Liebe in finsteren Zeiten
„...Aber die Aufgabe des Arztes besteht darin, Leben zu retten und Leben retten ist seine Freude...“
Die ersten sechs Jahre verlebt Peter bei seinem Vater. Seine Mutter war bei einem Autounfall gestorben. ...
„...Aber die Aufgabe des Arztes besteht darin, Leben zu retten und Leben retten ist seine Freude...“
Die ersten sechs Jahre verlebt Peter bei seinem Vater. Seine Mutter war bei einem Autounfall gestorben. Laszlo Nagel, studierter Jurist in diplomatischen Dienst, nimmt sich Zeit für den Jungen. Er sprüht vor Lebenslust. Dann aber kommt Peter zu seinem Opa nach Ungarn. Dort herrscht ein geregelter Tagesablauf. Dr. Nagel ist Arzt.
Im Jahre 1938 geht Laszlo Nagel als Diplomat nach Berlin und nimmt seinen Sohn mit. Doch die gemeinsame Zeit ist kurz. Peter begreift noch nicht, was um ihn geschieht. Sein Vater aber sieht die Gefahr. Peters Mutter war Jüdin. Deshalb schickt Laszlo den Sohn zurück zum Großvater nach Ungarn. Beide tauschen Briefe aus. In seinen Briefen malt Laszlo für den Sohn eine friedvolle Welt.
Die Autorin hat ein sehr berührendes Buch geschrieben. Es veranschaulicht die unterschiedlichen Facetten der Liebe.
Laszlos lebensfrohe Art sorgt für eine zauberhafte Kindheit des Jungen. Seinen Opa ist es nicht gegeben, Gefühle in Worte zu fassen. Erst am Ende des Buches wird klar, was er aus stiller Liebe für den Enkel getan hat.
Der Schriftstil gibt einem brisanten Thema ein ganz eigenes Gesicht. Dafür sorgt die beschreibende, fast sachliche Art. Es ist bewegend, wie die Erwachsenen für Laszlo in der Reichskristallnacht das Geschehen so organisieren, dass er die Brisanz nicht im mindesten spürt. Kleine Lichtblicke zwischendurch weisen darauf hin, dass nicht alles so ist, wie es scheint. So muss sich Laszlo die Briefe des Vaters vorlesen lassen, weil die Schrift schlecht lesbar ist. Plötzlich aber kommen Briefe, die mit Schreibmaschine geschrieben sind. Der unterschiedliche Charakter von Laszlo und Dr. Nagel wird deutlich herausgearbeitet. Obiges Zitat stammt von Dr. Nagel.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Besser als im letzte Abschnitt des Buches kann man nicht formulieren, wer wie Peters Leben beeinflusst hat.
„...Er ist immer elegant angezogen wie seine Tante Eva, er hat sich etwas von der draufgängerischen Art seines Vaters bewahrt, und er besitzt Theas warmes Herz, aber er ist ruhig und besonnen wie sein Großvater, Dr. Nagel...“