Schönbrunner Finale
Im letzten Kriegsjahr 1918 werfen italienische Flieger Flugzettel über Wien ab. Während der Großteil der Bevölkerung dies gebannt verfolgt wird ein Mann in der Nähe des Naschmarkts umgebracht. Joseph Maria ...
Im letzten Kriegsjahr 1918 werfen italienische Flieger Flugzettel über Wien ab. Während der Großteil der Bevölkerung dies gebannt verfolgt wird ein Mann in der Nähe des Naschmarkts umgebracht. Joseph Maria Nechyba beginnt zu ermitteln und kommt bald einem möglichen Täter auf die Spur. Die Ermittlungen gestalten sich für Nechyba allerdings sehr schwierig, da das Ende von Österreich- Ungarn droht.
Gerhard Loibelsbergers Schreibstil ist flüssig und bildlich. Obwohl im Buch immer wieder Morde geschehen und Nechyba ermittelt steht meiner Meinung nach die Gesellschaft im Vordergrund. Die gesellschaftliche Entwicklung im Krieg, die Verrohtheit und Gewaltbereitschaft Einzelner sowie der Kampf ums Überleben sind wirklich glaubwürdig dargestellt und konnten mich fesseln. Die eigentlichen Ermittlungen geraten durch die ausführlichen Beschreibungen der Gesellschaft allerdings immer wieder in den Hintergrund, wodurch das Buch zwar fesselnd ist, aber keine für Krimis typische Spannung entsteht. Obwohl ich die Kapitel rund um die gesellschaftliche Entwicklung sehr lesenswert fand nahmen mir persönlich die Szenen rund ums Essen und die Lebensmittelknappheit hin und wieder zu viel Platz ein.
Obwohl es bereits mehrere Teile rund um den sympathischen Ermittler Joseph Maria Nechyba gibt und ich keinen Vorgängerband kenne, hatte ich keinerlei Probleme in die Handlung einzusteigen und dieser bis zum Ende zu folgen. Es wird kein Bezug auf die Vorgängerbände genommen oder Vorwissen vorausgesetzt. Meiner Meinung nach lässt sich dieses Buch komplett als eigenständige Handlung lesen.
Besonders gut gefällt mir, dass der Autor immer wieder österreichische Begriffe und Dialekt in die Dialoge einfließen lässt. Da sich auf der jeweiligen Seite eine Fußzeile mit der Bedeutung und zusätzlich am Ende des Buches ein Glossar findet, wird der Lesefluss in keinster Weise beeinträchtigt. Ganz im Gegenteil macht dies die Protagnisten und Gespräche besonders authentisch.
„Schönbrunner Finale“ ist mein zweites Buch von Gerhard Loibelsberger. Auch mit diesem Buch konnte mich der Autor überzeugen. Vor allem die geschichtlichen Details wirkten sehr gut recherchiert und haben die Handlung besonders authentisch gemacht. Auch in Zukunft werde ich gerne zu Büchern des Autors greifen.
FAZIT:
„Schönbrunner Finale“ ist meiner Meinung nach kein typischer Krimi. Vielmehr wird ein Bild der kriegsmüden Bevölkerung aufgezeigt, die zum Teil um das nackte Überleben kämpfen muss. Mir persönlich waren es allerdings etwas zu viele Szenen rund um die Lebensmittelknappheit zum Ende des Krieges. Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen und die authentische Handlung konnte mich überzeugen. Aus diesem Grund vergebe ich 4 Sterne!