Leises Buch über Verlust und Trauerarbeit
Bei diesem Buch hat mich das Cover sofort angesprochen, obwohl oder gerade weil es so schlicht ist. In meinen Augen spiegelt es die im Klappentext heraufbeschworene Stimmung fabelhaft wider. Und wird ...
Bei diesem Buch hat mich das Cover sofort angesprochen, obwohl oder gerade weil es so schlicht ist. In meinen Augen spiegelt es die im Klappentext heraufbeschworene Stimmung fabelhaft wider. Und wird dem Inhalt perfekt gerecht, sodass ich Der Anfang von Danach wirklich genossen habe.
Das lag hauptsächlich an den Figuren. Diese bestechen vor allem durch ihre Durchschnittlichkeit und Natürlichkeit. Gerade bei dem sensiblen Thema, das sich die Autorin für ihren Plot ausgesucht hat, unterstützt diese Gestaltung die Botschaft, dass eine solche Situation jeden von uns treffen kann. Laurel ist kein herausragend toughes Mädchen, eher jemand, der in der Menge untergehen würde. Besonders nach dem Tod ihrer Familie will sie alles, nur nicht auffallen und zeigt sich meist sehr gehemmt und in sich gekehrt in ihrer Trauer. Hier fehlt mir ein bisschen die Wut, die sie spürbar unterdrückt und die bloß an wenigen Stellen zutage tritt.
Selbst in Davids Fall, der deutlich die eher aggressivere Richtung im Umgang mit dem Verlust seiner Mutter einschlägt, wird nicht viel von seinem Zorn gezeigt. Positiv daran ist allerdings, dass die beiden nicht aufgrund zu heftiger Gefühle sofort eine Beziehung miteinander eingehen. Die Liebesgeschichte ist natürlich vorhanden, aber zu meiner Erleichterung steht sie weder im Mittelpunkt noch entwickelt sie sich unrealistisch schnell.
Der Schreibstil hat etwas betont Ruhiges, Poetisches und unglaublich Emotionales an sich. Gleichzeitig ist er sehr jugendlich gehalten, ohne je schlicht zu werden oder in bloße Oberflächlichkeiten abzudriften. Auf diese Weise wird die passende Hintergrundatmosphäre für die Geschichte geschaffen: Leise, unaufdringlich und einfühlsam schildert Jennifer Castle die Ereignisse, die weniger durch ihre Spannung und Actionlastigkeit begeistern als durch die Tatsache, wie wunderbar realistisch sie sich präsentieren. Es gibt keine großen Showeffekte, keine hochstilisiert dramatischen Geschehnisse. Und trotzdem entspinnt sich eine interessante Story mit vielen faszinierenden Facetten, die einen zwar nicht immer regelrecht an die Seiten fesselt, dafür jedoch umso wirklichkeitsnaher erscheint. Man merkt dem Buch einfach an, wie viel Wert darauf gelegt wurde, diesem heiklen Anlass den richtigen Raum zu geben, sich zu präsentieren. Es wird in jedem Fall nichts überstürzt, verfälscht oder zurechtgebogen, um den Leser an sich zu binden. Und gerade das ist in meinen Augen das Beste an dem Roman, für den man sich etwas was mehr Zeit nehmen sollte, um ihn auf sich wirken zu lassen.
Fazit
Der Anfang von Danach ist eher ein stilles und leises Buch, das vor allem aufgrund seiner unaufdringlichen Zwischentöne begeistert. Menschlich natürliche Figuren, die das Alltägliche des Themas unterstreichen, ein einfühlsamer, poetischer Schreibstil und die eben nicht auf Effekthascherei getrimmte Szenen haben mich sofort für die Handlung eingenommen. Hin und wieder hätte ich mir vielleicht den einen oder anderen gefühlvollen und ein bisschen aggressiveren Ausbruch der Protagonisten gewünscht, natürlich im Rahmen ihrer charakterlichen Voraussetzungen.
Trotzdem kann ich den Roman wirklich jedem empfehlen, der gerne ruhigere Jugendgeschichten liest und sich auch in einen solchen Plot reindenken kann und will.