George Orwells Klassiker liest sich wie eine aktuelle Dystopie.
Beschreibung
Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit und schreibt täglich die Vergangenheit zugunsten der Regierung um. Die Partei beherrscht die Menschen durch ein totalitäres System und eine ...
Beschreibung
Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit und schreibt täglich die Vergangenheit zugunsten der Regierung um. Die Partei beherrscht die Menschen durch ein totalitäres System und eine engmaschige Überwachung durch technische Bildschirme. Sogar die Beziehungen und Ehen sind in diesem Überwachungsstaat strengstens geregelt, Liebe ist sogar verboten. In Winston regt sich zunehmend der Widerstand als er sich verliebt und sich nichts mehr wünscht, als frei zu sein.
Meine Meinung
George Orwell zählt zu den Wegbereitern der dystopischen Science-Fiction und sein weltberühmtes Werk »1984« wurde mehrfach verlegt, sodass man eine große Auswahl an Ausgaben zur Verfügung hat. Im dtv Verlag ist der Klassiker nun in einer Neuübersetzung von Lutz-W. Wolff und mit einem Vorwort von Robert Habeck erschienen. Eine gute Gelegenheit um zu dieser Lektüre zu greifen, sollte man dies, wie ich, noch nicht getan haben.
Mit »1984« hat George Orwell einen gesellschaftskritischen Roman hervorgebracht, der von einem Überwachungsstaat durch eine Partei-Diktatur geprägt ist und Begrifflichkeiten wie »Big Brother is watching you« etablierte, die längst in unsere Popkultur eingegangen sind. Die drei Grundpfeiler der Regierung bauen auf der Bequemlichkeit der Menschheit auf und lauten:
KRIEG IST FRIEDEN
FREIHEIT IST SKLAVEREI
UNWISSENHEIT IST STÄRKE
Die Konstruktion der Gesellschaft und die gesetzlichen Regelungen sind gefüllt mit fiktiven Fachausdrücken wie z. B. NeuSprech, UnDenk, IngSoc, um nur einige zu nennen, deren Bedeutungen im Anhang aufgeschlüsselt sind. Dies verleiht dem Gelesenen noch einmal eine erschreckende Tiefe.
Bei einer Erstveröffentlichung des Romans im Jahre 1949 lassen sich in Orwells Geschichte durchaus zeitliche Aspekte wiedererkennen, doch der technische Fortschritt machen die Geschichte auch zu einem brandaktuellen Lesestoff. Was passiert, wenn den Menschen jegliche Entscheidungen abgenommen werden, sie nicht mehr selbst denken müssen?
Winston Smith, der Hauptprotagonist des Romans, ist ein gewöhnlicher Bürger, der seiner Arbeit im Ministerium für Wahrheit nachgeht und längst von seiner Frau getrennt lebt, für die er nichts empfindet. An ihm nagen Zweifel, denn er fühlt sich schon lange nicht mehr Wohl in seinem beengten und fremdbestimmten Leben.
Die Partei macht sich nämlich auch den Sexualtrieb zunutze, denn sie sieht darin eine direkte Verbindung zwischen Keuschheit und Fanatismus. Indem es nur gestattet wird mit einem Ehepartner, den man auf keinen Fall lieben darf, zu verkehren, wird die Stimmung auf dem Siedepunkt gehalten. Ein Tête-à-Tête von Verliebten wird zum Akt der Rebellion.
Als sich Winston verliebt und zum ersten Mal die Luft von Freiheit schnuppert, lässt er sich zusammen mit seiner Geliebten Julia auf ein immer gefährlicher werdendes Spiel ein. Sie brechen die starren Vorschriften des Regimes und ahnen nicht, dass sie längst unter Beobachtung stehen.
George Orwell hat mir mit dieser Geschichte wahrlich eine Gänsehaut beschert, denn sein Roman fühlt sich furchterregend realistisch an. Perfekt eingefangen wird diese Stimmung in der ungekürzten Hörbuch-Ausgabe, in der Christoph Maria Herbst in die Rolle des Winston schlüpft und die Zuhörer*innen auf eine alptraumhafte Reise mitnimmt.
Fazit
George Orwells Klassiker liest sich wie eine aktuelle Dystopie. Sehr lesenswert – wer die Geschichte noch nicht kennt, sollte dies unbedingt nachholen!
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.03.2021