Cover-Bild Wer die Nachtigall stört ...
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 22.07.2016
  • ISBN: 9783499271571
Harper Lee

Wer die Nachtigall stört ...

Claire Malignon (Übersetzer)

Amerika in den 30er Jahren .  Die Geschwister Scout und Jem Finch wachsen in einer äußerlich idyllischen Welt heran: im Örtchen Maycomb, Alabama, inmitten weißer Villen und tropischer Bäume. Erzogen von ihrem Vater Atticus, einem menschenfreundlichen Anwalt. Doch die Idylle trügt, durch die alte Gesellschaft des Südens ziehen sich tiefe Risse: zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Arm und Reich. Als Scouts Vater die Verteidigung eines schwarzen Landarbeiters übernimmt, der angeblich ein weißes Mädchen vergewaltigt hat, erfährt die Achtjährige staunend, dass die Welt viel komplizierter ist, als sie angenommen hat. Tapfer versucht sie, die demokratischen Gerechtigkeitsideale ihres Vaters gegen alle Anfechtungen hochzuhalten, und gerät selbst in Gefahr …

Unvermindert aktuell: ein Plädoyer für die Gleichheit aller Menschen. Der zeitlose Klassiker über Rassismus und Heldenmut.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kindliche Idylle vs Rassismus und Vorurteil

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Kurzmeinung
Bei diesem Pulitzer-Preis-Gewinner hatte ich etwas anderes erwartet, etwas schweres, hochliterarisches. Stattdessen überraschte mich eine atmosphärische Geschichte aus dem Leben zweier Kinder ...

Kurzmeinung
Bei diesem Pulitzer-Preis-Gewinner hatte ich etwas anderes erwartet, etwas schweres, hochliterarisches. Stattdessen überraschte mich eine atmosphärische Geschichte aus dem Leben zweier Kinder in den Südstaaten der 1930er. Es liest sich sehr leicht; dennoch werden einige schwierige Themen behandelt.


Zum Buch
Die Geschichte wird aus Sicht der aufgeweckten Jean Louise, genannt Scout, erzählt. Sie lebt mit ihrem älteren Bruder Jem und ihrem Vater Atticus Finch in der fiktiven Kleinstadt Maycomb Alabama . Zunächst taucht man ein in die Atmosphäre der Südstaaten der 1930er und erlebt durch Souts Augen eine unbeschwerte Kindheit dieser Zeit. Es sind Sommerferien und die Kinder spielen den ganzen Tag draußen, können sich frei in der Nachbarschaft bewegen und jeder kennt jeden in dieser Kleinstadt- Idylle. Bald bekommt das Geschwisterpaar Verstärkung in Form des Nachbarjungen Dill und zu dritt verbringen sie einen unbeschwerten Sommer. Viel Raum nehmen dabei auch die Spekulationen über den mysteriösen Nachbarn Arthur (Boo) Radley ein. Dieser soll irgendwie gestört sein und nie das Haus seines Vaters verlassen. Der ältere Je schmückt die Gerüchte mit gruseligen Details für die beiden Jüngeren es entwickelt sich so manche Mutprobe, sich zum Beispiel Boos Haus zu nähren.
Im Laufe der Geschichte lernen die Geschwister jedoch die menschliche Seite an Boo kennen, der ihnen kleine Geschenke in einem Astloch in einem Baum hinterlegt, den sie auf ihrem Schulweg passieren.

Die kindliche Idylle der Finch- Geschwister wird jedoch je Erschüttert, als ihr Vater, Rechtsanwalt, die Verteidigung des schwarzen Farmarbeiters Tom Robinson übernimmt. Dieser soll eine weiße junge Frau geschlagen und vergewaltigt haben.
In Maycomb herrscht immer noch starker Rassismus und die weißen Bevölkerung ist schockiert darüber, dass "einer der Ihren" einen "Neger" vertritt. Und so setzt Atticus seinen Ruf und sein Ansehen aufs Spiel, und sogar sein Leben. Denn die aufgebrachten Farmer wollen nicht auf das Urteil des Gerichts warten und an Tom Selbstjustiz üben. Atticus, des so etwas schon geahnt hatte, ist zwar zur Stelle und versucht, die Männer zu beschwichtigen. Letztendlich ist es aber Scout, die mit ihrer kindlichen Unschuld die aufgeheizte Situation beruhigen kann.
Auch Scout und Jem bekommen den Unmut ihrer Mitschüler zu spüren und müssen sich mit schweren moralischen Fragen auseinandersetzen. Ihr Vater ist dabei immer Vorbild und Leitfigur in moralischen Fragen. Er ist immer bereit, den Kindern sein Verhalten zu erklären und zu begründen.

Schließlich findet die Gerichtsverhandlung statt und es kommt zu so manch überraschenden Wendung. Atticus' Schlussplädoyer ist ein Appell and die Menschlichkeit und er fordert Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen. Doch die Kleinstadt ist noch nicht bereit für diese Einsicht.

Meine Meinung
Wie gesagt, hatte ich etwas anderes erwartet. Von dem Pulitzer Preis- Gewinner war ich immer etwas eingeschüchtert. Als ich mich jetzt aber an die Lektüre gewagt habe, hat mich die sommerliche Kleinstadt-Atmosphäre gleich gefangen genommen und die aufgeweckte Scout habe ich sofort ins Herz geschlossen.
Bis zur Hälfte des Buches ungefähr ist die Geschichte ausgefüllt von den Erzählungen über die Abenteuer und den Alltag der Kinder. Das ist nicht übermäßig spannend und auch nicht von großem moralischen Anspruch oder Ähnlichem. Aber es ließt sich sehr flüssig und die Autorin nimmt sich viel Zeit, die einzelnen Charaktere vorzustellen und dem Leser ein Gefühl für die Menschen und die Stimmung in der Kleinstadt Maycomb zu geben.
Die Schilderung der ganzen Rassen- Problematik und der Gerichtsverhandlung ist absolut gelungen, besonders, da man die Geschehnisse ja durch die Augen der kleinen Scout sieht. Und oft ist es ihre kindliche Unschuld und ihre naiven Fragen, die einem die Absurdität der Vorurteile der Erwachsenen besonders offensichtlich erscheinen lassen.

Anfangs musste ich ein bisschen schlucken, als immer wieder Begriffe wie "Neger" oder "Nigger" vorkamen. Doch nach einer Weile konnte ich diese Ausdrucksweise als zu der Atmosphäre und der Zeit gehörig akzeptieren und im Gesamtbild ist es ja auch durchaus stimmig. Dennoch erfordert es natürlich zunächst einmal ein Umdenken, wenn man als Leser so vollkommen anders sozialisiert wurde.

Mein Highlight aus dem Buch ist Atticus Finch. Ein wundervoller Charakter, der versucht, allen gerecht zu werden und seine moralischen Werte über sein Ansehen und das seiner Familie stellt. Er ist dabei ein liebevoller Vater, der sich immer Zeit nimmt, die Fragen seiner Kinder zu beantworten und sie ihre eigenen Schlüsse ziehen zu lassen. Er hat hohe Ansprüche an sich und an seine Kinder, ist aber gleichzeitig voller Verständnis und Respekt für sie und die anderen Bewohner der Stadt, die diese Ansprüche nicht erfüllen und ihn und auch andere schlecht behandeln. Es ist diese Größe, die mich so beeindruckt hat. Er lehrt seine Kinder Besonnenheit, und das man erst in die Haut des anderen schlüpfen und darin herumwandern muss, bevor man sein Verhalten beurteilen darf.
Viele seiner Aussagen habe ich mir herausgeschrieben, um sie nicht zu vergessen, weil aus ihnen so viel Weisheit spricht. So zum Beispiel:


Scout: Atticus, du musst dich irren. Atticus: Wieso? Scout: Weil die meisten Leute denken, dass du dich irrst. Atticus: Sind berechtigt so zu denken und können verlangen, dass wir ihre Meinung akzeptieren. Aber bevor ich mit anderen leben kann, muss ich mit mir selbst leben. Das einzige, das sich keinem Mehrheitsbeschluss beugen darf, ist das menschliche Gewissen.


Fazit
Insgesamt kann man die vorherrschende Stimmung und Werte in Alabama der 1930er sehr gut nachempfinden und völlig in die Kleinstadtatmosphäre eintauchen. Man kann seine eigenen Einstellungen hinterfragen und sie an den hohen Standards von Atticus messen.
Das Problem der Vorurteile ist ja in irgendeiner Form leider immer noch aktuell und wird es wahrscheinlich auch noch eine weile bleiben.
Daher kann ich dieses Buch wirklich uneingeschränkt empfehlen, wobei es gleichzeitig auch eine schön geschriebene Geschichte ist und sich toll lesen lässt.
Es ist eine Geschichte, die man mit seinen Kindern lesen kann und bietet sicherlich auch dort viel Stoff für Diskussionen, ob in der Familie oder als Lektüre in der Schule.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Sehr gesellschaftskritisch

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Die Sprache des Buches ist sehr angenehm lesbar, nutzt jedoch auch viele Wörter die nicht unbedingt im alltäglichen Sprachgebrauch sind, weshalb ich von einigen meiner Mitschüler gehört habe, dass sie ...

Die Sprache des Buches ist sehr angenehm lesbar, nutzt jedoch auch viele Wörter die nicht unbedingt im alltäglichen Sprachgebrauch sind, weshalb ich von einigen meiner Mitschüler gehört habe, dass sie ständig  nachschlagen mussten, was verschiedene Worte bedeuten. Dennoch konnte ich bereits hier erste Punkte feststellen, weshalb das Buch oft als Kinderbuch bezeichnet wird. Als Leser muss man sich im klaren sein, dass das Buch aus der Sicht eines anfangs fünfjährigen Kindes erzählt wird, dies ist nicht zuletzt auch an der Sprache sehr klar  erkennbar.
Im Gegensatz dazu erfordert der Roman vom Leser ziemlich viel Hintergrundwissen bezüglich der amerikanischen Historie um die Geschichte in wirklicher Gänze verstehen zu können, somit eignet sich der Roman letzendlich doch eher weniger für ein Kind.
Der Roman stellt das Leben in Maycomb, einer südamerikanischen Kleinstadt sehr realistisch dar und gewährt den Lesern so einen Einblick in die Zeit.
Neben einem Coming of Age Roman ist das Buch genauso eines, das über die Inoleranz und den Rassismus in Amerika aufklärt und diesem entgegenwirken will.
Die Geschichte selber fand ich oft sehr langweilig und schleppend. Lange Zeit stand sie komplett im Hintergrund und schien überhaupt nicht mehr voran zu kommen.
Bei den Charakteren haben ich besonderes beobachten können wie gut auch viele der Nebencharaktere ausgearbeitet sind, obwohl sie kaum eine wichtige Rolle spielen. Persönlich hätte ich mir da eine etwas deutlichere Schwerpunktlegung gewünscht. Wie man so schön sagt, zu viel, ist zu viel!


Fazit:
Dieser Roman spricht einige Gesellschaftskritische Themen sehr deutlich an und lässt den Leser sehr gut in seine Welt eintauchen, allerdings leidet der Fluss der Geschichte unter zu vielen Details. Daher vergebe ich 3 Sterne: ???☆☆.