Beine breit - wir sind im 14. Jahrhundert, da gehts hoch her...
Tilla ist die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns, des Herren Willinger. Als ihr Vater plötzlich stirbt verheiratet ihr Bruder Otfried sie kurzerhand gegen ihren Willen mit einem anderen, älteren Kaufmann ...
Tilla ist die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns, des Herren Willinger. Als ihr Vater plötzlich stirbt verheiratet ihr Bruder Otfried sie kurzerhand gegen ihren Willen mit einem anderen, älteren Kaufmann (Veit Gürtler). Auch führt ihr Bruder den Wunsch des Vaters nicht aus, sein Herz solle in Santiago bestattet werden. Als Tilla plötzlich fliehen muss, befindet sie sich auf dem Weg nach Santiago de Compostela...
Ich war durchaus gespannt auf dieses Buch, früher habe ich ja öfter mal historische Romane, wozu ich auch "Die Pilgerin" zähle, gelesen, zuletzt eher weniger. Die Geschichte klang für mich recht spannend, wenn gleich mich das Buch nicht 100%ig in seinen Bann gezogen hat. Ich wollte durchaus immer wieder wissen, wie die Geschichte weiter geht, dass man jedoch vor Neugier alles stehen und liegen lassen möchte, um endlich weiterzulesen, das war hier nicht der Fall.
Der Schreibstil von Iny Lorentz gefällt mir gut, das Buch ist gut lesbar und auch gut verständlich, verschiedene spezielle Begriffe für die damalige Zeit sind ganz hinten im Buch im Glossar noch mal aufgeführt und auch erklärt, was ich gut finde. Die Sprache mag ich auch gerne, so dass die Wortwahl hier durchaus sehr bedacht und nicht einfach ist, es sind aber auch keine komplizierten Fremdwörter enthalten, auch arg verschachtelte Sätze, die man dreimal lesen muss, ehe man sie versteht (haha, das hier ist jetzt einer!) sind mir nicht in Erinnerung.
Die Geschichte ist recht gut überlegt, es hat alles Hand und Fuß, so dass es ja den Jakobsweg nach Santiago de Compostela wirklich gibt, wahrscheinlich auch die aufgeführten Orte und Stationen. (Ich habe das nicht wirklich überprüft.) Was zusätzlich noch ganz schön ist:
ganz vorn im Buch ist eine Karte abgedruckt, hier ist ein Überblick zu finden, wie damals welche Gebiete hießen (Spanien - Kastilien), bzw. man sieht wo die Eidgenossen ansässig waren. Habe ich, lustigerweise, irgendwie erst zum Schluss entdeckt. Nun ja... ;)
Grundsätzlich war das Buch spannend geschrieben, es hat mich schon gereizt, immer wieder zu wissen, wie das Buch weitergeht, ich habe auch mal locker 200 Seiten am Stück gelesen, eben: weil ich Zeit hatte und das Buch auslesen wollte. Aber einen so ganz argen "Suchtfaktor" hatte das Buch für mich nicht. Entsprechend ziehe ich hier gesamt einen Stern ab. Was ich auch etwas schwierig fand war die Anzahl der Personen im Buch. Da zeitweise den Überblick zu behalten, fand ich durchaus eine Herausforderung. (Ja, das Personenverzeichnis hinten im Buch - aber auch das habe ich nach dem Lesen erst gesehen - für mich gibts keinen Grund hinten im Buch zu lesen...)
Was ich ein wenig krass fand: gefühlt geht es mindestens alle 10-20 Seiten heiß her, d.h. die Söldner überfallen jemanden und vergewaltigen die Frauen, die Pilger bzw. die Bürger sind generell heiß aufeinander, nun ja... Natürlich ist das sicher auch Bestandteil der damaligen Zeit gewesen - aber ob man da wirklich so geil aufeinander war...?
Von mir gibts für dieses Buch durchaus eine Leseempfehlung und 4 von 5 Sternen.