Ein fesselndes, ambivalentes, episches und düsteres Finale
Handlung: Seit Band 1 von Holly Blacks Spin-Off Reihe, "The Stolen Heir", warte ich gespannt darauf, wie es in dem Finale der Dilogie mit Oak und Suren weitergeht. Dieses Frühjahr ist nun endlich "The ...
Handlung: Seit Band 1 von Holly Blacks Spin-Off Reihe, "The Stolen Heir", warte ich gespannt darauf, wie es in dem Finale der Dilogie mit Oak und Suren weitergeht. Dieses Frühjahr ist nun endlich "The Prisoner´s Throne" erschienen, welches ich sofort verschlungen habe. Die Geschichte knüpft an das turbulente Ende des ersten Teiles an, nachdem Suren Oak verletzt von seinem Verrat in den Kerker hat werfen lassen. Bald schon rächt sich das, denn die Truppen Elfenheims marschieren vor den Türen der Eiszitadelle auf, um ihren gefangenen Prinzen zu befreien. Um einen Krieg zwischen seiner Schwester Jude und seiner Liebe Suren zu verhindern, greift Oak zu einer verzweifelten Maßnahme... und stellt Suren den heraneilenden Truppen als seine Braut vor. Genau wie Band 1 benötigt auch "The Prisoner´s Throne" leider erstmal einige Zeit, um wieder in Schwung zu kommen. Danach geht es jedoch wieder so hochspannend, magisch und undurchsichtig weiter, wie wir es von Holly Black gewohnt sind. Das ungleiche Paar muss sich gegen höfische Intrigen in Elfenheim behaupten, eine blutige Eskalation verhindern und stellt sich vielen magischen Gefahren, Intrigen und Geheimnissen entgegen um wieder zueinanderzufinden... Auf den 359 Seiten ist also einiges los, sodass die Seiten wie im Flug vorbeiziehen. Allerdings fand ich die Auflösung am Ende etwas einfach.
Schreibstil: Holly Blacks düsterer, eigenwilliger, rätselhafter, brutaler, dabei aber durchweg magischer Schreibstil ist mir schon in "Elfenkrone", "Elfenkönig" und "Elfenthron" positiv aufgefallen. In Originalsprache verstärkt sich der Effekt ihrer Art zu schreiben nur noch und hat mich in kürzester Zeit in ihren gefährlichen Bann gezogen. Damit entspricht ihre Art zu Schreiben zu 100% ihren Figuren und dem interessanten Worldbuilding. Denn auch Elfenheim und dessen Bewohner sind düster, gefährlich und ein bisschen kaputt, dabei aber trotzdem wunderschön. Egal ob Kobolde mit umgedrehten Füßen, riesige Trolle, hungrige Nixen, verzauberte Skelettwesen, bemooste Wurzelmänner, langnasige Pixies, knochige Greiskrautpferde, oder die gefährlichen Elfen - in Holly Blacks Welt kann die Begegnung mit jedem dort lebenden Wesen tödlich enden. Magische Prophezeiungen, Schwüre und gerissene Handel sorgen zusätzlich dafür, dass das Netz rund um unsere Figuren noch enger und komplexer wird. An Ideenreichtum und Abgründigkeit mangelt es der Geschichte demnach definitiv nicht und es macht Spaß, nach und nach in die düstere, aber schöne Welt einzutauchen. In diesem Spinn-Off-Band konzentriert sich die Autorin weniger auf politische Konflikte und mehr auf die persönlichen Rachefeldzüge ihrer Figuren und passt ihr Worldbuilding dementsprechend an. Während der Fokus von Band 1 auf die Reise durch die magische Welt abseits der wandernden Inseln von Elfenheim lag, tauchen wir nun wieder an den Hof des Hochkönigs ein und treffen so viele altbekannte Figuren wieder.
Figuren: Apropos Figuren... Während Band 1 aus Surens Sicht erzählt war, lesen wir den zweiten Teil der Geschichte nun aus Oaks Sicht. Genau wie bei Suren nutzt die Autorin die 359 Seiten gut, um das vorab gefertigte Bild, das wir von der Figur hatten, komplett umzudrehen und tief in die Gefühls- und Gedankenwelt des Charakters einzutauchen. Hier bekommen wir demnach auch die ganzen Hintergründe zu seiner Vergangenheit und seinen Motiven, die mir in Band 1 noch gefehlt haben, um ihn zu verstehen. Auch die Liebesgeschichte, die ich in Band 1 noch nicht ganz so sehr gefühlt habe, nimmt hier ordentlich an Fahrt auf und entwickelt eine mitreißende Enemies-to-Lovers Dynamik, die es durchaus mit Judes und Cardans aufnehmen kann. Die beiden kommen hier genau wie andere liebgewonnenen Figuren der Hauptreihe deutlich mehr vor als im ersten Band, was mir natürlich gut gefallen hat. Gegen Ende wird sogar ein möglicher Ansatzpunkt für eine weitere Fortsetzung oder Spin-Off-Reihe offen gelassen, die von den Erlebnissen der beiden am Unterwasserhof von Nicasia handeln könnte...
Die Zitate
"I adore you. I want to play games with you. I want to tell you all the truths I have to give. And if you really think you’re a monster, then let’s be monsters together."
"What do you want?” he asks, voice soft. “Everything. Charm me. Rip me open. Ruin me. Go too far.” He shudders at her words, shaking his head against them. She goes on, whispering against his skin. “You cannot understand. I am a chasm that will never be full. I am hunger. I am need. I cannot be sated. If you try, I will swallow you up. I will take all of you and want more. I will use you. I will drain you until you are nothing more than a husk.” “Use me, then,” he whispers, mouth on her throat."
"Killing is my thing,” he tells her. “You should get your own thing."
"What I feel is not like the ballads." "No an affliction, then?" Oak raises an eyebrow. "No fever?" Tiernan gives him an exasperated look- one with which the prince is very familiar. "It is more feeling that there is a part of me I have left somewhere and I am always looking for." "So he's liking a missing phone?" "Someone ought to pitch you into the sea..."
"Inside, the horror he felt when she spoke those words— have you ever wondered if anyone truly loved you— hasn’t faded, but he can hide that. Easily. For the first time, he hates how easily. He hates that he can fold himself up so tightly in his own skin that there’s nothing real about him on the outside."
"We do not love because people deserve it - nor would I want to be loved because I was the most deserving of some list of candidates. I want to be loved for my worst self as well as my best. I want to be forgiven my flaws.”
Das Urteil
Mit "The Prisoner´s Throne" erzählt Holly Black ein fesselndes, ambivalentes, episches und düsteres Finale, das mich abermals mit einem lebendigen Schreibstil, einem faszinierenden Worldbuilding und moralisch grauen Figuren verzaubern konnte. Aufgrund leichter Längen im ersten Drittel und einer recht einfachen Auflösung am Ende konnte die Geschichte aber für mich noch nicht ganz mit der "Elfenkrone"-Reihe mithalten.