Amour fou
Wenn ein älterer Mann und eine junge Frau aufeinander treffen? In der alten DDR, unruhig bereits, weil sich zu viele gegen das Unrechtsystem auflehnen?
Jenny Erpenbeck nimmt sich dieses Themas an. Meisterhaft!
Der ...
Wenn ein älterer Mann und eine junge Frau aufeinander treffen? In der alten DDR, unruhig bereits, weil sich zu viele gegen das Unrechtsystem auflehnen?
Jenny Erpenbeck nimmt sich dieses Themas an. Meisterhaft!
Der ältere Mann, Hans, ein Frauenheld, gutaussehend, erfolgreich im DDR - System, ohne zu angepasst zu sein, trotzdem noch Freigeist, oder wieder zu einem geworden... und die junge Frau, Katharina, die diesen Mann 'zufällig' in der Straßenbahn in Berlin in die Augen sieht. Zufällig, ein Zufall, ein Augenblick, der ihre Leben verändert. Seines wie das ihrige...
Der Titel - Kairos - macht aufmerksam. Ein griechischer Begriff? Aus der Götterwelt? In der Tat - Kairos ist ein der drei Begriffe, die im antiken Griechenland für die Zeit existierte. Chronos und Äon, die anderen beiden. Kairos dagegen steht für - den günstigen Zeitpunkt für eine Handlung.
Der Zeitpunkt ist jetzt, sie haben sich getroffen. Die junge Studentin, noch unfertig in ihrer Lebensplanung, der ältere Mann, verheiratet, mit einer Geliebten, mit vielen Geliebten, untreu. Sohn.
Selbstverliebt. Ein Schriftsteller. Ein IM. Einer, ja, der es geschafft hat, sich in dem rigiden System durchzuschmuggeln. Er darf schreiben. Er hat sogar ein eigenes kleines Büro vom System erhalten...
Er spioniert nicht mehr, wird als unsicher in den Akten abgelegt... Und die junge Frau, Katharina, sie ist verliebt... jedet mit ihrem Umfeld darüber, den Eltern, den Freunden und Freundinnen, alle wissen Bescheid, und irgendwann auch die Ehefrau.
Sie, die Geliebte, umschleicht den Geliebten. Dringt in seine Privatsphäre ein. Folgt ihm in die familiären Ferien an die Ostsee, vögelt ihn im Sand, gibt sich auf, unterwirft sich ihm. Benimmt sich so weiblich wie viele Schattenfrauen es tun, der Liebe wegen, orientiert sich an ihm...
Bis ... ja ... bis... zum großen Knall!
Übrig bleibt der Karton, Erinnerungen, Postkarten, Papierfetzen...
Ein aufschlussreiches Buch: Zum System, zum Funktionieren in einer Diktatur, zu seiner persönlichen Freiheit...
Zu einer Liebe unter Extremzwang. Zu einer jungen Frau und zu einem älteren Mann...
Und - das Umschlagbild, der Karton, schlicht und einfach...
Jenne Erpenbeck. Sehr gut!