Der schmale Grat zwischen Gut und Böse
Kloster Andechs ist normalerweise ein Ort der Stille, der Andacht und der inneren Einkehr, aber mit dem grausigen Fund auf dem Dach des Klosters ist jegliche Ruhe dahin. Madsen ahnt nicht, dass die Ermittlungen ...
Kloster Andechs ist normalerweise ein Ort der Stille, der Andacht und der inneren Einkehr, aber mit dem grausigen Fund auf dem Dach des Klosters ist jegliche Ruhe dahin. Madsen ahnt nicht, dass die Ermittlungen ihn an seine Grenzen bringen werden und er mit abgrundtiefen Einblicken in eine kranke Seele konfrontiert wird. Das Opfer war nämlich kein unbeschriebenes Blatt und hat selbst viel Leid verursacht...
Guido Buettgen hat mit "Champagnergrab" einen exzellenten Regio-Krimi veröffentlicht, der nicht nur den Figuren im Buch, sondern auch den Leser:innen einiges abverlangt. Einige Bilder sind so schockierend und gehen unter die Haut, dass mitunter das Weiterlesen schwer fällt. Der Autor spricht ein heikles Thema an und stellt nicht nur Madsen vor die Frage, in wie weit ein Ermittelnder mit einem Opfer Mitleid haben darf, das vorher selbst Täter gewesen ist. Eine Frage, die mich sehr intensiv beschäftigt und noch längst nicht ausdiskutiert ist.
Der Fall selbst ist verstörend, provokant und zu jederzeit spannend, sodass sich die einzelnen Seiten quasi wie von selbst umblättern. Die Figuren sind facttenreich angelegt und können durch die Bank weg überzeugen. Auch wenn sie manchmal mit frechen Pointen das Ganze auflockern, verlieren die Ermittelnden nie das Wesentliche aus dem Auge. Buettgen lässt genügend Spielraum, um eigene Ermittlungen anzustellen und genau das liebe ich. Die einzelnen Puzzlestücken bieten gerade so viel an Information, dass nichts auf der Hand liegt und ein bisschen Grips gefragt ist, um die Zusammenhänge zu erkennen.
Wilde Verfolgungsjagden, scharfsinnige Verbalduelle und ein ausgefeilter Plot mit viel Konfliktstoff sind die Grundessenz dieses Romans, der neben einer ordentlichen Portion Nervenkitzel auch noch die Schönheit der Landschaft rundum den Starnberger See für die Leserschaft bereit hält. Temporeich erzählt, wird mehr als einmal die Grenze zwischen Gut und Böse überschritten und sogar die Frage nach einem Maulwurf in den eigenen Reihen laut. Der Showdown ist erstklassig inszeniert und passt hervorragend zu dem actiongeladenen Setting.
Absolute Leseempfehlung !