Erinnerung an einen schmutzigen Engel
Die junge Schwedin Hanna lebt bei ihrer verwitweten Mutter und den Geschwistern in bitterster Armut. Als die Not am größten ist und Elin nicht mehr weiß, wie sie ihre Kinder durch den kalten, harten Winter ...
Die junge Schwedin Hanna lebt bei ihrer verwitweten Mutter und den Geschwistern in bitterster Armut. Als die Not am größten ist und Elin nicht mehr weiß, wie sie ihre Kinder durch den kalten, harten Winter bringen soll, schickt sie ihre älteste Tochter Hanna mit einem Pelzhändler auf den Weg zum Meer, in der Hoffnung auf ein besseres Leben für sie. Hanna leidet unter der Trennung von ihrer Familie, erhält jedoch die Möglichkeit, an Bord eines Schiffes nach Australien zu gehen. Sie verdingt sich vor Ort als Köchin, kommt jedoch niemals in ihrem Zielland an. Henning Mankell erzählt in sehr eindrucksvoller Art und Weise die Lebensgeschichte einer sehr starken Frau, die allen Hindernissen zum Trotz ihren Weg sucht – und findet. Hanna verschlägt es nach Afrika, wo sie zu Reichtum kommt und eines Tages spurlos verschwindet.
Der Autor begleitet die verschiedenen Stationen des Lebensweges Hanna Lundmarks, basierend auf einer wahren Begebenheit. Eine erstaunliche Frau, die allen Widerständen und Vorurteilen der weißen Bevölkerung trotzt und den herrschenden Rassismus offen zu kritisieren wagt. Hannas Gedanken, ihre Emotionen und ihr wacher Verstand werden vortrefflich beschrieben und durch einen Tagebuchfund wird mit Hilfe des Autors Henning Mankell ein lebendiges Bild dieser ungewöhnlichen Frau gezeichnet. Die Charaktere sind authentisch, die Lebensbedingungen der schwarzen Bevölkerung sowie die krassen Entgleisungen im Namen der Rassentrennung werden dem Leser eindringlich vor Augen geführt.
Henning Mankell liefert keine leichte Kost für einen vergnüglichen Nachmittag auf der Lesecouch. Er konfrontiert den Leser vielmehr mit der teils sehr brutalen Realität Afrikas zu Beginn des letzten Jahrhunderts und regt zum Nachdenken an. Er schildert den Zwiespalt einer Weißen, die den Umgang der restlichen weißen Minderheit mit den schwarzen Ureinwohnern in diesem Land mit Argusaugen beobachtet und kritisiert. „Erinnerung an einen schmutzigen Engel“ ist meines Erachtens ein ganz besonders eindringliches Werk dieses Autors, das ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann.