Blick in andere Lebenswelten
Julia bekommt den Job im Cascine, dem angesagten Szenelokal mit der gehobenen Küche. Sie soll die stellvertretende Küchenchefin Lena ersetzen. Eigentlich ist Julia eher als Heulsuse und Jasagerin bekannt, ...
Julia bekommt den Job im Cascine, dem angesagten Szenelokal mit der gehobenen Küche. Sie soll die stellvertretende Küchenchefin Lena ersetzen. Eigentlich ist Julia eher als Heulsuse und Jasagerin bekannt, das darf jetzt allerdings niemand merken, sonst geht sie in dem rauen Ton unter. Nach drei Probeschichten hat sie das Team überzeugt. Es dauert gar nicht lange, da hat der andere stellvertretende Küchenchef Nathan Julia romantisch im Auge. Julia allerdings konzentriert sich darauf, dem Küchenchef und Pächter Ellery näher zu kommen. Ellery geht auf ihre Avancen ein und sie werden ein Paar. Sie tingeln durch die angesagte Gastronomie Londons und es dauert nicht lang, bis Julia pleite ist. Ellery hat ein Drogenproblem und eine Tochter, beides erfährt Julia eher am Rande. Als Julias Vorreiterin Lena ihr eine Mail schickt: Ellery der Psycho solle sie endlich in Ruhe lassen!“, möchte Julia darüber nicht weiter nachdenken, doch Lenas hingeworfene Worte beginnen ein Eigenleben in ihrem Kopf.
Auf Tedds Party taucht Nick eher unerwartet auf. Er hofft, dass seine Ex Julia auch anwesend ist und wird enttäuscht. Im Laufe des Abends hat er sich so zugedröhnt, dass er kaum den Weg nach Hause findet. Auch Nicks Ausgaben haben sein Einkommen bei weitem überstiegen, deshalb zieht er wieder zu seinen Eltern. Er fasst den Entschluss, sich gründlich zu fangen und sein Leben zu ordnen, dazu gehört auch die Abstinenz.
In dem Büro, in dem Nick als Texter arbeitet, ist der Überschuss an alten Männern hoch. Jeder surft während der Arbeitszeit im Internet und geht seinen eigenen Bedürfnissen an Unterhaltung nach. Klamotten, Pornos, Dating-Apps und Social Media. Niemand weiß, dass eigens für die Überwachung der Internettätigkeiten ein Mitarbeiter einberufen wurde, aber bald werden es einige erfahren.
Fazit: Jem Calder hat in seinem ersten Buch einige Lebenswirklichkeiten geschaffen, die in kürzeren Geschichten, die lose miteinander verbunden sind, erzählt werden. Es geht um Bedürfnisse, wie der Wunsch nach Liebe und Partnerschaft, Dazugehören wollen und Freundschaft. Allen Darsteller*innen scheint etwas zu fehlen, das vor allem die männlichen durch Drogen, Alkohol und Sex zu kompensieren versuchen. Mehr oder weniger gescheiterte Existenzen, die durch die übernatürliche Zufuhr von Dopaminanregenden Substanzen ihr Leben zu bestreiten suchen. Der Autor hat die Unzulänglichkeiten mit feinem Gespür und Humor in Szene gesetzt und mich überlegen den Kopf schütteln und laut auflachen lassen. Ein interessanter Blick in andere Lebenswelten.