Weihnachten steht vor der Tür und die 65-jährige Luise, die seit 5 Jahre Witwe ist, möchte diesmal nicht mit ihrem Sohn und seiner Familie feiern. Vielmehr möchte sie das Versprechen einlösen, dass sie und ihr verstorbener Mann Hubert sich gegenseitig gegeben haben: noch einmal Weihnachten in Lübeck verbringen. So macht sie sich nun allein, in Gedanken bei Hubert, der sie auf einem Foto begleitet, auf den Weg in die alte Hansestadt, wo das weltbekannte Marzipan hergestellt wird. Nachdem der Ankunft lässt sie sich in einem Café nieder, dass ihr so bekannt vorkommt, denn mit Hubert war sie schon einmal hier. Da muss man sich doch gleich wohlfühlen! Dazu trägt auch ihre neue Bekanntschaft, der Zuckerbäcker Ludwig bei, dem das Café gehört. Die beiden haben sich bald viel zu erzählen und kommen sich über die vielen herrlichen Backwaren schnell näher. Ob es für Luise noch einmal eine Liebe geben wird?
Jan Steinbach hat mit seinem Buch „Das Café der kleinen Kostbarkeiten“ einen wunderschönen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der wunderbar in die jetzige Jahreszeit passt und das heimelige Gefühl von Weihnachten aufleben lässt. Der Schreibstil ist flüssig und vor allem bildhaft, der Autor versteht es prächtig, den Leser mit Luise nach Lübeck reisen zu lassen, wo er sich unsichtbar an ihrer Seite im Café niederlässt und die dortige wohlige Atmosphäre einatmen darf verbunden mit den schönen Gerüchen von Backwaren und frisch gebrühtem Kaffee, während die Kundschaft sich die Klinke in die Hand gibt und einige Schicksale durch die Tür wehen. Allen voran aber steht Luise im Fokus, die sich ihren Erinnerungen hingibt und endlich aus ihrem Alltag ausbricht, um etwas Neues zu wagen. Die festlich geschmückte geschichtsträchtige Stadt baut aufgrund der schönen Beschreibungen vor dem inneren Auge des Lesers ebenso auf wie das Interieur des Cafés mit seinen Torten sowie die Verführungen, die in Ludwigs Backstube das Licht der Welt erblicken. Auch die Rezepte im Anhang sind ein Pluspunkt, denn man kann als Leser gar nicht anders, als diese einmal auszutesten.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie wirken lebendig und authentisch, so dass der Leser sich gut mit ihnen identifizieren kann. Sie wachsen einem beim Lesen regelrecht ans Herz, dass man sich gar nicht trennen mag. Luise ist eine patente Frau, die ihren Mann sehr geliebt hat. Sie liebt auch ihren Sohn, aber diesmal muss sie etwas für sich selbst tun. Luise liebt das Backen und hat das Herz am rechten Fleck. Aber manchmal plagen sie auch Zweifel an ihrer eigenen Courage, dann macht sie einen Schritt zurück. Zu lange ist sie schon allein, zu lange war sie verheiratet, als dass sie daran glauben könnte, nochmal das Glück der Liebe zu finden. Ludwig ist ein freundlicher Mann, der seinen Beruf liebt und sich in seinem Café zuhause fühlt. Diese Atmosphäre lässt er auch seinen Gästen zuteilwerden, die alle herzlich willkommen sind. Auch Ludwig ist seit Jahren einsam und hat nicht mehr daran geglaubt, der Liebe nochmals zu begegnen. Er ist auf liebenswerte Weise hartnäckig und einfühlsam.
„Das Café der kleinen Kostbarkeiten“ hat alles, was es für eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte braucht: Atmosphäre, tolle Beschreibungen der Örtlichkeiten, warmherzige Protagonisten und eine liebevolle Geschichte aus dem wirklichen Leben, wie sie jeden Tag irgendwo passieren kann. Gerade das macht das Buch besonders und verdient jede einzelne Leseminute. Absolute Empfehlung für eine echte Entdeckung!