Cover-Bild Südbalkon
9,50
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 254
  • Ersterscheinung: 05.12.2014
  • ISBN: 9783746630748
Isabella Straub

Südbalkon

Roman

Das Leben ist kein Südbalkon Ruth tut, was der Rest der Gesellschaft sich wünscht: Nichts. sie hat keinen Job, keine Kinder, nur einen Freund, für den sie das Flittchen spielt, bevor er wieder hinter dem Computer verschwindet. Ruth ist Außenseiterin, aber gerade weil sie nicht am normalen Leben teilnimmt, kann sie uns alles darüber erzählen. Voll Sehnsucht und Abscheu zugleich schaut sie in die Wohnungen der anderen, verabredet sich zum Kaffee aus Kostengründen in Möbelgeschäften, trifft sich zum Rendezvous im Küchenstudio und beobachtet zur Ermunterung Kranke vor der Klinik. In der modernen Stadt mit der allgemein zur Schau getragenen Happyness findet sie einfach keinen Platz. Bis sie Pawel begegnet. "Kluge Gesellschaftsanalyse ... alle Pointen zünden ... erinnert an die Kunst und Literatur der neuen Sachlichkeit." (Jan Wiele, FAZ); „... voller Erfindungsgabe und voll einer emotionalen Kraft, die sein Witz nicht aufhebt, sondern scharf beleuchtet." (Burkhard Müller, SZ) "Ruth Amsel würde es hassen, dies zu hören, aber: Was für eine Bereicherung für die Gesellschaft.“ (Maren Keller, Kulturspiegel)

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2017

Der schönste Platz ist immer auf dem Südbalkon

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Und dort befindet sich Ruth Amsel nicht unbedingt: arbeitslos hängt sie viele Stunden am Tag allein in der Wohnung, die sie zusammen mit Freund Raoul - die Beziehung hat auch schon bessere Tage gesehen ...

Und dort befindet sich Ruth Amsel nicht unbedingt: arbeitslos hängt sie viele Stunden am Tag allein in der Wohnung, die sie zusammen mit Freund Raoul - die Beziehung hat auch schon bessere Tage gesehen - bewohnt, herum, hat Zweifel an der Loyalität ihrer Freundin Maja... und eben nur einen Westbalkon in einer Hochhauswohnung. Den nutzt sie allerdings voll aus, um ihre Nachbarn zu beobachten. Damit vergehen ihre Tage, unterbrochen von Putzorgien, vereinzelten Treffs mit Maja - bevorzugt in Musterwohnungen von Möbelhäusern, da es dort billiger ist als im Café und von Besuchen bei der Gesellschaft für W., nämlich für Wiedereingliederung. Ruth, eine lustlose Vertreterin der Gesellschaft, eine Parasitin? Nichts weniger als das, doch das werden Sie selbst wahrnehmen, wenn sie Isabella Straubs herrlich konstruierten Roman lesen, nein: genießen.

Gelegentliche Abstecher ins Tragikomische offenbaren Ruths wunde Stellen. Wahrhaft kein Mensch, der auf der Sonnenseite des Lebens weilt. Aber trotzdem ist dies ein helles, ein lichtes Buch, weit entfernt davon, für Frustration zu sorgen.

Die Ursache dafür ist nur durch die Lektüre desselben herauszufinden, aber glauben Sie mir - es lohnt sich, in diese von isabella Straub geschaffene Welt einzutauchen. Ihre Sätze sind treffend - auf wenigen Seiten skizziert sie eine Fülle von Charakteren, auf die man erstmal kommen muss - und die man so schnell nicht vergisst - und auch die Handlung ist nicht ohne. Hier zeigt sich, dass das Alltägliche oft die besten Geschichten birgt.

Als Kölnerin habe ich quasi mit der Muttermilch eingesogen, dass der schönste Platz immer an der Theke ist. Doch Isabella Straub hat mich eines Besseren belehrt - er ist auf dem Südbalkon, auf dem Südbalkon des Lebens nämlich, also quasi auf der Sonnenseite. Und oft sind es Kleinigkeiten, die einem dazu verhelfen, dort hinzukommen. Beispielsweise dieses Buch - satirisch, aber nie zynisch: es macht einfach gute Laune!

Veröffentlicht am 18.03.2017

Südbalkon

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Haste nix - biste nix ?!

"Südbalkon" ist ein wunderbarer Roman, sprachlich und stilistisch sehr gut geschrieben. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Protagonistin, Ruth Barbara ...

Haste nix - biste nix ?!

"Südbalkon" ist ein wunderbarer Roman, sprachlich und stilistisch sehr gut geschrieben. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Protagonistin, Ruth Barbara Amsel, ist nach einem abgebrochenen Medizinstudium und einem Praktikum in der Traueranzeigenredaktion arbeitslos. Sie lebt mit ihrem Freund Raoul in einer kleinen Wohnung in Wien. Vordergründig ist Ruth eine "Versagerin" - keine Karriere, kein Kind, den Dienst an der Gesellschaft hat sie also nicht erfüllt. Ruth ist das einzige Kind ihrer Eltern und konnte den Traum vom sozialen Aufstieg auch für die Eltern nicht erfüllen. Eine gewisse soziale Aussortiererei gab es bereits in der Schule - Ruth trug die falschen Klamotten, war ergo nicht wohlhabend genug, um in die "Selma - Bande" aufgenommen zu werden. Aus der Schulzeit kennt sie ihre beste Freundin Maja, der der soziale Aufstieg qua Heirat geglückt ist. Die beiden Frauen treffen sich zum Kaffeetrinken im Möbelhaus, denn Ruth muss sparen.
Geht Ruth mal shoppen oder in ein chices Café, so wird ihr mehr oder weniger unterschwellig suggeriert , dass sie nicht "dazu" gehört.
Dann gibt es noch Herrn Othmar, Ruths Fallmanager, und die Nachbarn im Haus. Gestrenge Senioren mit Hund und eine junge Familie, die aber nicht glücklich zu sein scheint. Ausserdem hat Ruth einen Lieblingsmetzger im Viertel.
Isabella Straub hat einen guten Blick für's Detail und seziert menschliche Befindlichkeiten, indem sie scheinbar absurde Situationen entwirft. Teilweise erinnerte mich der Roman an Shalevs "Liebesleben" oder an Kimhis "Die weinende Susannah" (ein Roman, der noch komplexer ist. Susannah wird quasi "wachgeküsst" und traut sich dann ein neues Leben zu,anders als Ruth Barbara).

Teilweise gleicht der Roman "Südbalkon" einem Traum; Reales und Surreales wird vermischt .
Die Frage nach Beständigkeit und Loyalität spiegelt sich auch im Zerfall der elterlichen Ehe, und schliesslich glaubt auch Ruth zu erkennen, dass ihre Beziehung mit Raoul am Ende ist. Das Ende des Romans ist jedoch offen...
"Südbalkon" ist glücklicherweise völlig frei von Klamauk. Eine ernste Geschichte, die jedoch viel Humor zu bieten hat.
Es ist die Geschichte einer Frau; von seichter chicklit jedoch meilenweit entfernt. Ich habe mich während der Lektüre keine Sekunde lang gelangweilt. Es wird zwar Sozialkritik geübt, dies geschieht aber nie in einem anklagenden Ton, eher en passant.
Was mir besonders gut an "Südbalkon" gefällt - Ruth lernt zwar einen neuen Mann kennen & sie hat einen Job in Aussicht, aber es löst sich eben nicht alles in Wohlgefallen auf, denn das Leben an sich ist nun einmal grotesk...

MIt "Südbalkon" hat die Autorin Isabella Straub ein wunderbares Debüt vorgelegt. Den Roman wird man entweder lieben oder hassen.

Ich freue mich schon auf den nächsten Roman aus Isabella Straubs Feder.