Eine verrückte und bunte Liebesgeschichte.
Handlung: Nachdem mir "Das Rosie-Projekt" von Graeme Simsion 2020 so gut gefallen hat, sind Band 2 und 3 der Rosie-Reihe zuerst auf meiner Wunschliste und dann auf meinem SuB gelandet. Drei Jahre später ...
Handlung: Nachdem mir "Das Rosie-Projekt" von Graeme Simsion 2020 so gut gefallen hat, sind Band 2 und 3 der Rosie-Reihe zuerst auf meiner Wunschliste und dann auf meinem SuB gelandet. Drei Jahre später habe ich es jetzt endlich mal geschafft, die Fortsetzung zu Dons und Rosies Geschichte zu lesen. Leider fließt die Handlung von "Der Rosie-Effekt" nicht ganz so natürlich wie in Band 1 und fühlt sich stellenweise eher konstruiert an. Beginnend mit der ungeplanten Schwangerschaft von Rosie beginnt die Ehe der beiden zu kriseln und Don verstrickt sich immer weiter in ein Netz aus Lügen, um die schwangere Rosie vor Stress zu bewahren. Dabei erscheinen die Probleme und die Misskommunikation zwischen Don und Rosie gerade im Mittelteil immer absurder und vermitteln den Eindruck, dass das Buch insgesamt ein paar Seiten zu lang ist. Diese Fortsetzung konnte für mich also nicht zu 100% an die Magie von Band 1 anknüpfen, ist aber dennoch ebenso liebenswert und originell erzählt. Egal ob der Blauflossen-Thunfisch-Zwischenfall, ein Missverständnis auf dem Kinderspielplatz mit fatalen Folgen, Männerabende mit Rockstars oder spontane Geburtsassistenz - die Vielzahl an verrückten Szenen, in die sich Don hier wieder manövriert, könnte verrückter und lustiger nicht sein.
Schreibstil: Graeme Simsion schreibt zuckersüß, spritzig und herrlich selbstironisch aus der Sicht unseres besonderen Protagonisten Don, dessen andere Konfiguration seines Gehirns (so drückt er seine Normabweichung aus, die zu diversen gesellschaftlichen Fehlern im zwischenmenschlichen Umgang führt, ihm jedoch auch unfassbare Fähigkeiten verleiht) dem Leser die ein oder andere absurde Situation beschert. Der wundervolle Humor des Autors lädt dabei dazu ein, mit dem Protagonisten über seine Köpfer in etliche Fettnäpfchen zu lachen und nicht über ihn. "Der Rosie-Effekt" kommt allerdings nicht ganz so locker-luftig wie Band 1 daher und schlägt teilweise auch ernstere Töne an. Mit Beziehungsproblemen, gewalttätigen Auseinandersetzungen, Drogenabhängigkeit, Schwangerschaftsdepressionen und elterliche Verantwortung werden einige Themen angeschnitten, die der romantischen Komödie etwas mehr Schwere verleihen.
Figuren: Abermals sehr gut gefallen hat mir die Hauptfigur Don. Mit seiner analytischen Denkweise, seinen oftmals fruchtlosen Anstrengungen, als normal zu erscheinen und seinen nüchternen, staubtrockenen Kommentaren muss man den alles andere als durchschnittliche Genetiker einfach gernhaben. Mit den Problemen bei Kommunikation, Berührungen und Zwischenmenschlichem in Kombination mit einem sehr hohen IQ und Bedürfnis nach Struktur wird schnell klar, dass Graeme Simsion hier auf das autistische Spektrum abzielt. Statt jedoch nur eine Karikatur einer Diagnose abzuliefern hat der Autor es geschafft, ihn sehr feinfühlig und komplex zu zeichnen, sodass wir ihn in all seiner Genialität und Unbeholfenheit lieben lernen und viele Eigenschaften von ihm auch in uns entdecken. Mir gefällt sehr gut, dass er deutlich macht, dass es sich bei Autismus mehr um ein Spektrum als eine Kategorie handelt und dass nicht unbedingt ein Leidensdruck vorhanden sein muss. Während sein Gegenpart Rosie in Band 1 noch sehr blass blieb, bekommt sie hier deutlich mehr Profil und wir erfahren, was sie wirklich beschäftigt. Deutlich besser als Rosie haben mir aber immer noch die Nebenfiguren wie der notorisch untreue Gene oder der schusselige Dave gefallen, denen wir hier neben einigen Neuzugängen wie der Ex-Rockstar George erneut begegnen. Nun bin ich sehr gespannt auf den dritten Band!
Das Zitat:
"Ich empfehle, schlau zu sein, aber kein Genie. Es sei denn, das Einzige, was dich interessiert, sind Zahlen. Berufsmathematiker zeigen häufig nur dürftige soziale Fähigkeiten."
Das Urteil;
"Der Rosie-Effekt" konnte für mich aufgrund der leicht konstruiert wirkenden Handlung nicht zu 100% an die Magie von Band 1 anknüpfen. Dennoch erzählt Graeme Simsion hier abermals zuckersüß, spritzig und herrlich selbstironisch eine verrückte und bunte Liebesgeschichte.