Fesselnde Fortsetzung, die ich nicht mehr aus der Hand legen konnte!
Handlung: Nachdem ich Band 1 von Holly Blacks "The Folk of the Air"-Reihe in wenigen Stunden verschlungen habe, musste ich mich natürlich sofort an Band 2 machen. Genau wie "Elfenkrone" entpuppte "Elfenkönig" ...
Handlung: Nachdem ich Band 1 von Holly Blacks "The Folk of the Air"-Reihe in wenigen Stunden verschlungen habe, musste ich mich natürlich sofort an Band 2 machen. Genau wie "Elfenkrone" entpuppte "Elfenkönig" sich nach kurzer Zeit als fesselnde Geschichte, die ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Auch wenn die Handlung auch in dieser Fortsetzung ein wenig Vorlaufzeit benötigt, um richtig in Gang zu kommen, ist ununterbrochen eine starke Grundspannung vorhanden, die dadurch entsteht, dass jederzeit alles passieren kann. Nachdem Jude in Band 1 durch eine spektakuläre Intrige ihren Erzfeind Cardan auf den Elfenthron gesetzt und sich selbst zur Seneschallin und Schattenregentin gemacht hat, muss sie nun das Königreichen führen und unter dieser Verantwortung ächzend abermals fragen, wem sie vertrauen kann und wem nicht. Genau wie in Band 1 ist der Plot vielschichtig, unvorhersehbar und voller Wendungen erzählt und strotzt nur so von Intrigen, Gift, Spionen, rauschenden Festen, Verrat, Machtgier, Mord und Lügen, sodass ein Sog entsteht, dem man sich nicht entziehen kann!
Schreibstil: Holly Blacks Schreibstil ist düster, eigenwillig, rätselhaft und brutal, dabei aber durchweg magisch. Damit entspricht ihre Art zu Schreiben zu 100% ihren Figuren und dem interessanten Worldbuilding. Denn auch Elfenheim und dessen Bewohner sind düster, gefährlich und ein bisschen kaputt, dabei aber trotzdem wunderschön. Egal ob Kobolde mit umgedrehten Füßen, riesige Trolle, hungrige Nixen, bemooste Wurzelmänner, langnasige Pixies, knochige Greiskrautpferde, oder die gefährlichen Elfen - in Holly Blacks Welt kann die Begegnung mit jedem dort lebenden Wesen tödlich enden. Vor allem wenn man so verletzlich ist wie ein Mensch. An Ideenreichtum und Abgründigkeit mangelt es der Geschichte demnach definitiv nicht und es macht Spaß, nach und nach in die düstere, aber schöne Welt einzutauchen. In diesem zweiten Band nimmt sich die Autorin Zeit, ihr Worldbuilding weiterzuentwickeln, nimmt neue politische Konflikte in Angriff und entführt uns außerdem in die Welt der Tiefsee...
Figuren: Schon in "Elfenkrone" ist mir unsere Hauptfigur und Ich-Erzählerin Jude aller schlechter Eigenschaften zum Trotz sehr ans Herz gewachsen. Klar, sie ist ehrgeizig, rücksichtslos und machtgierig - sie ist aber hinter all den Intrigen und dem fiesen Getue auch eine der selbstlosesten und zu sich selbst ehrlichsten Figuren, von denen ich gelesen habe und deshalb hat sie trotz allen Zwiespalts sofort mein Herz gestohlen. In dieser Fortsetzung muss sie sich neuen Herausforderungen stellen und wächst abermals über sich hinaus, sodass meine Bewunderung für sie ins Unermessliche gestiegen ist. Auch alle moralisch grauen Nebenfiguren habe ich mit großem Interesse weiterverfolgt. Egal ob der Elfenprinz Cardan, der eine prickelnde Enemies-to-lovers-Dynamik mit Jude entwickelt, Judes Zwillingsschwester Taryn, die ihren eigenen Weg gehen muss und dabei keine Rücksicht auf Judes Gefühle nimmt, ihre Halbschwester Vivi, die als einzige der Schwestern elfischer Herkunft es, die es aber in die Welt der Menschen zurückzieht, ihr Ziehvater Madoc, der ihre Eltern vor ihren Augen ermordet hat, sich aber trotzdem gut um seine Töchter kümmert oder die Mitglieder des Hofes - alle Figuren haben Abgründe und sind komplexer, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Am meisten entwickelt sich hier Cardan weiter, welcher vom rebellischen Prinzen zum Hochkönig aufgestiegen ist und nun ein eigenes Spiel spielen muss. Seine von widersprüchlichen und unterdrückten Gefühlen geprägte Annäherung an Jude hat mich abwechselnd zur Weißglut getrieben und das Herz erweicht. Jetzt brauche ich ganz dringend mehr von den beiden und stürze mich im Anschluss an diese Rezension sofort in Band 3!
Die Zitate:
"Es ist so viel einfacher, sich etwas zu nehmen, als es festzuhalten."
"Sie blickt zu Cardan hinüber. Sein Mund ist vom Hirschblut rot verfärbt, die Krone ruht auf seiner Stirn. Zwei von einem Schlag, könnte man meinen, Monster im Zweierpack. Er schaut nicht zu ihr hin, sondern lauscht dem Lautenspieler, der aus dem Stegreif eine Ode auf seine Herrschaft komponiert hat. Mein König, denke ich, aber nur für ein Jahr und einen Tag und fünf Monate sind bereits vergangen."
"Du hast mich zum Hochkönig gemacht, Jude. Lass mich nun auch der Hochkönig sein."
"Er hasst dich. Selbst wenn er dich begehrt, hasst er dich. Vielleicht hasst er dich deshalb umso mehr."
"Macht‹, sagte er. ›Macht ist die Gabe zu bekommen, was man haben will. Macht ist die Gabe, eigene Entscheidungen treffen zu können."
"Und mein letzter bewusster Gedanke lautet, dass ich ihn lieber habe als jeden anderen zuvor und dass nach allem, was er mir angetan hat, dies nun das Schlimmste ist - wie er mich dazu gebracht hat, ihn so lieb zu haben."
Das Urteil
Mit "Elfenkönig" geht die Geschichte um Jude und Cardan ebenso fesselnd, ambivalent, düster und unvorhersehbar weiter, wie sie in Band 1 angefangen hat. Abermals konnten mich der lebendige Schreibstil von Holly Black, das faszinierende Worldbuilding, die kantigen, moralisch grauen Figuren, und die packenden Enemies-to-Lovers-Dynamik verzaubern, sodass ich nicht mehr mit dem Lesen aufhören konnte.