - Krieg, Reportagen und Fotos“ lesen.
Gabriele Katz hat hier eine ziemlich sachliche, manchmal auch etwas „weichgespülte“ Biografie von Lee Miller verfasst. Wir erfahren viel über ihre Bekanntschaften mit Künstlern wie Man Ray, Pablo Picasso und seinen Wegbegleiter(innen). Lee Miller gilt als Muse der Surrealisten. Auch ihr Privatleben kommt mehrfach zur Sprache. Nicht verschwiegen darf werden, dass sie zeitweise von Zigaretten und Alkohol lebt sowie den Missbrauch durch ihren Vater, der Aktfotos von ihr macht, seit sie sieben Jahre alt ist und erst kurz vor ihrer Hochzeit damit aufhört.
Nach Kriegsende zieht sie sich ob der gesehenen Kriegsgräuel ins Privatleben zurück. Sie wird Ehefrau und Mutter.
Fazit:
Eine sehr sachliche Biografie, der ich gerne 4 Sterne gebe.
Ich hatte mich auf das Buch gefreut, weil Miller sowohl als Muse der Surrealisten als auch als Kriegsfotografin bekannt ist, nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch wenig als Fotografin arbeitete. Ich wollte ...
Ich hatte mich auf das Buch gefreut, weil Miller sowohl als Muse der Surrealisten als auch als Kriegsfotografin bekannt ist, nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch wenig als Fotografin arbeitete. Ich wollte diese Figur erschließen. Dem Buch ist das nur teilweise gelungen.
Worum geht es?
Der Text schildert Millers Herkunft und ihre Zeit als Modell ist Paris. Dann erklärt es, wie Miller zur Fotografie kam, einschließlich des komplexen Verhältnisses aus Betrachtete und Betrachter. Ihre komplizierte Beziehung zu Männer und das Bedürfnis, mithilfe der Kamera etwas gegen den Krieg zu tun. Was danach vermutlich in einem psychischen Problem und der Hinwendung zum Kochen mündete.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Der Schwerpunkt des Textes liegt auf Lee Millers Zeit in Paris, als sie mit Unterstützung Man Rays zur Muse und Künstlerin wurde. Das Posieren wurde Lee als Tochter eines Hobby-Fotografen in die Wiege gelegt und besonders das Verhältnis zum Vater ist nicht unproblematisch. Hinzu kommt ein Kindheitstrauma, das innerhalb der Familie verschwiegen wurde.
Später die Zeit in Paris, der Kontakt mit Fotografen und Förderern. Auf fröhliche Urlaube mit Freund:innen folgt bald der zweite Weltkrieg, den Miller mit ihrer Kamera begleitet. Sie wirkt dabei furchtlos und überschreitet manchmal Kompetenzen. Auffällig ist, dass sie festlegen konnte, welche Bilder erscheinen und dabei oft mit Kontrasten gearbeitet hat. Sie stellte sowohl den Krieg dar als auch das Leben der Menschen danach. Dank des surrealistischen Hintergrund auch oft auf absurde Weise.
Hinzu kommen die teils offenen Beziehungen zu Männern, die sie führt, und die für sie oft eine Flucht darstellen, dann bereichernd, aber bald einengend sind.
Auch wenn sich mir die Faszination für Lee nicht erschlossen hat, schafft es die Autorin, sie als durchdachte und selbstbewusste Frau darzustellen, die mehr sein wollte als ein Model, sondern die Kontrolle über ihre Kunst erhalten wollte. Sie ist aber auch eine Person, die zwischen neuen Reizen und Routine schwankt und sich einerseits wünscht, zur Ruhe zu kommen, dann aber schnell gelangweilt ist. Dieser Charakterzug wird für ihren Ehemann problematisch, weil sie nach dem Krieg umherreist, bis er sie indirekt auffordert nach Hause zu kommen. Dort wiederum versinkt sie so sehr im Kochen, dass ihre Leidenschaft und ihr Esprit verloren geht.
Insgesamt wirkte das Buch für mich aber trocken. Es wird viel über Lee erzählt, aber aus der Distanz. Ein Gefühl für die Person bekommt man selten. Es ist ein Text, der sich mit psychologischen Schlussfolgerungen zurückhält.
Zwei negative Dinge haben mich leider gestört - obwohl die Autorin dafür nichts kann. Es gibt nur wenig Bilder im Buch, obwohl es ein Buch über eine Fotografin ist. Vermutlich liegt das darin, dass die Urheber keine Bildrechte vergeben oder diese zu teuer sind. Manche Bilder z.B. Cover von Zeitschriften, sind möglicherweise nicht digitalisiert. Letztlich führt das dazu, dass die meisten Bilder nur beschrieben werden und man sich als Leser durch viele Erklärungen kämpfen muss. Außerdem ist über Lees Arbeit nach dem Krieg nur wenig bekannt - was daran liegt, dass sie nur wenig gearbeitet hat. Und letztlich liegt es auch an der Nachkommen der Künstler:innen, welches biografische Material veröffentlicht wird. Warum sich Lee von der Fotografie abgewendet hat, ist nicht ganz klar.
Fazit
Lee Miller ist eine interessante Frau, das Buch schafft es aber nur wenig, das darzustellen. Der Übergang vom Model zur Fotografiin war schön, aber es fehlte dem Buch an Bildern und ein bisschen Tiefe.