Der junge Ismael wird eines Morgens, nur auf einem Sarg treibend, auf offenem Meer gefunden. Als seine Retter ihn fragen, wer er sei und wo er herkäme, beginnt er, seine Geschichte zu erzählen. Moby Dick ...
Der junge Ismael wird eines Morgens, nur auf einem Sarg treibend, auf offenem Meer gefunden. Als seine Retter ihn fragen, wer er sei und wo er herkäme, beginnt er, seine Geschichte zu erzählen. Moby Dick war nach Können wir nicht über was Anderes reden? mein zweites Graphic Novel und ich muss sagen, dass mir dieses Genre immer besser gefällt. Die Bilder helfen dabei, die Geschichte bildlich vor Augen zu haben und es war für mich ein komplett neues Erlebnis, ein Buch innerhalb nur weniger Stunden zu beenden. Ismaels Geschichte hat mich gefesselt und ich werde nun definitiv das Originalwerk von Herman Melville zu meiner Leseliste hinzufügen.
Gemeinsam mit seinem neuen Begleiter Queequeg, einem Harpunier aus Rokovoko, sucht Ismael einen Job als Pottwal-Jäger. Wahllos suchen sie sich am Hafen ein Schiff aus und heuern an. Als sie zu Mitgliedern der Crew der Pequod ernannt werden, sind sie stolz und wollen ihren Erfolg feiern. Gerüchte, die sie dabei über das Schiff und ihren scheinbar wahnsinnigen Kapitän Ahab hören, ignorieren die beiden Matrosen.
Drei Tage später finden sie sich an Deck der Pequod ein und müssen ziemlich schnell feststellen, dass sie nicht einfach nur Pottwale jagen, sondern dass es ihr Kapitän auf einen bestimmten Wal abgesehen hat: Vor etwa fünf Jahren wurde Ahab bei der Jagd von einem weißen Wal (auch „Moby Dick“ genannt) angegriffen und verlor dabei sein Bein. Als sich auch noch eine Infektion in seinem Körper ausbreitete, dachten viele, er würde dies nicht überleben. Doch er kam zurück und hat seither nur noch einen Plan. Moby Dick muss sterben.
Schnell wird Ismael klar, dass er die Pequod nicht lebend verlassen wird. Die Rachsucht seines Kapitän Ahabs überwiegt sogar das Leid der Matrosen sowie Beschädigungen des Schiffs. Nichts scheint wichtiger zu sein, als den weißen Wal zu finden. Dass Ahab dabei jedoch nicht nur Moby Dicks Leben auf dem Gewissen hat sondern auch das seiner Crew, ahnt keiner.
Die Geschichte von Moby Dick fängt ganz unschuldig an und entwickelt sich dann immer mehr zu einer Katastrophe. Ich fand es sehr interessant wie die Zeichnungen in dem Graphic Novel umgesetzt worden – teilweise gab es Seiten ohne Text und die Bilder bekamen somit die Chance, für sich zu sprechen. Dem Leser wurde es sehr leicht gemacht, in die Geschichte einzusteigen und in ihr zu verweilen. Die Gestaltung von Moby Dick hat mir allgemein außerordentlich gut gefallen, vor allem aber, weil die Bilder nicht nur das Geschehen der Geschichte widerspiegeln, sondern auch deren Stimmung. Traurige Momente sind in dunkelblauen, fast grauen Tönen gehalten, Szenen von Gewalt stechen durch ihre orange-rote Farbe heraus. Auch die Darstellung der einzelnen Charaktere fand ich sehr gelungen. Ismael ist der gewöhnliche junge Mann von nebenan, Queequeg ein furchteinflößender, aber durchweg liebenswürdiger Riese und Ahab ist der rachsüchtige und kaltherzige Kapitän, der sich von seinem Wahnsinn treiben lässt. Von der ersten Seite an ist das Graphic Novel unglaublich spannend und ich habe es tatsächlich in einem Rutsch durchgelesen. Meine Liebe zu Comics wurde durch Moby Dick eindeutig stärker und ich kann es kaum erwarten, bald wieder in die bunte Welt der Literatur abzutauchen.