Spannende erste, schwache zweite Hälfte
Irland, im Jahr 1849: Die Hungersnot hat die Bevölkerung fest im Griff. Als beinahe ihr ganzes Dorf zugrunde geht, gelingt der jungen Honora die Flucht nach Amerika.
Doch auch hier ist sie weit entfernt ...
Irland, im Jahr 1849: Die Hungersnot hat die Bevölkerung fest im Griff. Als beinahe ihr ganzes Dorf zugrunde geht, gelingt der jungen Honora die Flucht nach Amerika.
Doch auch hier ist sie weit entfernt vom Glücklichsein. Sie kämpft sich von einer Misere in die nächste, gibt nicht auf, um sich ihren großen Traum zu erfüllen: Freiheit.
Jacqueline O'Mahony behandelt in ihrem Roman “Sing, wilder Vogel, sing” ein bedeutendes Kapitel der irischen Geschichte: die große Hungersnot im 19. Jahrhundert. Interessant ist dabei die Wahl der Protagonistin. Es geht um eine junge Frau, die schon immer anders war, der von Geburt an eingeredet wurde, sie stünde unter einem Fluch und die sich nie verstanden gefühlt hat.
Leider finde ich sie etwas überzeichnet: sie kann alles, weiß alles, überlebt alles, sodass sie irgendwann einfach nicht mehr glaubhaft ist. Ein paar Schwächen hätten ihrer Authentizität meiner Meinung nach ganz gutgetan.
Der Irland-Teil des Buches ist intensiv, dramatisch und fesselnd. Man fühlt mit den Charakteren mit und kann deren Verzweiflung geradezu greifen.
Dann folgt die Flucht und der Amerika-Teil und die Atmosphäre ist verschwunden. Hier wird alles nur noch sehr oberflächlich behandelt, man fühlt als Leserin nicht mehr mit und man hat den Verdacht, die Autorin wolle zu viele Themen in zu wenig Seiten quetschen.
Der Schreibstil O'Mahonys ist angenehm poetisch, die Ausdrucksweise sehr gewählt und metaphorisch. Leider doppeln sich einige Formulierungen.
Insgesamt ist es ein Roman mit einem interessanten Thema und einer besonderen Protagonistin, der mich allerdings nicht überzeugen konnte. Nach dem mitreißenden Anfang dachte ich, dies könnte ein Fünf-Sterne-Buch werden, so sind es leider nur ⭐️3/5⭐️.
aus dem irischen Englisch von pociao und Roberto de Hollanda