„Gewöhnliche“ Werke über die Entwicklung der menschlichen Zivilisation stellen die diversen Stufen zur Entstehung einer fortschrittlichen Gesellschaft (zum Beispiel Einführung von Ackerbau und Viehzucht, ...
„Gewöhnliche“ Werke über die Entwicklung der menschlichen Zivilisation stellen die diversen Stufen zur Entstehung einer fortschrittlichen Gesellschaft (zum Beispiel Einführung von Ackerbau und Viehzucht, Schrift) sowie deren unterschiedliche Verläufe in den verschiedenen Regionen der Erde dar, wobei das Hauptaugenmerk normalerweise auf den Gesellschaften des Mittelmeerraumes liegt. Eine Erklärung für diese Unterschiede fehlt aber meist.
Jared Diamond geht hierzu von einem neuen Ansatz aus: Er untersucht, inwieweit die geographischen Gegebenheiten eines Kontinents sich auf das Schicksal der dort lebenden Bevölkerung auswirkten und geht der Frage nach, warum beispielsweise Europäer Amerika besetzten und nicht umgekehrt. Dabei stellt sich heraus, dass die Bewohner Eurasiens(das Diamond zusammen mit Nordafrika als einen Kontinent auffasst) von vorneherein begünstigt waren: In ihrem Lebensraum fanden sich die meisten domestizierbaren Pflanzen- und Tierarten, die sich – wie auch die hier gemachten Erfindungen – wegen der in Ost-West-Richtung verlaufenden Hauptachse des Kontinents auch besser ausbreiten konnten. Aus diesen Gründen entstanden die ersten Hochkulturen in Eurasien, aus denen sich in weiterer Folge die ersten Staaten und Reiche entwickelten.
Der wahre Grund für die Vorherrschaft eurasischer Völker liegt also in der unterschiedlichen geographischen Ausgangsposition, nicht in Unterschieden der Bevölkerung. Diese Theorie untermauert Diamond mit eindrucksvollen Belegen aus diversen Bereichen der Naturwissenschaften. Sein Buch ist darüberhinaus spannend und flüssig geschrieben, sodass es völlig zu Recht mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde.
Schade nur, dass die mindestens genauso interessante Fragestellung, warum innerhalb Eurasiens gerade die europäischen Länder (und nicht etwa China oder Arabien) ab dem Ende des Mittelalters die Vorreiterrolle übernahmen, nicht näher behandelt, sondern nur im Epilog kurz angesprochen wird. Ein ausführlicheres Buch zu diesem Thema würde eine echte Marktlücke füllen.