Abschied von der Heimat - eine Geschichte mit Lücken
„Abschied von der Heimat“ ist der Debütroman und der Auftakt einer Triologie von Gabriele Sonnenberger.
Der Schreibstil ist flüssig und die direkte Sprache passt perfekt in die Zeit. Ich habe mich sehr ...
„Abschied von der Heimat“ ist der Debütroman und der Auftakt einer Triologie von Gabriele Sonnenberger.
Der Schreibstil ist flüssig und die direkte Sprache passt perfekt in die Zeit. Ich habe mich sehr darüber gefreut Worte, die wir heute kaum noch im Alltag verwenden, Mal wieder zu lesen.
Im Buch begleitet man Erika (inspiriert von der Geschichte der Mutter der Autorin). Leider konnte ich mit ihr als Hauptcharakter nicht warm werden. Einerseits kämpft sie gegen die Ungerechtigkeit, wenn sie sie sieht (Juden, Ausländer…) aber sobald ihr etwas passiert und sie hat so manchen Schicksalsschlag zu verarbeiten, hält sie nicht nur die eine Wange hin, sondern auch noch die andere. Sie wirkt zu perfekt ohne Ecken und Kanten. Vielleicht liegt es daran, dass es die Mutter der Autorin ist und die Schwächen der eigenen Mutter niederzuschreiben, fällt wahrscheinlich den wenigsten leicht.
Ihre Tante Mimi ist der einzige Charakter, der mich wirklich berührt hat. Das Leben hat sie gezeichnet und das merkt man deutlich. Auch kommt die Zerissenheit zwischen eiserner Härte und Hoffnung auf Liebe und Geliebt werden gut rüber.
Leider bleiben für mich alle anderen Charaktere flach und ich kann mich nicht für ihre Schicksale interessieren. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich in der Erzählart, die für mich persönlich einfach nichts ist.
Jedes Kapitel spielt in einer anderen Zeit oft liegen Sprünge von 6 Monaten dazwischen, so das keine wirkliche Tiefe in der Handlung entstehen kann, sondern es erscheint wie eine Aufzählung von verschiedenen Erlebnissen, die die Autorin von Erika erzählt bekommen hat. Mich als Leser interessiert aber auch die Gefühlswelt der Charaktere und die fehlt komplett. Wie fühlt sich Erika als die Eltern ihr Versprechen nicht halten? Wieso fährt ihre Mutter ohne sie wieder zurück nach Hause? War es Erikas Entscheidung oder hat sich die Tante durchgesetzt. Wie war der Abschied zwischen Mutter und Tochter? Das sind nur wenige von unendlich vielen Fragen, die ich mir beim Lesen gestellt habe und die einfach nicht beantwortet wurden. Gerne endeten auch Kapitel mit Cliffhängern - sie bekamen nicht mit, das … sie verfolgte. Warum er das tat, erfahren wir Leser nicht.
Ich muss leider sagen, dass ich schon lange nicht mehr so frustriert über einem Buch gesessen habe. Hätte ich gewusst, dass dies nur eine Aneinanderreihung von Geschehnissen ist, ohne Tiefgang und nachvollziehbare Entwicklung der Charaktere hätte ich mich für diese Leserunde gar nicht beworben.
Es tut mir voll Leid solch eine negative Rezension zu schreiben. Das Thema, das Cover und der Anfang mit dem kleinen Pusselchen wirkten so vielversprechend…