Cover-Bild Zauberberg 2
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25,00
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  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 28.11.2024
  • ISBN: 9783498007119
Heinz Strunk

Zauberberg 2

Eine Hommage an den Klassiker  von Thomas Mann , ein großer Roman, ganz und gar Heinz Strunk

Jonas Heidbrink, ein Erfolgsmensch. Schon vor dem dreißigsten hat er sein Start-up versilbert; arbeiten muss er sein Leben lang nicht mehr. Aber es geht Heidbrink nicht gut, überhaupt nicht. Und so fährt er eines kalten Januartages los Richtung Osten, in die mecklenburgische Einöde, wo inmitten von Sümpfen ein schlossartiger Bau emporragt: das Sanatorium. Alles ausgesprochen nobel, aber eben doch: Klinik, für Menschen mit dem einen oder anderen Knacks. Schnell ist Heidbrink in das Korsett von Visiten und Anwendungen eingepackt, muss er sich entscheiden, ob er im Speisesaal seiner Misanthropie folgen oder Anschluss finden will. Die Menschen hier, Ärzte, Schwestern, Patienten, sind ihm fremd, doch bald sind sie seine Welt.

Nur scheint die Klinik wirtschaftlich nicht rundzulaufen. Ein Nebengebäude wird geschlossen, das Personal reduziert sich, man munkelt, in der Küche werde nur noch Convenience Food in der Mikrowelle aufgewärmt. Und so reiht sich ein Monat an den anderen – bis es in den Sümpfen zu einem rätselhaften Unglücksfall kommt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2024

Gewohnt bissig und gewürzt mit kleinen Dramen

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Heidbrink ist schlaflos. Im Grunde braucht er sich keine Sorgen zu machen. Der Verkaufserlös aus seiner Erfindung hat ihm ein feines Sümmchen eingebracht. Während er todmüde/hellwach den bekannten nächtlichen ...

Heidbrink ist schlaflos. Im Grunde braucht er sich keine Sorgen zu machen. Der Verkaufserlös aus seiner Erfindung hat ihm ein feines Sümmchen eingebracht. Während er todmüde/hellwach den bekannten nächtlichen Juckreiz überwindet und sich bäuchlings tief in die Matratze gräbt, kommt ihm ungebeten das Wort Betriebskörperschaft in den Sinn. Und aus hellwach wird glockenhellwach.

Fünf Stunden Überland, dann kommt das Schlösschen in Sicht, unübersehbar, weil es weit und breit nichts gibt. Als sich zu der Schlaflosigkeit Weinkrämpfe gesellten, musste Heidbrink etwas unternehmen. Jetzt hat er sich für vier Wochen in ein Sanatorium in der Uckermark eingemietet. Kost und Logis vom Feinsten, verspricht die Internetpräsenz und noch dazu fähige Ärzte, die sich seines kleinen Spleens annehmen.

Schwester Irene nimmt ihn in Empfang und er könnte sich kaum besser aufgehoben fühlen. Man sieht vor, dass er sich im großen Speisesaal gütlich tut, bevor ein Erstgespräch stattfindet, doch das würde er zu gerne vorziehen, sein Magen ist noch vom Avokadosandwitch gefüllt. Er wird an einen Sechsertisch geführt, an dem außer ihm nur ein weiterer Herr sitzt, der pampig grüßt und in sein Handy glotzt.

Warum er hier ist, fragt Dr. Reuter, behandelnder Psychiater. Auf den Kopf stellt ihn Börner, Allgemeinmediziner und findet auch sogleich eine melanomverdächtige Hautveränderung und eine sehr wahrscheinlich tumorös veränderte linke Niere. Heidbrink ist wirklich froh, hier zu sein.

Fazit: Heinz Strunk hat es wieder getan. Mit großem Zynismus blickt er auf seine Mitmenschen. Schickt seinen wohlstandsverwöhnten Protagonisten in ein Sanatorium à la Thomas Mann. Man kümmert sich um seine Bedürfnisse und nimmt ihn wahr. Hier bekommt sein eigentlich sinnloses, einsames Leben einen neuen Reiz. Hier gilt er etwas. Der Tag ist getaktet mit regelmäßigen Essenszeiten, Vitalwertkontrollen, Einzel- und Gruppentherapien, Musik-und Tanztherapien, Fototherapien und Kulturabenden. Bei Heinz Strunk ist niemand einfach nur unsicher in sozial fremder Gesellschaft. Nein, bei ihm wird die Jugend ersinnt, das individuelle Anderssein konterkariert vom starken Gefühl dazugehören zu wollen, bis jeder Leserin klar wird, wie beschissen sich der Protagonist fühlt. Ich mag die bissigen Zuschreibungen von fleckiger, zu heller Haut, Mundgeruch und Schleimabsonderungen. Strunk schreibt sehr genau und ausgiebig über Männer, zeigt, wie sie aussehen, riechen, denken, welche Ängste und Nöte sie umtreiben, macht sie nahbar und weckt Mitgefühl mit den „alten weißen Männern“. In diesem Setting treffen sie alle aufeinander, die, die ihre Macken gepflegt haben und sich eine solche Rundumbehandlung leisten können. Ich bin ein großer Fan von Heinz Strunks ironischer Betrachtungsweise und seiner Gabe, kleine Dramen zu produzieren.

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Veröffentlicht am 28.11.2024

Der Sound des Heinz Strunk

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Heinz Strunk ist ein Phänomen in der deutschen Literatur. Zwischen seinem Mix aus Comedy und Anspruch traut er sich alles zu. Jetzt sogar Thomas Manns Zauberberg, ein ehrfurchteinflößendes Werk.
Darin ...

Heinz Strunk ist ein Phänomen in der deutschen Literatur. Zwischen seinem Mix aus Comedy und Anspruch traut er sich alles zu. Jetzt sogar Thomas Manns Zauberberg, ein ehrfurchteinflößendes Werk.
Darin gerät ein Mann in die Faszination eines Kurbetriebs und bleibt jahrelang in Davos.
Bei Heinz Strunk geht es erst einmal etwas schlichter zu. Der Protagonist, Jonas Heidbrink, begibt sich auch auf eine Kur, aber nicht auf Davos.
Dennoch ist die Klinik eine kleine abgeschlossene Gesellschaft für sich. Aber Patienten kommen, Patienten gehen. Jonas fällt es anfangs nicht leicht, sich einzuleben.

Jonas ist ein typischer Strunk-Charakter. Eigentlich intelligent, ist er teilweise auch verpeilt.
Seien Gedankengänge sind für den Leser amüsant. Heinz Strunk arbeitet die Peinlichkeiten des alltäglichen Lebens klar heraus. Das gilt auch für die Absurditäten des Alltags.
Manche Passagen sind zwar gut gemacht, doch oft wirkt Jonas in seinen Gedankengängen zu schlicht. Das wundert mich, da er doch so ein erfolgreicher Mann ist.

Einige gute Formulierungen in Zauberberg 2 bleiben hängen, doch was Thomas Mann bot, kann Strunk nicht liefern. Es fehlt an Komplexität, die Dialoge sind zu schlicht, die Nebenfiguren zu eindimensional.

Irgendwie macht Strunk dann doch zu wenig aus dem Stoff. Seine letzten Romane Es ist immer so schön mit dir und Ein Sommer in Niendorf sowie seine Kurzprosa hatten mich mehr überzeugt.

Aber der typische Heinz Strunk-Sound ist da und deshalb lohnt es sich, den Zauberberg 2 zu lesen.

Veröffentlicht am 02.12.2024

Eine Fortsetzung? Eine Hommage? Eine Kopie?

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Pünktlich zum 100. Geburtstag von Thomas Manns „Der Zauberberg“ präsentiert Heinz Strunk seinen Roman „Zauberberg 2“ – eine augenscheinliche Hommage, die gleichzeitig an eine Imitation oder gar an eine ...

Pünktlich zum 100. Geburtstag von Thomas Manns „Der Zauberberg“ präsentiert Heinz Strunk seinen Roman „Zauberberg 2“ – eine augenscheinliche Hommage, die gleichzeitig an eine Imitation oder gar an eine literarische Plünderung denken lässt. Mit diesem Werk wagt sich Strunk an eines der bedeutendsten und literarisch anspruchsvollsten Bücher des 20. Jahrhunderts.
In „Zauberberg 2“ überträgt Strunk das zentrale Thema von Manns Klassiker – die Suche nach Sinn und Identität – in die Gegenwart. Im Mittelpunkt steht Jonas Heidbrink, ein Prototyp des modernen Erfolgsmenschen, dessen glänzende Karriere hinter ihm liegt. Er begibt sich freiwillig in ein schlossartiges Sanatorium in Mecklenburg-Vorpommern, um sich seiner Depression und existenziellen Leere zu stellen. Schon bald verschmilzt er mit der Welt anderer Patienten, die allesamt auf ihre Weise vom Weltschmerz zermürbt sind.
Die Monotonie des Kliniklebens und die Begegnungen mit psychisch labilen Figuren bilden das Zentrum der Erzählung. Strunk schildert die Charaktere mit einer ironischen Überzeichnung, die manchmal an Karikaturen erinnert. Die Patienten wirken grotesk, als verzerrte Spiegelbilder moderner Gesellschaftstypen, und ihre Gespräche schwanken zwischen tiefgründiger Selbstdarstellung und heiterem Unsinn. Fast jedes ernste Wort wird durch satirischen Witz entwertet.
Heidbrinks Zustand spiegelt das Sanatorium selbst wider. Die Klinik, einst ein Ort der Hoffnung und Genesung, verkommt zusehends – ein Sinnbild für Heidbrinks inneren Zerfall. Strunk zeigt dies meisterhaft, indem er die Organisation der Klinik allmählich ins Chaos gleiten lässt: Patienten kommen und gehen, Beziehungen verflachen, und der Protagonist verliert mehr und mehr den Kontakt zur Außenwelt.
Parallel dazu vertieft sich Heidbrinks Isolation. Ohne Ziel und ohne Menschen, die ihn vermissen, versinkt er in einer existenziellen Leere. Das Sanatorium wird zu seiner neuen Realität, und die Außenwelt wird bedeutungslos. Diese Entwicklung ist nicht neu; sie erinnert stark an Hans Castorps schleichende Entfremdung im Original. Doch während Thomas Manns Figur eine gewisse innere Reise durchlebt, bleibt Heidbrink weitgehend passiv. Seine depressive Perspektive verstärkt die düstere Atmosphäre, ohne jedoch eine wirklich neue Dimension hinzuzufügen.
Einen wesentlichen Unterschied macht Strunks satirischer Erzählton. Während Manns „Zauberberg“ von intellektueller Ernsthaftigkeit geprägt ist, brilliert Strunk mit zynischem Humor. Die Dialoge und Monologe seiner Figuren, allen voran des Patienten Zeissner, sind oft bewusst überzeichnet. Zeissner, der sich als philosophischer Lebensberater inszeniert, wird zur Parodie moderner Weltweisheiten. Seine Phrasen, die zeitgenössische Bücher und Selbsthilferatgeber widerspiegeln, werden von Heidbrink konsequent entlarvt.
Diese ironische Brechung zeigt, wie Strunk das Thema Depression und Sinnsuche in die heutige Zeit transportiert. Während diese Themen heute allgegenwärtig sind, erscheinen manche Aussagen schon abgedroschen – ein Effekt, den Strunk geschickt einsetzt. Er entlarvt die Oberflächlichkeit moderner Selbstoptimierungsparolen und zeigt, dass diese für Heidbrink ebenso wenig Erleichterung bieten wie die traditionellen Antworten aus Manns Zeit.
Strunk bleibt in vielen Aspekten erstaunlich nah an der Vorlage. Der Aufbau des Romans, bei dem die ersten Tage im Sanatorium detailliert in Echtzeit geschildert werden, ehe die Zeit plötzlich gerafft wird, ist ein methodischer Kniff, den er aus „Der Zauberberg“ übernimmt. Auch das Gefühl der Vertrautheit, das zu Beginn zwischen den Figuren entsteht, und später der zunehmende Verlust von Nähe und Identität, sind bekannte Elemente aus Manns Werk.
Doch während Thomas Mann eine unterschwellige Misanthropie durchscheinen lässt, ist Strunks Bild vom Menschen explizit zynisch. Die Charaktere sind weder tiefgründig noch wirklich liebenswert, sondern bewusst übertrieben und oft lächerlich. Diese überzeichnete Darstellung lässt keinen Zweifel daran, dass „Zauberberg 2“ als Satire gelesen werden muss – ein Kontrast zum intellektuellen Ernst von Manns Text.
Die Frage, ob „Zauberberg 2“ einen Mehrwert gegenüber Manns Original bietet, ist schwer zu beantworten. Strunk hat die Geschichte unbestreitbar in die Gegenwart geholt: Die Figuren sind Vertreter moderner Gesellschaftsschichten, und Themen wie Depression und Isolation erscheinen relevanter denn je. Trotzdem bleibt vieles, was Strunk erzählt, bereits aus „Der Zauberberg“ bekannt. Man könnte argumentieren, dass Strunk keinen neuen Zugang zur Thematik findet, sondern vielmehr eine moderne Version des Klassikers schafft. Dieser Ansatz mag für Leser, die sich vor Manns anspruchsvollem Stil scheuen, attraktiv sein. Doch wer das Original kennt, wird sich fragen, ob eine Neuinterpretation wirklich notwendig war – insbesondere, da „Der Zauberberg“ zeitlos bleibt.
„Zauberberg 2“ löst gemischte Gefühle aus. Einerseits gelingt es Heinz Strunk, mit seinem humorvollen Stil einen zugänglichen und unterhaltsamen Roman zu schaffen, der die Grundideen von Manns Klassiker respektiert. Andererseits bleibt der Eindruck, dass dieses monumentale Werk keine moderne Adaption benötigt.
Strunk bietet eine neue Perspektive, die durch Satire und Ironie besticht, aber die Tiefe und Komplexität von Manns Text nicht erreicht. Sein Roman ist lesenswert, vor allem für jene, die sich von Manns Werk überfordert fühlen. Doch als Ersatz für das Original kann „Zauberberg 2“ nicht dienen. Vielmehr bleibt es ein amüsanter, manchmal nachdenklicher, aber letztlich sekundärer Kommentar zu einem der größten Romane des 20. Jahrhunderts.

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Veröffentlicht am 15.12.2024

Anfangs amüsant, später etwas lahm

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REZENSION – Die Idee, eine alte Geschichte modern und zeitgemäß zu erzählen, ist nicht neu und in manchen Fällen auch interessant. Doch sich anlässlich des Doppeljubiläums ausgerechnet den vor 100 Jahren ...

REZENSION – Die Idee, eine alte Geschichte modern und zeitgemäß zu erzählen, ist nicht neu und in manchen Fällen auch interessant. Doch sich anlässlich des Doppeljubiläums ausgerechnet den vor 100 Jahren veröffentlichten Roman „Zauberberg“ des vor 150 Jahren geborenen Thomas Mann (1875-1955) vorzunehmen, den selbst dieser für eher nobelpreiswürdig hielt als seine frühen „Buddenbrooks“, ist schon ein enormes Wagnis. Deshalb ist es wohl ratsamer, den im November beim Rowohlt Verlag veröffentlichten Roman „Zauberberg 2“ von Heinz Strunk (62), der mit früheren Werken bereits zweimal für den Deutschen Buchpreis nominiert war, nur als das zu nehmen, als was er gedacht ist – als Hommage an den berühmten Nobelpreisträger.
Natürlich spielen beide Romane in einem von der Welt abgeschiedenen Privatsanatorium für psychisch Kranke und im heutigen Protagonisten Jonas Heidbrink sowie seinen Mitpatienten sind Charaktere ähnlich jenen aus Manns Roman wiederzuerkennen. Doch liegen nicht nur zwischen den Davoser Alpen (Mann) und der vorpommerschen Tiefebene (Strunk) Welten. Manns „Meisterwerk der Moderne“ inspirierte andere Autoren durch seine intellektuelle und philosophische Tiefe, während Strunk seine Geschichte als satirische Betrachtung unserer heutigen Kommerzgesellschaft mit ihren gelegentlichen Absurditäten in lockerer, gelegentlich auch vulgärer Sprache erzählt.
Jonas Heidbrink ist ein wohlhabender Dreißiger, der sein erfolgreiches Start-up-Unternehmen schon vor Jahren verkauft hat. Ohne Ziel und Sinn für sein weiteres Leben leidet er unter Angstzuständen und schwerer Depression. Deshalb weist er sich selbst in ein Privatsanatorium für Psychosomatik ein, das mitten in einer Sumpflandschaft der vorpommerschen Einöde liegt. Hier trifft er auf Menschen, die alle auf unterschiedliche Weise mit ihrem Leben nicht mehr klarkommen. Als anfangs unwilliger und auf seine Weise überheblicher Patient, der seine Misanthropie pflegt, im Speisesaal allein am Sechsertisch sitzt, auf Ärzte und Klinikmitarbeiter ebenso wie auf Mitpatienten überheblich herabblickt, akzeptiert er diese doch nach längerer Anwesenheit als seine neue Welt, in die er sich mehr und mehr einlebt und letztlich wohlfühlt. Da stört es ihn, den Patienten mit der längsten Aufenthaltsdauer, am Ende kaum noch, dass mit zunehmender Unrentabilität der Privatklinik statt der versprochenen Erweiterungs- und Sanierungspläne ein Nebengebäude geschlossen, die Personalstärke allmählich abnimmt und die Mahlzeiten nur noch als Fertiggerichte aus der Mikrowelle kommen.
Ein direkter Vergleich des neuen Romans „Zauberberg 2“ mit dem von Thomas Mann verbietet sich aus meiner Sicht. Intellektueller Anspruch und Sprache sind nicht vergleichbar. Während Mann tiefgründig über den Sinn des Lebens, die Rolle des Individuums in einer sich wandelnden Gesellschaft, die Bedeutung des Todes und die Auseinandersetzung mit der Krankheit als Teil des Lebens philosophiert und sich gleichzeitig intensiv mit den politischen Spannungen seiner Zeit und den beginnenden Veränderungen in Europa auseinandersetzt, bleibt Strunk obeflächlich und befasst sich am Beispiel seiner stellenweise stark überzeichneten Charaktere mit den Eigenheiten und Absurditäten unserer Gesellschaft als mit den ernsthaft existenziellen Fragen unserer Zeit. Wo Mann Sexuelles nur andeutet, spricht Strunk es aus. Sein Humor ist scharfzüngig, oft makaber, die Stimmung insgesamt ironisch und oft überzogen, was in starkem Kontrast zu Manns eher düsterer Atmosphäre steht.
Verzichtet man aber auf einen direkten Vergleich mit dem literarischen Vorbild, verspricht der Roman „Zauberberg 2“ zunächst dank seiner humorigen, oft satirischen Erzählweise eine amüsante Lektüre zu werden. Wir lernen Heidbrink in seinem Selbstmitleid und alle anderen Patienten in diesem so lebensfernen Klinikalltag mit Arztgesprächen, Gruppentherapie und niveaulosem Kulturangebot als urige Typen kennen. Doch mit jedem neuen Patienten wird der Witz zur Wiederholung. Später erlahmt die Handlung des ohnehin mit 280 Seiten recht kurzen Romans mit ihrem „Langzeit-Open-End-mal-sehen-was-noch-so-alles-kommt-Patienten“ Heidbrink. Doch sehr lange kommt leider nichts. Erst gegen Ende nimmt der Roman wieder etwas Fahrt auf und vermittelt einen Hauch von Spannung.
Freunde der Werke Thomas Manns mag „Zauberberg 2“ zum literarischen Vergleich anregen. Auch begeisterte Leser früherer Romane Strunks dürften Gefallen an seinem neuen Buch finden. Doch wem der Name des Autors noch nichts sagt, sollte wohl besser mit einem anderen seiner Romane beginnen.