Bitterböse und mit einer geballten Portion der Jacobson’schen Finesse gibt es seit dem Beginn von Trumps Präsidentschaft mal wieder was zu Lachen.
Seit ich letztes Jahr im Rahmen des Hogarth Shakespeare Projekts Jacobsons „Shylock“ gelesen hatte, war mir klar: Der Mann kann schreiben. Nachdem ich mir sein Werk „J“zugelegt (und ins Regal gestellt) ...
Seit ich letztes Jahr im Rahmen des Hogarth Shakespeare Projekts Jacobsons „Shylock“ gelesen hatte, war mir klar: Der Mann kann schreiben. Nachdem ich mir sein Werk „J“zugelegt (und ins Regal gestellt) habe, war jedoch erst mal Ruhe. Als ich aber gesehen habe, dass der King of Cynicism eine Trump Satire geschrieben hat, musste diese doch direkt bei mir einziehen. Und so landete Howard Jacobsons „Pussy“ in meinem Regal. Zugegeben, das Cover hat mich zunächst aufgrund der Karikatur abgeschreckt, aber der Name des Autors hat dies dann wieder wett gemacht. ? Das Buch handelt von Prinz Fracassus, der im Reich Urbs-Ludus aufwächst, in dem strikte Mantelpflicht herrscht und der Überfluss regiert. Fracassus‘ Eltern merken bereits früh, dass mit ihrem Spross etwas nicht stimmt, gehen aber doch davon aus, dass sein verschlossenes Wesen auf ein hart arbeitendes Gehirn schließt. Einige Zeit später beginnt Fracassus zu sprechen und spätestens dann wird jedem klar, dass dieser Junge eine Spezialbildung benötigt, um seine Spezialtalente zu fördern. Ihm werden diverse Mentoren zur Seite gestellt, die einer nach dem anderen zum selben Schluss kommen: Es hilft nichts.
"So etwas wie Volkes Wille gibt es nicht. Es gibt bloß den Willen derjenigen, die dem Volk sagen, was Volkes Wille sein soll."
Der junge Fracassus wächst langsam heran und relativ schnell wird klar, dass er mindestens in die Fußstapfen seines Vaters treten will, mindestens ein Casino mit jeder Menge „Nutten“ aufmachen möchte und eine Mauer errichten, mit der er jene aussperren kann, die nicht seine Meinung teilen. Fracassus‘ kindliche Züge spiegeln sich allerdings nicht nur in seiner beschränkten Sichtweise, sondern auch in seinem ebenso beschränkten Vokabular und seinem fehlenden Verständnis für die Dinge dieser Welt wider. Schnell empfiehlt man „seiner Durchlaucht“ die Nutzung von Twitter, damit die Leute Notiz von ihm und seinem ungeheuren Potential nehmen mögen. Während seine Mentoren besorgt sind, er würde die 140 Zeichen nur mit Unsinn füllen, hält seine Mutter dagegen, dass er nicht genügend Worte kenne, um diese Zeichen zu füllen. „Prostituierte“ sei schließlich sein längstes Wort.
Gespickt von einigen von Fracassus‘ Tweets lässt uns Howard Jacobson hier an der kleinen Pilgerreise teilhaben, die Fracassus von seinem Vater empfohlen wird, um zu „reifen“. Dass er dabei diverse Bordelle und Casinos besucht und mit einem Diktator namens Spravchik Zehenwrestling macht und im Anschluss dessen Seelenverwandter wird, hat er sich mit Sicherheit nicht vorgestellt. Als Fracassus schließlich den Präsidenten Phonocrates auf seinem Sterbebett besucht, offenbart dieser ihm das ultimative Geheimnis guter Staatsführung: »Halte nie deine Versprechen.« Fracassus kehrt schließlich von seiner Reise zurück, und ich muss wohl kaum erwähnen, dass das letzte Kapitel »Das Ende aller Tage« heißt. ?
Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/howard-jacobson-pussy