Erzählerisch herausragend
Zur SeeDörte Hansens dritter Roman “Zur See” handelt vom Leben auf einer deutschen Nordseeinsel: wie es sich im Laufe der Jahr(hundert)e gewandelt hat, was geblieben ist und was der steigende Tourismus für Veränderungen ...
Dörte Hansens dritter Roman “Zur See” handelt vom Leben auf einer deutschen Nordseeinsel: wie es sich im Laufe der Jahr(hundert)e gewandelt hat, was geblieben ist und was der steigende Tourismus für Veränderungen bewirkt. Repräsentiert wird die Situation durch Familie Sander, Eltern und drei erwachsene Kinder, welche alle auf der Insel leben und doch keine Gemeinsamkeiten zu haben scheinen.
Hansen übertrifft sich mit ihrer sprachlichen Brillanz mal wieder selbst, ihre mit Worten geformten Bilder sind klar und ernüchternd, der Ton rau, teils melancholisch und oft mit einer Prise Humor versehen. Für die Sprache würde ich eine glatte 5/5 vergeben und schon allein um ihrer willen habe ich das Buch gern gelesen.
Auch die Familie (und weitere Charaktere) wurde vortrefflich porträtiert und jede*r Sander wird mindestens einmal genauer beleuchtet und darf seine Gedanken, Wünsche, Träume oder eben das Abhandensein dieser offenbaren.
Der Roman umfasst ziemlich genau ein Jahr auf der Insel (was ich als Idee ziemlich mochte), mir hat jedoch etwas mehr Handlung gefehlt. Wir lernen die Figuren zwar wunderbar kennen, aber viel passiert nicht.
Für mich persönlich kommt “Zur See” nicht an Hansens Vorgängerromane ran (bin aber auch nicht so der Meer-Typ), dennoch habe ich es sehr gerne gelesen - Stimmung, Wortwahl, Charaktere waren wieder einmal exzellent. ⭐️4/5⭐️