9. Jh. Thusnelda ist die Tochter des Cheruskerfürsten Segestes und soll auf Wunsch ihres Vaters eine arrangierte Ehe mit dem Fürsten Aristan eingehen, was ihr gar nicht zusagt, denn sie möchte einen Mann den sie liebt. Den trifft sie bei einer Totenfeier in dem germanischen Heerführer Arminius. Der steht im Dienst der Römer und ist somit ein Gegner ihres Vaters. Doch die Liebe ist größer und gegen den Willen ihres Vaters heiratet Thusnelda Arminius, worauf sie von Segestes aus der Familie verbannt wird und Arminius einen Feind mehr hat, den er im Auge behalten muss. Inaja, Thusneldas Magd, folgt ihrer Herrin treu ergeben, insgeheim hofft sie allerdings, nach Rom zu kommen und sieht ihre Chance in Armenius‘ Bruder Flavus, der sich den Römern verbunden fühlt und von dem sie ein Kind bekommt. Derweil ist in Rom die junge Severina schwanger mit dem Sohn von Armnius, der davon allerdings keine Kenntnis besitzt…
Gisa Pauly hat mit „Die Frau des Germanen“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der die Schlacht um Varus und das Leben der Germanen wieder ins Gedächtnis des Lesers bringt. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schon mit einem spannenden und verheißungsvollen Prolog eine Zeitreise antreten und sich an die Seite von Thusnelda stellen, die einer aufregenden Zeit entgegen sieht. Arminius und Thusnelda sind im Gegensatz zu Severina und Inaja eine verbriefte historische Figur, der Mix aus Wahrheit und Fiktion ist recht gut gelungen, allerdings wird der zu erwartende historische Hintergrund leider nur sehr wenig thematisiert, vielmehr rankt sich die gesamte Geschichte hauptsächlich um die drei Frauen Thusnelda, Inaja sowie Severina und ihre jeweilige Handlungsweise. In wechselnden Perspektiven lässt die Autorin den Leser an der Gedanken- und Gefühlswelt ihrer drei Protagonistinnen teilhaben, wobei man oftmals den Kopf schüttelt ob der teilweise doch recht fragwürdigen Weise, in der sich eine von ihnen darstellt, denn die recht brutalen Sexszenen verleiden einem den Spaß an der Lektüre doch erheblich, auch wenn man weiß, dass es mancherorts etwas grober zugeht, möchte man dies als Leser im Detail nicht so genau wissen. Die zu Beginn aufgebaute Spannung kann sich über die gesamte Geschichte leider nicht halten und versandet recht schnell.
Die Charaktere sind bis auf eine Ausnahme eher à la 08/15 aufs Papier gebracht worden, sie unterteilen sich in genau zwei Kategorien: die Guten und die Bösen, wobei es wenig Geheimnisvolles gibt und die jeweiligen Eigenschaften auch keine Fragestellungen zulassen. Thusnelda ist eine freundliche und ehrliche Frau, die ihrem Herzen folgt und dafür harte Einschnitte in Kauf nimmt. Arminius schafft sich mit seinen Entscheidungen viele Feinde, die er alle im Blick behalten muss, was ihm allerdings nicht sehr gut gelingt. Inaja ist eine Frau, die alles tut, um ihren Traum von Rom zu erreichen. Dafür lässt sie sich demütigen und körperlich misshandeln. Severina ist eine verwöhnte junge Frau, die eine Niederlage nicht gut wegsteckt und auf Rache sinnt. Flavus ist ein roher grobschlächtiger Kerl, der nur an sich denkt. Aber auch Silvanus, Segestes und Aggrippina sind nur oberflächlich gezeichnet.
„Die Frau des Germanen“ ist als Lückenfüller für zwischendurch nett zu lesen, wenn man keine hohen Erwartungen an einen gut recherchierten historischen Hintergrund hat. Hier geht es eher um die Lieben und Leiden von drei Frauen. Eingeschränkte Leseempfehlung!