1799 England. Als Lord Richard Clarke zufällig auf die Apothekertochter Amber Devaney trifft, verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander. Der große Standesunterschied kümmert die beiden nicht, obwohl eine Zukunft für beide vor allem seitens seines Elternhauses nicht in Frage kommt. Vielmehr finden sie immer wieder Möglichkeiten, sich heimlich zu treffen und ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen, was vor allem für Amber nicht ohne Folgen bleibt. Daheim in Cold Ashton Manor versucht der Vater Richard in eine Vernunftehe mit der wohlbetuchten Lady Helen zu drängen, denn ihn plagen aufgrund seiner Spielsucht große finanzielle Sorgen, so dass sogar das Anwesen auf dem Spiel steht. Eines Tages ist Amber spurlos verschwunden und Richards ausgiebige Suche nach ihr bleibt erfolglos. Wird er dem Drängen seines Vaters nachgeben? Und was wird aus Amber?
Ingrid Kretz entführt mit ihrem historischen Roman „Die zweite Braut von Cold Ashton Manor“ einmal mehr ins Regency-Zeitalter, wo sie den Leser am Schicksal von Amber und Richard hautnah teilhaben lässt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil fesselt schon mit dem Prolog und schickt den Leser mit einem tollen Kopfkino auf Zeitreise, wo er sich einer ereignisreichen Zeit gegenüber sieht, wo Standesdünkel, gesellschaftliche Normen und Werte das Leben der Menschen bestimmen. Mit wechselnden Perspektiven, in denen der Leser mal an der Seite von Amber, mal an der von Richard steht, erlebt er nicht nur die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Hauptprotagonisten hautnah mit, sondern die Autorin steigert durch die Ereignisse auch die Spannung innerhalb der Geschichte, die immer wieder neue überraschende Wendungen bergen und somit auch das Ende nicht vorhersagen lassen. Der Leser wird von Beginn an zum Miträtseln animiert, während er mitfiebert, welche Richtung die Handlung wohl nehmen wird. Dazu kommen die farbenfrohen Beschreibungen der Örtlichkeiten, so dass der Leser neben der Apotheke, auch St. Davids und das Anwesen Cold Ashton Manor klar vor dem inneren Auge hat. Der christliche Aspekt wird wunderbar mit der Handlung verwoben, in denen es neben Vergebung vor allem um Gottvertrauen geht.
Ihre Charaktere hat die Autorin detailreich und lebendig in Szene gesetzt, sie sind ihrer Zeit gemäß wunderbar eingepasst, besitzen glaubwürdige menschliche Ecken und Kanten, die sie authentisch wirken lassen und den Leser sofort von sich überzeugen können, der regelrecht mit ihnen fiebert. Amber ist eine offene, großzügige, warmherzige, tiefgläubige und hilfsbereite junge Frau, die sich sofort ins Leserherz schleicht. Richard ist ein aufrichtiger, ehrlicher und tierlieber Mann, der sich seiner Verantwortung bewusst ist und in deshalb in einer Zwickmühle sitzt. Sir Millweard ist ein sympathischer Mann, der jedem ohne Standesdünkel seine Unterstützung angedeihen lässt. Francis ist Richard ein echter Freund, der ihm auch schonungslos ins Gewissen zu reden weiß. Ambers Tante Juliette sowie Onkel Ethan sind herzensgute Menschen, die Amber eine neue Heimat bieten. Richards Vater ist ein Egoist, dem das Wasser bis zum Hals steht. Lady Helen ist zwar vermögend, kann sich damit aber nicht das Glück der wahren Liebe erkaufen.
„Die zweite Braut von Cold Ashton Manor“ ist ein rundum gelungenes Gesamtpaket aus historischem Roman, bittersüßer Liebesgeschichte und vielen Spannungsmomenten. Unvorhersehbar und zum Miträtseln, dabei ein wunderbares Kopfkino – sehr empfehlenswert, hier ist eine absolute Leseempfehlung mehr als verdient!!!