Seit ihrem Debütroman habe ich jedes Buch von Ina Taus gelesen. Bisher waren alle in im realistischen Jugendbuch-Genre (Young Adult, New Adult, Gay Romance) angesiedelt, so dass die Autorin mit “Rise and Doom” tatsächlich ihr Fantasy-Debüt auf den Markt bringt. Obwohl es ein neues Genre ist, das ich noch nicht von ihr kannte, wollte ich unbedingt wissen, was sich hinter dem Auftakt der Fantasy-Trilogie verbirgt. Und ich wurde nicht enttäuscht.
WENN YA-AUTOREN FANTASY SCHREIBEN …
… merkt man das in den allermeisten Fällen. Vor allem, wenn man den Schreibstil bereits von vorherigen Büchern kennt. Auch bei “Rise and Doom” ist das der Fall. Man liest deutlich heraus, dass Ina Taus bislang eher humorvollere Bücher geschrieben hat, denn diesen Humor hat sie auch hier nicht abgelegt.
Forschere, direkte Gedankengänge des jeweiligen Ich-Erzählers (es gibt einige) sind keine Seltenheit und lassen den Fantasy-Aspekt ein wenig in den Hintergrund rücken. Was jedoch nicht schlimm ist! Mich hätte es persönlich sehr gewundert, wenn Ina Taus’ lockerer Schreibstil, den ich im Übrigen sehr mag, einem epischen, spannenden Stil gewichen wäre.
EINE GETEILTE WELT
Ina Taus hat sich ein ganz ungewöhnliches Setting für ihre Trilogie herausgesucht. Eine Erde mit den gleichen Kontinenten, wie man sie kennt, aber in einer Zukunft, in der Wesen wie Vampire, Werwölfe, Dämonen und Hexen an die Oberfläche getreten sind und die Welt unter sich aufgeteilt haben. So leben die Menschen im ehemaligen Australien – nun Red Desert genannt -, abgeschottet vom Rest der Bevölkerung.
Wirklich viel zu den Beziehungen der Spezies untereinander erfährt man im ersten Band noch nicht, aber die Art, wie die Autorin die Welt eingeführt hat, ohne zu viel vorweg zu nehmen, hat mir gut gefallen. Allgemein empfinde ich das Setting sehr gelungen, weil man sich – auch wenn es Fantasy ist – trotzdem sehr leicht zurechtfinden kann. Jeder wird im Groben wissen, wo sich welcher Kontinent befindet. So hat man direkt eine kleine Karte im Kopf.
BIS DIE HANDLUNG FAHRT AUFNIMMT …
… dauert es einige Kapitel. Mein größter Kritikpunkt an dem Buch ist, dass die Geschichte einen langsamen Anfang hat. Bevor die Handlung wirklich spannend und interessant wird und man langsam versteht, worauf alles hinausläuft (obwohl Ina Taus mich hierbei auch das ein oder andere Mal überrascht hat), wirkt es wie eine Einführung in die Charaktere und deren Umfeld.
Wir lernen Prinzessin Rise kennen, der soeben eröffnet wurde, dass sie den Prinzen von Red Ancient heiraten muss, und entsprechend mies gelaunt ist. Obwohl Rise in meinen Augen ein interessanter Charakter ist und ich mich schon darauf freue, ihren Aufstieg zu verfolgen (Ihr Name lautet nicht umsonst Rise), war sie mir im ersten Band zu naiv. Angesichts der Tatsache, dass sie hinter den Palastmauern und sehr behütet aufgewachsen, verstehe ich allerdings, wieso diese Naivität sein musste, und würde es nicht als wirkliche Kritik. Dafür bin ich viel zu gespannt auf ihre Charakterentwicklung.
Auf der anderen Seite haben wir Doom. In seiner Sicht erfährt man viel mehr um den Lebensstandard in Red Desert, da er Dinge weiß, die Rise nicht kennt. Doom lässt sich einfach als der typische Ina Taus-Charakter beschreiben. Er ist jung, übermütig, locker und in Gedanken (und manchmal auch in Worten) sehr direkt. Dadurch dass er der Prinz der Vampire ist, verfolgt er natürlich auch ein Ziel, was ihn ein wenig ernster macht, als Inas andere Protagonisten. Bisher ist er mir sympathisch, obwohl ich gerne mehr über ihn erfahren würde, um mir eine Meinung über ihn zu bilden.
Neben den beiden gibt es noch andere Ich-Erzähler und handelnde Personen. Zum Beispiel Dooms Schwester Bliss und Rise’ Bruder Madoc. Beides sehr coole Charaktere, die definitiv mehr Aufmerksamkeit verdienen. Vielleicht wird mir dieser Wunsch ja in Band 2 erfüllt, denn ich werde die Reihe definitiv weiterverfolgen.
IM GROSSEN UND GANZEN…
“Rise & Doom. Prinzessin der blutroten Wüste” von Ina Taus ist ein lesenswerter Fantasy-Auftakt für alle, die auf fluffigen Humor und coole Typen stehen. Vor allem das Setting und die verschiedenen Charaktere haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nur der Anfang hätte etwas schneller sein dürfen.