„Der Rabbi Jesus ist tot, Prokurator! Er starb um die neunte Stunde.“
„Der Rabbi Jesus ist tot, Prokurator! Er starb um die neunte Stunde.“
Wenn man dem Nachwort des Buches Glauben schenken darf, hat sich Günter Krieger mit diesem biblischen Roman um die Passionsgeschichte ...
„Der Rabbi Jesus ist tot, Prokurator! Er starb um die neunte Stunde.“
Wenn man dem Nachwort des Buches Glauben schenken darf, hat sich Günter Krieger mit diesem biblischen Roman um die Passionsgeschichte einen Herzenswunsch erfüllt. In „Die neunte Stunde“ berichtet der Autor zahlreicher historischer Romane anhand seiner beiden fiktiven Protagonisten Stephaton und Sara von den in den Evangelien geschilderten Ereignissen um Jesu Gefangennahme und Tod.
Günter Kriegers Geschichte beginnt in Tiberias, wo der knapp 20jährige griechische Schauspieler Stephaton auf Sara, ein Mädchen aus frommer jüdischer Familie trifft. Der talentierte und umschwärmte Publikumsliebling, der sich bislang vehement dagegen sträubte, als Sohn eines Baumeisters in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, verliebt sich auf den ersten Blick in die junge Frau, die seine Zuneigung erwidert. Durch Sara erfährt Stephaton von einem jüdischen Rabbi namens Jesus, der Todkranke heilt und über das Wasser eines Sees gegangen sein soll. In Kapernaum, einem Fischerdorf unweit von Tiberia, begegnet er dem Wunderrabbi schließlich persönlich und kann sich dessen ungewöhnlicher Anziehungskraft kaum entziehen. Stephaton beschließt, Sara zuliebe die Schauspielerei aufzugeben und dem sehnlichsten Wunsch seines Vaters Demetrios zu entsprechen. Doch bei seiner Abschiedsvorstellung kommt es zum Eklat und Stephanos wird mit dem Rest seiner Truppe verhaftet. Er wird zu zwei Jahren Zwangsarbeit als Hilfssoldat einer römischen Legion verurteilt, wo er als Diener des Zenturios Cassius Longinus einem Hinrichtungstrupp arbeiten muss, dessen Spezialität Kreuzigungen sind. Seine hoffnungsvolle Zukunft mit Sara scheint in weite Ferne gerückt, doch der ehemalige Frauenschwarm lebt nur noch dem Ziel vor Augen, seine geliebte Sara nach Ablauf seiner Strafe heiraten und mit ihr eine Familie gründen zu können. Doch kurz bevor die zwei Jahre vorüber sind, werden die römischen Besatzer plötzlich auf Jeschua ben Joseph, dem Wunderrabi namens Jesus, aufmerksam, dessen Gefolge immer größer wird. Es kommt schließlich zur Festnahme im Garten von Gethsemane und zu einer Gerichtsverhandlung…
„Die neunte Stunde“ wird in insgesamt drei Kapiteln erzählt, wobei nach einem kurzen Prolog im ersten Teil „Laureolus“ der griechische Mime Stephaton mit seinem ausdrucksstarken und glaubwürdigen Theaterspiel vorgestellt wird und er Sara kennen lernen wird. Im zweiten Teil „Stephaton“ konzentriert sich der Autor auf die Zeit kurz vor der Gefangennahme Jesu, während im dritten Teil „Der neue Weg“ die Phase nach der Kreuzigung beschreibt. Positiv hervorzuheben ist meiner Ansicht nach die detaillierte Beschreibung in Form eines Lageplans der Stadt Jerusalem zur Zeit Jesu auf der ersten Buchseite, dessen Betrachtung ich dem Leser zur besseren Orientierung ans Herz legen möchte. Besonders wichtig erschien mir auch das Nachwort des Autors, in dem er einigen Gedanken und Erläuterungen zu seinem Werk Ausdruck verleiht und wo er verrät, in welchen Bereichen er sich strikt an die biblische Vorgabe hielt, und in welchen er sich durch fiktive Handlungen und Figuren dichterische Freiheit erlaubte.
Fazit: Günter Krieger versteht es hervorragend, die biblischen Fakten lebendig zu gestalten und dem Leser anschaulich näher zu bringen. Die Lektüre dieses atemberaubenden Buches brachte mir die Passionsgeschichte und viele Personen aus der Bibel bildhaft vor Augen und versetzte mich ein paar Stunden lang zurück in längst vergangene Zeiten und erlaubte mir tiefere Einblicke darauf durch die Perspektive seines griechischen Protagonisten. Ein wundervolles Buch, das ich uneingeschränkt weiter empfehle!