Weiberwirtschaft
Service Chefin Luisa Schwanthaler bleibt nichts anderes übrig, als ihren Job in einem namhaften Restaurant in Wiesbaden zu kündigen und mit Tochter Amelie ins heimatliche Rheingau auf das familieneigene ...
Service Chefin Luisa Schwanthaler bleibt nichts anderes übrig, als ihren Job in einem namhaften Restaurant in Wiesbaden zu kündigen und mit Tochter Amelie ins heimatliche Rheingau auf das familieneigene Weingut zurückzukehren, denn nach der Scheidung kann sie nicht im gemeinsamen Haus bleiben. Schon bei der Ankunft schlägt ihr nicht nur Wiedersehensfreude entgegen, sondern auch Groll, besonders von ihrer Schwester Bianca. Zu allem Überfluss ist das Weingut über die Jahre ziemlich heruntergekommen und wirkt alles andere als auf sicheren Füssen. Luisa ist geschockt und will sich damit nicht abfinden, sondern krempelt die Ärmel hoch, um das Familienunternehmen wieder auf solide Füße zu stellen. Als ihnen bei Reparaturarbeiten ein altes Dokument in die Hände fällt, sorgt dies für einigen Wirbel innerhalb der Familie…
Heike Wanner hat mit „Rieslingsommer“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der in dieser kalten Jahreszeit die Seele mit ein paar sommerlichen Strahlen versorgt. Schon der flüssig-leichte und entspannte Erzählstil vermittelt einen Wohlfühleffekt und lässt den Leser schnell in die Geschichte eintauchen, wo er sich als unsichtbarer Gast vier Generationen von Frauen einer Familie gegenüber sieht, deren Verhältnis untereinander als recht wechselhaft und schwierig bezeichnet werden kann. Die Autorin zeichnet die familiären Animositäten geschickt und glaubwürdig, ebenso die Schwierigkeiten des Weingutes und die harte Arbeit, um es wieder auf Vordermann zu bringen. Besonders aber sind die schönen Landschaftsbeschreibungen des Rheingau, die farbenprächtig und bildgewaltig sind, dass der Leser schon bei der Lektüre die Weinhänge vor sich sieht und von einem gekühlten Glas Riesling träumt.
Die Charaktere sind einfach, aber liebevoll gestaltet, versprühen Lebendigkeit und Authentizität. Der Leser fühlt sich mit ihnen wohl und kann mit ihnen fühlen und fiebern. Luisa ist eine patente Frau, die sich mit harter Arbeit den kleinen Ort hinter sich gelassen hat, um die Welt zu sehen. Luisa ist eine Macherin, die sich nicht unterkriegen lässt und immer eine Lösung sucht. Schwester Bianca dagegen ist eine Nesthockerin, die alles besser weiß, ständig rumnörgelt und den Konkurrenzkampf zu Luisa regelrecht pflegt. Uroma Lisbeth ist eine weise alte Dame, die viel Wärme versprüht und auch eine gute Portion Witz in sich trägt. Aber auch Amelie, Marlies sowie einige Herren sorgen für Abwechslung in dieser recht ruhigen Geschichte, die ohne Spannungsbogen daher kommt.
„Rieslingsommer“ ist ein Unterhaltungsroman für gemütliche Stunden auf dem Sofa, bei dem man vom nächsten Kurzurlaub und vor allem vom Sommer träumen kann. Schöne Lektüre mit Leseempfehlung!