Wie ein Licht in dunkler Nacht
Seine schönsten Kindheitssommer hat der Militärarzt Ben Garrison bei seinem Großvater Skip in Hope Harbor verbracht und ihn sowohl auf seinem Boot als auch zu Spaziergängen am Leuchtturm begleitet. Nun ...
Seine schönsten Kindheitssommer hat der Militärarzt Ben Garrison bei seinem Großvater Skip in Hope Harbor verbracht und ihn sowohl auf seinem Boot als auch zu Spaziergängen am Leuchtturm begleitet. Nun ist Skip tot und Ben kehrt nach langer Zeit in den kleinen Küstenort zurück, um den Nachlass zu regeln. Dazu gehört zu Bens großer Überraschung auch der Leuchtturm, den Skip vor einigen Jahren von der Stadt gekauft hat. Ben, der dem Militärdienst den Rücken gekehrt hat, will alles so schnell wie möglich abwickeln und verkaufen, um sich dann auf den Weg nach Ohio zu machen, wo er die Aussicht auf eine Partnerschaft in einer Arztpraxis hat. Die Begegnung mit Marci Weber, der Eigentümerin der lokalen Zeitung, hat er allerdings nicht eingeplant. Als Marci hört, dass der Leuchtturm verkauft und womöglich einem Gebäudekomplex weichen soll, setzt sie alles daran, dies zu verhindern. Ob sie Ben von ihren Plänen überzeugen kann?
Irene Hannon hat mit „Der Leuchtturm von Hope Harbor“ einen weiteren wunderschönen Episodenroman über das kleine fiktive Küstenstädtchen Hope Harbour vorgelegt, dass für Kenner inzwischen ein Sinnbild für gefühlvolle Begegnungen, romantische Liebesgeschichten und aktuelle Themen geworden ist. Der flüssige, bildhafte, einfühlsame und fesselnde Schreibstil lässt den Leser schnell gedanklich ins malerische Hope Harbor reisen und sich unter die bereits liebgewonnenen Küstenbewohner mischen darf, während er neben Ben und Marci auch Gregg und Rachel näher kennenlernt. Neben der wunderschön gezeichneten Landschaft erlebt der Leser ein Wechselbad der Gefühle teils begleitet von kriminalistischen Spannungselementen, aber auch von alltäglichen Sorgen, alten Erinnerungen, belastende Dinge aus der Vergangenheit sowie die Neuausrichtung des Lebens aufgrund von gravierenden Veränderungen. Themen wie Stalking oder Invalidität finden hier ebenso ihren Raum wie auch unterdrückte Gefühle, Aussprachen oder das Gemeinschaftsprojekt „Rettet den Leuchtturm“, das für einige der Beginn eines neuen Lebens bedeutet. Die Autorin versteht es meisterhaft, all dieses wunderbar miteinander zu verknüpfen und währenddessen auch die christliche Botschaft der Nächstenliebe, des Vertrauens und Verzeihens miteinzubinden.
Die Charaktere sind so liebevoll gestrickt und mit Leben versehen, dass der Leser sich in ihrer Mitte wie unter alten Freunden fühlt, gespannt ihre Wege verfolgt und er mit ihnen fiebert. Ben ist ein sehr einfühlsamer und feinfühliger Mann, der mit dem Arztberuf genau die richtige Wahl getroffen hat. In seiner Vergangenheit hat er einige unschöne Erfahrungen machen müssen, doch lässt er sich davon nicht unterkriegen. Ben strahlt Ruhe, Kompetenz und Hilfsbereitschaft aus. Marci ist ein Temperamentsbolzen, die ihr Herz auf der Zunge trägt. Sie ist nicht die Geduldigste und schießt schnell mal über das Ziel hinaus. Aber sie ist eine freundliche und offene Frau, die andere gern unterstützt. Gregg ist seit einem Kriegseinsatz verletzt und lässt sich seitdem gehen, was seiner noch jungen Ehe mit Rachel gar nicht bekommt. Rachel ist eine fleißige und intelligente Frau, die ihren Ehemann nicht verlieren möchte und ihm ein Ultimatum stellt. Taco-Koch Charley ist wieder einmal die Schlüsselfigur, mit seiner besonnenen Art gibt er so manche Weisheit von sich, die anderen die Augen öffnen. Aber auch das Möwenpärchen Floyd und Gladys sorgt für einige Schmunzler, denn ihr Auftritt verblüfft immer wieder aufs Neue.
„Der Leuchtturm von Hope Harbor“ ist ein wunderschöner und tiefgründiger Roman, den man, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen kann. Mit hinreißendem Gespür für Charaktere und Geschichten lässt die Autorin den Leser an der Handlung teilhaben und zaubert ihm am Ende ein Gefühl von Zufriedenheit und Wohlgefühl ins Gesicht. Einfach wunderbar und sehr empfehlenswert!